Notenblätter mit Bügeleisen getrocknet: Hagel und Regen überflutet Archiv der Irschenhauser Blaskapelle
Wegen des Hagelunwetters läuft die Ickinger Ganztagsschule in Notbetrieb. Das Notenarchiv der Irschenhauser Blaskapelle wurde überschwemmt.
30 Minuten, dann war der Spuk vorbei. Wie berichtet, entlud sich am Freitagabend über Icking ein Hagel- und Regensturm. Die Bürgermeisterin der Gemeinde in Hanglange, Verena Reithmann, sprach sogar von einer Sturzflut. Nur aus Icking gingen innerhalb kürzester Zeit etwa 40 Notrufe bei der Integrierten Leitstelle ein. Neben überschwemmten Straßen stand die Grundschule und die Räume der Offenen Ganztagsschule sowie Irschenhauser Blaskapelle im dortigen Untergeschoss bis zu den Schultern in Schwierigkeiten. Doch die Betroffenen reagierten schnell.
So schlimm es Freitagnacht besonders in den Kellerräumen der Ickinger Grundschule noch aussah: Laut Schulleiterin Barbara Küst „ist der Großteil eigentlich schon geschafft“. Wie berichtet war am Freitagabend das Sommerfest der Grundschule gerade am Abklingen. Lehrkräfte und einige Besucher waren noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt, als das Unwetter über die Grundschule kam. „Zum Glück waren wir vor Ort“, sagt Küst. „Sonst hätten wir es vielleicht gar nicht so schnell bemerkt.“ Immerhin sei das Ärgste nach nur 20 Minuten vorbei gewesen.

„Das Schlimmste war der Hagel.“ Dieser durchschlug ein Fenster im Untergeschoss, „es war nur noch der Rahmen übrig“. In dem Kellerraum stand das Wasser 1,80 Meter hoch. Unmengen an Hagelkörnern, Wasser und Erde drangen ein, der Strom fiel aus. „Plötzlich war es stockdunkel. Das war heftig.“ Die Helfer vor Ort konnten laut Küst nur zusehen, wie durch das Schlüsselloch des Raumes mit kaputtem Fenster immer mehr Wasser in das Gebäude flutete, bis im Untergeschoss das Wasser teils 40 Zentimeter hoch stand.
Parkettboden im Lehrerzimmer ist gerettet
Bis 3 Uhr nachts waren Feuerwehr und Hausmeister dabei, die Folgen zu beseitigen. Heißt: Den Keller auspumpen respektive den Hagel per Schaufel aus dem Gebäude schippen und die Gegenstände zum Trocknen in die Turnhalle zu bringen. „Die hat zum Glück nichts abbekommen. Aber Sportunterricht findet die nächsten Tage draußen statt.“
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In der Zwischenzeit versuchten Eltern, Lehrkräfte und Schulleiterin bis 12 Uhr nachts im Lehrerzimmer und der Aula dem Hagel und Regen Herr zu werden. „Es hat nicht mehr reingetropft, das Wasser ist in Strömen reingeflossen.“ Mit vereinten Kräften „haben wir das aber gut geschafft“, sagt Küst. Der Parkettboden sei gerettet. „In den Räumen stehen nun für mehrere Wochen Trocknungsgeräte.“
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Die Offene Ganztagsschule im Untergeschoss der Grundschule habe es ebenfalls hart getroffen, meint Küst. In den Souterrain-Raum trat mit den Wassermassen „wahnsinnig viel Erde ein, es war eine dunkelbraune Brühe“. Aktuell herrscht dort Notbetrieb, Strom und Wasser soll bis Donnerstag instand gesetzt werden. „Manche Familien haben sich bereit erklärt, Ganztagsschüler von dort aufzunehmen.“
Unsere Konzertnoten haben überlebt – sie lagen zum Glück ganz oben in den Regalen.
Am Tag nach dem Unwetter stand laut Küst bereits ein Müllcontainer vor dem Gebäude. „Das ging alles so schnell, toll.“ Viele Familien, Lehrer, Schulkinder und Asylbewerber rückten an, um die Folgen des Unwetters zu beseitigen. Manche brachten frischen Kaffee mit, andere Nudelsalat, um nach einer Stärkung an der Seite von Rathauschefin Reithmann beschädigtes Inventar aus dem Gebäude zu tragen. Der Schulbetrieb lief am Montag wieder an.

Auch Hans Heß, Vize-Vorsitzender der Irschenhauser Blaskapelle, war am Samstag im Untergeschoss der Schule. Neben dem dortigen Proberaum stand das Wasser auch im Notenarchiv der Blaskapelle Mannshoch . „Das ist besonders bitter. Die jahrelange Arbeit unseres Notenwarts ist dahin“, sagt er. Die durchnässten Archivnoten wurden auf die Helfer verteilt, die sie zu Hause per Bügeleisen trockneten. „Einiges konnten wir damit retten.“
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Die meisten Schlagzeuge sind laut Heß nicht mehr brauchbar. „Die Klangkörper aus Pressholz sind verzogen, sie mit Fellen zu bespannen ist nicht mehr möglich.“ Zwar konnten die Musikanten mithilfe der Feuerwehr und Trachtler die Blechblasinstrumente schnell von Schmutz befreien und trocknen. „Doch wenn Wasser unter den Lack kommt, rosten die Instrumente. Das wäre schlimm.“ Den gesamten Schaden könne er daher noch nicht beziffern.
Zwar sei der Proberaum bereits von einer Firma gereinigt worden, Trocknungsgeräte stehen an den Wänden. Aber wie tief das Wasser in den Boden gedrungen ist, „können wir nur vermuten. Vielleicht müssen wir sogar den Estrich aufbohren.“ Daher müsse die Blaskapelle die nächste Zeit an einem anderen Ort für das Jubiläumskonzert am Samstag, 3. August, proben. „Wir haben aber schon viele Angebote von Vereinen und der Kirche bekommen“, sagt Heß. Eine weitere gute Nachricht: Beim Irschenhauser Musikfest „Musikanten im Dorf“ am Sonntag konnte die Blaskapelle dank der „vielen netten Menschen im Ort“ auftreten. Und das Jubiläumskonzert findet ebenfalls statt. Heß: „Unsere Konzertnoten haben überlebt – sie lagen zum Glück ganz oben in den Regalen des Archivs.“