20-Stunden-Tage, kaum Urlaub: Nordkoreaner arbeiten in Russland "wie Sklaven"
Die BBC hat sechs nordkoreanische Arbeiter interviewt, die aus Russland geflohen sind. Sie berichten, dass sie um 6 Uhr morgens aufwachten und bis 2 Uhr morgens Hochhauswohnungen bauen mussten. Dabei hätten sie nur zwei freie Tage im Jahr gehabt.
„Es war schrecklich, aufzuwachen und festzustellen, dass man denselben Tag noch einmal wiederholen musste", erzählt einer der Bauarbeiter. Ein anderer berichtet, dass manche im Stehen einschliefen und daraufhin von Aufsehern geschlagen worden seien. "Es war wirklich so, als würden wir sterben."
Nordkoreaner arbeiten in Russland unter "miserablen Bedingungen"
Die Arbeiter seien dem Bericht zufolge Tag und Nacht auf ihren Baustellen eingesperrt und werden dort von Agenten des nordkoreanischen Sicherheitsdienstes überwacht. Schlafen müssen sie in überfüllten Schiffscontainern, die von Schmutz übersät und von Ungeziefer befallen sind. Andere übernachten in unfertigen Wohnblocks auf dem kalten Boden.
Professor Kang Dong-wan von der südkoreanischen Dong-A-Universität spricht von "miserablen Bedingungen". Die Arbeiter seien "sehr gefährlichen Situationen ausgesetzt. Nachts werden die Lichter ausgeschaltet, und sie arbeiten im Dunkeln und mit wenig Sicherheitsausrüstung." Der Professor ist mehrfach nach Russland gereist, um dort nordkoreanische Arbeiter zu befragen.
So berichtet einer der Männer, dass er einmal das Gesicht bei einem Vier-Meter-Sturz auf seiner Baustelle zertrümmert habe. Seine Vorgesetzen hätten ihn dennoch nicht von der Baustelle weggelassen, um ein Krankenhaus aufzusuchen.
"Ihr seid keine Menschen, sondern nur Maschinen, die sprechen können"
Viele Nordkoreaner nehmen Baujobs im Ausland an, da sie sich davon eine bessere Bezahlung versprechen als in ihrer Heimat. Doch in Russland folgte der Schock. Einer der Arbeiter habe sich "wie in einem Arbeitslager" gefühlt, "einem Gefängnis ohne Gitterstäbe". Er habe erfahren, dass andere Bauarbeiter aus Zentralasien für ein Drittel der Arbeit fünfmal mehr als er verdienen würden. Die anderen Arbeiter hätten die Nordkoreaner als Sklaven bezeichnet. „Ihr seid keine Menschen, sondern nur Maschinen, die sprechen können“, hätten sie gespottet.
Ein südkoreanischer Geheimdienstmitarbeiter sagte der BBC, dass im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Arbeiter nach Russland geschickt worden seien. In diesem Jahr erwartet man noch deutlich mehr, es könnten mehr als 50.000 Menschen entsendet werden. Nordkoreanische Arbeiter seien jetzt "überall in Russland".