Wegen Trump-Vorschlag zu Gebietstausch bricht in Ost-Ukraine Panik aus

Wenn am Freitag US-Präsident Donald Trump mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin über Frieden in der Ukraine verhandelt, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach um einen "Landtausch" gehen. Wie der aussehen soll, ist unklar. Zur Debatte steht aber offenbar, dass Russland Gebiete im Donbass zugeschlagen bekommt, die es gar nicht militärisch erobert hat.

Ost-Ukrainerin über Trump und Putin: "Für sie ist das alles nur Show"

Bei den ukrainischen Bewohnern dieser Landstriche löst dieses Szenario Unruhe aus. Im Gespräch mit CNN spricht der Journalist Mykhailo sogar von "Panik". Er lebt in Slowjansk, nördlich von Donezk. Die Stadt wird zwar immer wieder beschossen, ist aber unter ukrainischer Kontrolle. "Viele meiner Freunde möchten hierbleiben, aber wir alle müssten gehen", erklärt er.

Slowjansk
Bei den russischen Angriffen auf Slowjansk wurde eine Klinik zerstört. Gregor Fischer/dpa

In Slowjansk sind die Bewohner Veränderungen gewohnt. 2014 hatten russische Separatisten die Stadt eingenommen, später konnte die Ukraine sie zurückerobern. Dass nun ausgerechnet wegen der USA – eigentlich ein Verbündeter – die Stadt wieder an die Russen fallen könnte, frustriert viele. Eine Bewohnerin sagte zu CNN: "Für sie ist das alles nur Show. Sie beschließen das eine, sagen etwas anderes und tun wieder etwas anderes. So war Politik schon immer."

Stimmung kann zum Problem für Selenskyj werden

Auch bei Soldaten lösen die Pläne der Trump-Regierung Ablehnung aus, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Es sei unverständlich, dass sie seit Jahren um jeden Zentimeter Land kämpfen müssten und nun möglicherweise einfach Gebiete an Russland abgegeben würden. 

Die Stimmung in der Bevölkerung kann für Präsident Wolodymyr Selenskyj, der selbst nicht am Alaska-Gipfel teilnehmen wird, zum Problem werden. Einerseits kann er sich Gebietsabtretungen kaum erlauben, weil sonst womöglich eine Protestwelle über ihn hineinbrechen könnte. Andererseits ist er auf die Gunst Trumps bei Friedensverhandlungen angewiesen. Wohl auch deshalb zeigt sich Selenskyj mittlerweile offenbar bereit, zumindest Gebiete hinter der Frontlinie aufzugeben.

Russland versucht vor Gipfel Gelände zu gewinnen

So oder so glauben wenige in der Ost-Ukraine an einen dauerhaften Waffenstillstand. "Wir bereiten uns auf einen langen Krieg vor. Wir haben keine Illusionen, dass Russland aufhören wird", sagte ein Soldat zu AP. Ein anderer prophezeit, die Russen würden ihre Position an der Front versuchen zu verbessern, noch während der Gipfel in Alaska läuft. 

Tatsächlich gibt es Anzeichen, dass die russischen Truppen derzeit verstärkt versuchen, Gelände zu gewinnen. "Putin wird vermutlich versuchen, verstärkte taktische Vorstöße in Awdijiwka zu nutzen, um Bedingungen für Zugeständnisse der USA im russischen Krieg in der Ukraine zu schaffen", analysiert beispielsweise das Institute for the Study of War.