Plötzlich rote Flecken an den Beinen? Alles über Erythema Nodosum

Erythema nodosum ist eine Erkrankung, die bei vielen Betroffenen für Verwirrung und Angst sorgen kann. Als entzündliche Reaktion des Unterhautfettgewebes tritt sie meist in Form von schmerzhaften, roten oder violetten Knötchen an den Schienbeinen auf, kann aber auch andere Körperstellen betreffen. Diese Erkrankung ist oft ein Hinweis auf eine zugrunde liegende systemische Problematik, die eine sorgfältige Untersuchung und Behandlung erfordert. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Erythema nodosum, von den Ursachen über Symptome und Diagnose bis hin zu Behandlungsmöglichkeiten und Prognose.

Was sind die Ursachen für Erythema Nodosum?

Die Entstehung eines Erythema nodosum kann unterschiedlichste Ursachen haben. In vielen Fällen wird die Erkrankung durch Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder bestimmte Medikamente ausgelöst.

Infektionen als Auslöser

Eine häufige Ursache für Erythema nodosum sind Streptokokkeninfektionen. Diese Infektionen betreffen vor allem Kinder, können aber auch bei Erwachsenen vorkommen. Auch andere bakterielle Infektionen, wie zum Beispiel durch Yersinien, Mykoplasmen, Chlamydien und Tuberkulose, können ein Erythema nodosum auslösen. Insbesondere Tuberkulose ist ein ernster Auslöser, der eine weiterführende medizinische Abklärung erfordert.

Autoimmunerkrankungen

Erythema nodosum tritt häufig im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen auf. Dazu zählen Sarkoidose und chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Sarkoidose ist eine multisystemische Erkrankung, die zur Bildung von Granulomen in verschiedenen Organen führen kann, wobei Hautmanifestationen wie Erythema nodosum häufig sind.

Medikamente

Einige Medikamente können als Nebenwirkung ein Erythema nodosum hervorrufen. Dazu gehören:

  1. Penicilline
  2. Sulfonamide
  3. Orale Kontrazeptiva

Sonstige Auslöser

Erkrankungen wie Morbus Behçet oder Schwangerschaft können ebenfalls ein Erythema nodosum provozieren. Bis zu 50 % aller Fälle bleiben allerdings idiopathisch, das heißt, eine eindeutige Ursache kann nicht festgestellt werden.

Welche Symptome treten bei Erythema Nodosum auf?

Die ersten Anzeichen eines Erythema nodosum manifestieren sich oft als rote oder violette, schmerzhafte Knötchen an den Schienbeinen. Diese Knötchen können jedoch auch an anderen Körperstellen wie den Oberschenkeln, Armen oder am Gesäß auftreten. Weitere typische Symptome sind:

  1. Fieber: Viele Betroffene leiden unter leichtem bis mäßigem Fieber.
  2. Gelenkschmerzen: Besonders in den ersten Tagen der Erkrankung treten häufig schmerzhafte Gelenkschwellungen auf.
  3. Müdigkeit und Unwohlsein: Ein allgemeines Gefühl der Abgeschlagenheit und Müdigkeit begleitet oft die Hauterscheinungen.

Die Knötchen sind in der Regel druckempfindlich und können sich mit der Zeit von einer roten zu einer violetten und schließlich braunen Farbe verändern, bevor sie abheilen.

Wie wird Erythema Nodosum diagnostiziert?

Die Diagnose von Erythema nodosum basiert auf einer gründlichen klinischen Untersuchung und der Anamnese des Patienten. Häufig werden zusätzliche Tests durchgeführt, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren.

Klinische Untersuchung

Die Diagnose beginnt mit der visuellen Inspektion der Haut und der Palpation der betroffenen Stellen. Charakteristische Merkmale wie druckschmerzhafte, rot-violette Knötchen an den Schienbeinen liefern erste Hinweise.

Biopsie und Bluttests

In einigen Fällen kann eine Hautbiopsie notwendig sein, um die Diagnose zu bestätigen. Dabei wird ein kleiner Hautabschnitt entnommen und histologisch untersucht. Zusätzlich können Bluttests durchgeführt werden, um Infektionen, Entzündungsmarker und autoimmunologische Faktoren zu bestimmen.

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen des Thorax oder Ultraschalluntersuchungen kommen zur Anwendung, um zugrunde liegende Erkrankungen wie Infektionen oder Sarkoidose auszuschließen oder zu bestätigen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Erythema Nodosum?

