Leiden Sie unter Hautentzündungen? Pyodermie erklärt
Sie wachen eines Morgens auf und bemerken kleine Pusteln auf Ihrer Haut, verbunden mit einem unangenehmen Juckreiz. Sie denken, es könnte nur eine vorübergehende Reaktion oder ein harmloser Hautausschlag sein. Doch im Laufe der Tage verschlimmern sich die Symptome, die Haut rötet sich, schwillt an und es bildet sich sogar Eiter. Eine solche Schilderung könnte auf eine Pyodermie hindeuten, eine bakterielle Hautinfektion, die sowohl lästig als auch schmerzhaft sein kann.
Was ist Pyodermie?
Pyodermie ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene eitrige Hauterkrankungen, die durch bakterielle Infektionen hervorgerufen werden. Die häufigsten Verursacher sind dabei Staphylokokken und Streptokokken. Diese Bakterien sind bei vielen Menschen Teil der normalen Hautflora und verursachen erst dann Probleme, wenn die Hautbarriere durchbrochen oder das Immunsystem geschwächt ist.
Was verursacht Pyodermie und welche Risikofaktoren bestehen?
Verletzung der Hautbarriere
Eine der Hauptursachen für Pyodermie ist die Verletzung der Hautbarriere. Kleinste Hautverletzungen, sei es durch Kratzen, Rasieren oder andere mechanische Einwirkungen, können den Bakterien den Eintritt in tiefere Hautschichten ermöglichen. Insbesondere Menschen mit Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Schuppenflechte sind gefährdet, da ihre Haut oft schon vorgeschädigt ist.
Bakterien als Hauptverursacher
Die häufigsten pyodermie-verursachenden Bakterien sind Staphylococcus aureus und β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A. Diese Bakterien können durch minimalste Hautverletzungen eindringen und sich vermehren, was zu schmerzhaften Entzündungen und Eiterbildung führt.
Immunschwäche
Eine geschwächte Immunabwehr begünstigt das Auftreten von Pyodermie. Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, HIV oder anderen immununterdrückenden Krankheiten sind besonders anfällig. Auch die Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, kann das Risiko erhöhen.
Welche Symptome treten bei Pyodermie auf und wie verläuft die Erkrankung?
Typische Symptome
Zu den häufigsten Symptomen einer Pyodermie gehören:
- Rötung und Schwellung der betroffenen Hautpartien
- Eitergefüllte Pusteln oder Bläschen
- Schmerzhaftigkeit und Juckreiz
- Manchmal auch systemische Symptome wie Fieber und allgemeines Unwohlsein
Die Entzündungen können unterschiedlich tief in die Haut eindringen, von oberflächlichen Pusteln bis hin zu tiefen Abszessen.
Verlauf und mögliche Komplikationen
Der Verlauf der Pyodermie kann variieren. Ohne Behandlung kann sie chronisch werden und immer wieder kehren. In schweren Fällen kann die Infektion tieferliegende Gewebe betreffen und zu Phlegmonen oder einer Sepsis führen. Insbesondere bei immungeschwächten Personen muss die Erkrankung ernst genommen und entsprechend behandelt werden.
Wie wird Pyodermie diagnostiziert?
Klinische Untersuchung
Die Diagnose beginnt in der Regel mit einer gründlichen klinischen Untersuchung durch einen Dermatologen. Dabei wird das Erscheinungsbild der Hautveränderungen genau begutachtet. Bestimmte Symptome und deren Verteilung auf der Haut können oft schon Aufschluss über die Art der Infektion geben.
Mikrobiologische Diagnostik
Eine mikroskopische und mikrobiologische Untersuchung ist unerlässlich, um den genauen Erreger zu identifizieren. Hierbei wird ein Abstrich aus den Wunden oder Pusteln entnommen und im Labor auf Bakterienkulturen untersucht. Dies hilft dabei, das spezifische Bakterium und seine Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika zu bestimmen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Pyodermie?
Lokale Therapie
Die lokale Behandlung umfasst die Anwendung von antibiotischen Salben oder Cremes direkt auf die betroffenen Hautbereiche. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Fusidinsäure und Mupirocin. Zudem können desinfizierende Umschläge, etwa mit PVP-Jod-Lösung, unterstützen, die Bakterien zu bekämpfen und die Heilung zu fördern.
Systemische Therapie
Bei schwereren oder ausgedehnten Pyodermien kann eine systemische Therapie notwendig sein. Dabei werden orale oder intravenöse Antibiotika verabreicht. Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach dem Erreger und dessen Resistenzmuster. Häufig verwendete Antibiotika sind Penicillin, Cephalosporine, und bei Staphylokokkeninfektionen auch Flucloxacillin.
Spezielle Therapieformen: Pyoderma Gangraenosum und Pyoderma Faciale
Besondere Formen der Pyodermie, wie das Pyoderma gangraenosum und Pyoderma faciale, erfordern meist eine gezielte und oft interdisziplinäre Therapie. Pyoderma gangraenosum, das durch große, schmerzhafte Geschwüre gekennzeichnet ist, wird häufig mit immununterdrückenden Medikamenten behandelt, da es auf eine autoimmunologische Reaktion zurückgeführt wird. Das Pyoderma faciale, das oft junge Frauen betrifft, ähnelt klinisch einer schweren Akne und benötigt eine intensive dermatologische Betreuung.
