Konzert, Kinderfest und Kirchenkabarett zum Anzinger Festwochenende
Die Anzinger feiern an drei Tagen das Jubiläum der Skapulierbruderschaft, die heuer 400 Jahre alt wird: Mit einem Gospelkonzert, einem Kinderfest und Kirchenkabarett.

Anzing - Monatelang haben die Vorbereitungen gedauert. Viel ehrenamtlich eingebrachte Zeit war nötig, um alles so auf die Beine zu stellen, wie es geplant war. Und nun sind Festtage zur Feier des Jubiläums der Skapulierbruderschaft schon wieder Geschichte.
Mit einem viel beachteten Konzertabend in der erstmals seit Monaten wieder benutzbaren Pfarrkirche Mariä Geburt lockte die katholische Pfarrgemeinde schon am Freitag zahlreiche Gläubige an. Der mit viel Vorfreude erwartete Gospelchor St. Lukas aus München glänzte mit einem munteren, beschwingten, spirituellen und zeitweise jazzigen Vortrag. Am Samstagnachmittag waren Kinder zu einer Zaubervorstellung mit Werner Link und dem Puppentheater Zelinka ins Pfarrheim eingeladen worden. Leider blieb die Publikumsresonanz den Erwartungen zurück.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.)
Gut 80 Besucher füllten dann das Korbinian-Lehrberger-Haus am Abend zum Kirchenkabarett mit Werner Hofmann, Richard Stefke und Markus Lentner und ihrem Programm „Alles was ihr wollt“. Das Trio tritt bereits seit weit über 20 Jahren auf, um vorwiegend innerkirchliche Themen in einer für Kabarett typisch überspitzten, teils humoristischen und oft genug auch ernsten Art und Weise anzusprechen.
Ja, natürlich gab es hier und da Punkte im Programm, bei denen auch gelacht werden konnte. Dann nämlich, wenn die drei geradezu schonungslos aufdeckten, wie sich das System katholische Kirche selbst immer wieder blockiert. Wie es alles in Bewegung setzt, offiziell als dringend notwendig erachtete innere Veränderungen dann doch nicht zuzulassen; und so deutlich macht, sich selbst im Wege zu stehen. Die Akteure auf der Bühne sinnierten zugleich über den fehlenden Mut einzelner, auch einmal gegen den Mainstream zu schwimmen. Kritisierten offen, wie noch immer kirchenintern mit Frauen umgegangen werde. Oder wie man mit dem Gefühl von Ohnmacht eine Zeit auf sich zurollen sieht, die gekennzeichnet sein wird von einem massiven Mangel an hauptamtlichen Kräften. Oder wie der besonders in Deutschland unterstützte „Synodale Weg“ als Konzept für eine nachhaltige Zukunftsfähigkeit der Institution Kirche schon fast wieder verlassen wurde.
So richtig direkt wurde die Kritik aber bei einem Thema, das man auch an einem kabarettistischen Kirchenabend in diesen Zeiten wohl nicht weglassen kann, ohne sich ansonsten komplett selber infrage zu stellen. Die drei Akteure machten das an der Zahl 3677 fest. So vielen jungen Menschen wurde nachweislich durch die katholische Kirche sexuelle Gewalt angetan, hieß es. Und: Das passe nicht mehr unter den Teppich. Man habe im Team lange überlegen müssen, ob man das alles in einen Kabarettabend packen könne, von dem die Besucher im Vorfeld doch insgeheim stets erhoffen, zumindest ein Stück weit belustigt zu werden. Letztlich habe man sich doch dafür entschieden, die Ausmaße des noch lange nicht aufgearbeiteten Skandals doch auf kleine Bühnen zu bringen wie an diesem Abend im Anzinger Pfarrheim.
Das alles, hieß es, reiße die Kirche womöglich (noch) in den Abgrund. Und man selber stehe seither vor der Frage: Aufhören (mit Kirchenkabarett) oder weitermachen? Hier genau entschied auch das Anzinger Publikum mit. Und sprach sich für ein Weitermachen aus. Weil es eben auch so viel Positives über Kirche zu berichten gebe.
Die Kabarettisten, allesamt Religionspädagogen, mühten sich redlich, aufzuzeigen, was Kirche auch sein könne: humorvoll, (selbst-)kritisch, offen und liberal, innovativ, Hoffnung schenkend, ein positives Gefühl von Gemeinschaft versprühend, über sich selbst lachend. „Kirche hat dann Zukunft“, heißt es, „wenn sie selber Kabarett ist.“ Wen sie wieder mehr eine Bewegung von unten nach oben werde.
Meine news

Mit einem gut besuchten Festgottesdienst und Empfang im Pfarrheim endeten am Sonntag die Feierlichkeiten, die zugleich Patroziniumsfest waren.