Die Behandlung von Erythema nodosum richtet sich primär nach der Ursache der Erkrankung. In vielen Fällen klingen die Symptome nach einigen Wochen bis Monaten von selbst ab. Unterstützende Maßnahmen und medikamentöse Behandlungen können jedoch helfen, die Symptome zu lindern und den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Symptomatische Behandlung

  1. Bettruhe und Hochlagerung: Das Ruhigstellen und Hochlagern der betroffenen Gliedmaßen kann die Schwellung verringern und die Schmerzen lindern.
  2. Kalte Umschläge: Kalte Umschläge auf den betroffenen Stellen können die Entzündung reduzieren und Schmerzen lindern.
  3. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Medikamente wie Ibuprofen oder Naproxen helfen, Schmerzen und Entzündungen zu reduzieren.

Spezifische medikamentöse Therapien

Je nach zugrunde liegender Ursache können spezifische Behandlungen erforderlich sein:

  1. Bei bakteriellen Infektionen wie Streptokokken kann die Gabe von Antibiotika notwendig sein.
  2. Bei Autoimmunerkrankungen wie Sarkoidose oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kann die Behandlung mit Immunsuppressiva oder Kortikosteroiden erforderlich sein.
  3. Kaliumjodid kann in einigen Fällen helfen, die Entzündung zu hemmen.

Wie sieht die Prognose bei Erythema Nodosum aus?

Die Prognose von Erythema nodosum ist in den meisten Fällen gut. Die Erkrankung klingt in der Regel innerhalb von sechs Wochen ab, kann aber in einigen Fällen länger anhalten. Selten kann es zu Rückfällen kommen, besonders wenn die zugrunde liegende Ursache nicht vollständig behandelt wird.

Langfristige Aussichten

In den meisten Fällen heilt Erythema nodosum ohne bleibende Schäden aus. Eine frühzeitige und adäquate Behandlung der zugrunde liegenden Ursache kann jedoch dazu beitragen, das Risiko für Rückfälle zu minimieren. Bei chronischen Ursachen wie Autoimmunerkrankungen kann eine langfristige und regelmäßige medizinische Betreuung notwendig sein.

Wo finden Betroffene Hilfe und Unterstützung?

Wer an Erythema nodosum leidet, sollte sich frühzeitig an medizinische Fachkräfte wenden. Verschiedene Ansprechpartner können bei der Diagnose und Behandlung unterstützen:

  1. Hausarzt: Erster Ansprechpartner für eine grundlegende Untersuchung und Weiterleitung an Spezialisten.
  2. Dermatologe: Spezialist für Hauterkrankungen, der die Diagnose stellen und die Therapie einleiten kann.
  3. Rheumatologe: Bei Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung kann ein Rheumatologe weiterführende Untersuchungen und Behandlungen durchführen.
  4. Gastroenterologe: Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist ein Gastroenterologe der richtige Ansprechpartner.
  5. Infektiologe: Bei anhaltenden oder schweren Infektionen sollte ein Infektiologe involviert werden.

Fazit

Erythema nodosum ist eine komplexe Erkrankung mit vielfältigen Ursachen und Erscheinungsformen. Eine frühzeitige und präzise Diagnose ist essenziell, um eine adäquate Behandlung zu gewährleisten und die bestmögliche Prognose zu erreichen. Betroffene sollten sich daher nicht scheuen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen und die Behandlungsmöglichkeiten umfassend auszuschöpfen. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachärzten und die Einhaltung der Therapievorgaben lässt sich die Erkrankung in den meisten Fällen gut kontrollieren und die Symptome effektiv lindern.

Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen und nicht zur Selbstdiagnose oder Selbsttherapie gedacht. Bei Verdacht auf Erythema nodosum oder Verschlimmerung der Beschwerden suchen Sie bitte eine Ärztin oder einen Arzt auf.

Über Christian Hoffmann

Christian Hoffmann ist Gesundheits- und Krankenpfleger mit langjähriger Erfahrung und zahlreichen Weiterbildungen im Gesundheitsbereich. Nach seinem Abschluss spezialisierte er sich als Wundexperte (2018) und Wundtherapeut (2022). Zudem qualifizierte er sich 2021 als Ausbilder in Gesundheitsberufen und plant, im September 2024 die Weiterbildung zur Pflegedienstleitung (PDL).

Seit 2024 leitet Hoffmann das Fortbildungsprogramm "Pflegezirkel.Hamburg" für Medizinische Fachangestellte (MFAs), Ärzte und Pflegefachkräfte in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz im Süden Hamburgs. Zudem ist er Beiratsmitglied im "Wundzentrum Hamburg e.V.", dem überregionalen Netzwerk der Wundversorger in Deutschland. Derzeit arbeitet er hauptberuflich als Einsatzleitung/Pflegeleitung beim Deutschen Roten Kreuz in Hamburg-Harburg in der ambulanten Pflege.

Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.