Wie kann man Pyodermie vorbeugen und welche Hygienemaßnahmen sind wichtig?
Vorbeugende Maßnahmen
Um das Risiko einer Pyodermie zu minimieren, ist es wichtig, die Hautbarriere intakt zu halten und Verletzungen zu vermeiden. Regelmäßige und sorgfältige Hautpflege kann hierbei eine bedeutende Rolle spielen. Hautpflegemittel sollten feuchtigkeitsspendend und frei von reizenden Substanzen sein.
Hygienemaßnahmen
Eine gute Körperhygiene ist entscheidend, um pyodermie-verursachende Bakterien in Schach zu halten. Waschen Sie regelmäßig Ihre Hände und vermeiden Sie den Kontakt mit infizierten Hautpartien anderer Personen. Desinfizieren Sie kleinere Wunden sofort, um eine Besiedelung durch Bakterien zu verhindern.
Immunsystem stärken
Ein starkes Immunsystem kann helfen, bakterielle Infektionen abzuwehren. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf tragen zur Stärkung der Immunabwehr bei. Vermeiden Sie Stress und konsultieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie chronische Erkrankungen haben, die Ihr Immunsystem schwächen könnten.
Wie sind die Prognose und der Verlauf bei Pyodermie?
Heilungschancen
Mit einer rechtzeitigen und angemessenen Behandlung sind die Heilungschancen bei einer Pyodermie sehr gut. Lokale Infektionen heilen in der Regel innerhalb weniger Wochen ab. Systemische und schwerere Formen benötigen jedoch möglicherweise eine längere Behandlungsdauer und eine intensivere Überwachung.
Rückfallgefahr
Vor allem bei chronischen Hauterkrankungen oder anhaltender Immunschwäche besteht das Risiko, dass die Pyodermie wiederkehrt. Um Rückfällen vorzubeugen, sollten zugrunde liegende Erkrankungen behandelt und das Immunsystem gestärkt werden.
Wo finden Betroffene Hilfe und Unterstützung?
Hausarzt
Ihr Hausarzt ist die erste Anlaufstelle, wenn Sie Anzeichen einer Pyodermie bemerken. Er kann eine erste Diagnose stellen und Sie gegebenenfalls an einen Dermatologen überweisen.
Dermatologe
Ein Dermatologe ist spezialisiert auf Hauterkrankungen und kann eine detaillierte Diagnose und Behandlung durchführen. Er wird auch die notwendigen mikrobiologischen Untersuchungen veranlassen.
Krankenhäuser und Kliniken
In schweren Fällen oder bei systemischen Infektionen kann eine stationäre Behandlung in einem Krankenhaus erforderlich sein. Hier erfolgt eine intensive Überwachung und gegebenenfalls die Verabreichung von intravenösen Antibiotika.
Pflegepersonal und Physiotherapeuten
Für die Pflege von Hautwunden und die Unterstützung bei der Heilung können speziell geschulte Pflegekräfte und Physiotherapeuten eine wertvolle Hilfe sein.
Wie kann gezielte Hautpflege bei Pyodermie helfen?
Regelmäßige Hautpflege
Eine regelmäßige Hautpflege ist essenziell, um die Hautbarriere intakt zu halten. Verwenden Sie milde Reinigungsmittel und feuchtigkeitsspendende Cremes, um die Haut geschmeidig zu halten und vor Austrocknung zu schützen.
Hautschutzprodukte
In bestimmten Berufen oder bei besonderen Aktivitäten kann das Tragen von Schutzkleidung oder die Anwendung von Barrierecremes sinnvoll sein, um die Haut vor mechanischen Schäden zu schützen.
Fazit
Pyodermie ist eine ernstzunehmende Hauterkrankung, die in vielen Fällen durch bakterielle Infektionen hervorgerufen wird. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Heilung zu fördern. Durch geeignete Präventionsmaßnahmen und eine gute Hautpflege lässt sich das Risiko einer Pyodermie erheblich reduzieren.
Über Patrick Sklomeit MD
Patrick Sklomeit MD ist Spezialist für ästhetisch dermatologische Chirurgie und klassische Dermatologie bei „Aesthmedic ästhetische Medizin am KaDeWe“ sowie in der „Praxis für Dermatologie und Chirurgie“ in Berlin. Seine Approbation erhielt er in Hamburg. Neben seiner operativen Tätigkeit sammelt er seit 2010 umfangreiche Erfahrung in der Notfallmedizin im Rettungsdienst. Zudem hat Patrick Sklomeit MD an mehreren Auslandsreisen als Entwicklungshelfer im Irak, in Ghana und in Marokko teilgenommen. In der Praxis kombiniert er sein umfangreiches Wissen und seine Fähigkeiten in einem hochspezialisierten und anspruchsvollen Bereich der Medizin.
Wichtiger Hinweis: Die hier bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und ersetzen nicht die professionelle Beratung und Behandlung durch einen Arzt. Bei Verdacht auf ernsthafte gesundheitliche Probleme oder bei anhaltenden Beschwerden sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.