Expertin für Atemwegserkrankungen: Long-Covid: Langfristige Atemprobleme und wie man sie lindern kann
Wie unterscheiden sich die Symptome einer normalen Erkältung oder Grippe von COVID-19 im HNO-Bereich?
Die Symptome einer Erkältung im HNO-Bereich manifestieren sich gewöhnlich durch eine laufende oder verstopfte Nase, leichte Halsschmerzen und Niesen. Diese Anzeichen entwickeln sich allmählich und sind in der Regel weniger intensiv. Im Gegensatz dazu ist die Grippe eine schwerere Erkrankung, die plötzlich auftritt und von hohem Fieber, starken Halsschmerzen, Gliederschmerzen und Müdigkeit begleitet wird. COVID-19 wiederum präsentiert eine Mischung aus Symptomen beider Krankheiten, wobei einige spezifische Merkmale hervorstechen.
Ein plötzlicher Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns ohne eine verstopfte Nase ist ein häufiges Anzeichen für COVID-19. Darüber hinaus sind anhaltende Halsschmerzen und trockener Husten weitere typische Symptome dieser Krankheit. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch bei anderen Atemwegserkrankungen auftreten können, daher ist bei Verdacht auf COVID-19 ein Test unerlässlich.
Über Constanze Jakwerth
Dr. Constanze Jakwerth, Principal Investigator am Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM) der TU München und Helmholtz-Zentrum München, absolvierte ihr Molekularmedizin-Studium in Freiburg, Providence, RI, USA und Boston, MA, USA (Harvard Medical School). Ihren Dr. rer. nat. erwarb sie an der TU München. Als Expertin für Atemwegsimmunologie erforscht sie den Cross-Talk an der Atemwegsepithelbarriere, spezialisiert auf Asthma und Allergien im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL).Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Identifizierung lokaler Krankheitsmechanismen bei Asthma und Allergien im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL).
Kann man durch eine Covid-Erkrankung dauerhaft den Geruchssinn verlieren und wenn ja, wie häufig tritt dies auf?
COVID-19 kann tatsächlich zu einem längerfristigen oder sogar permanenten Verlust des Geruchssinns führen, allerdings ist dies eher selten der Fall. Bei etwa 40 Prozent der COVID-19-Patienten tritt Anosmie, also der Verlust des Geruchssinns, als frühes Symptom auf. Von diesen leiden über 10 Prozent möglicherweise an einer anhaltenden Anosmie, die oft mehr als ein Jahr nach Beginn der Erkrankung fortbesteht.
Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Patienten ihren Geruchssinn innerhalb von Wochen bis Monaten zurückgewinnen. Dennoch erleiden schätzungsweise 5-10 Prozent einen langfristigen oder dauerhaften Verlust. Dies wird wahrscheinlich durch Schäden an den Riechnervenzellen oder den sie unterstützenden Strukturen verursacht. Es ist bemerkenswert, dass fast 70 Prozent der Menschen mit einer Geruchsbeeinträchtigung von einer verringerten Lebensqualität aufgrund dieses Verlusts berichten.
Können Atembeschwerden und Kurzatmigkeit als Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung auftreten und wie kann man diese behandeln?
Ja, es ist tatsächlich möglich, dass Atembeschwerden und Kurzatmigkeit als langfristige Folgen einer COVID-19-Erkrankung auftreten. Dies ist insbesondere bei sogenannten "Long COVID"-Fällen oder postakuten Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion, auch bekannt als PASC, der Fall. Die Ursachen für diese Symptome können vielfältig sein.
Sie reichen von Vernarbungen des Lungengewebes, auch Fibrose genannt, über Entzündungen bis hin zu gestörter Lungenmechanik. Zur Linderung dieser Symptome können verschiedene Maßnahmen beitragen. Dazu zählen unter anderem Lungenrehabilitation und Atemübungen. In einigen Fällen können auch Medikamente hilfreich sein. Allerdings muss betont werden, dass es bis dato keine validierten und speziell wirksamen Behandlungen für langfristige Atemprobleme gibt, die durch COVID-19 verursacht wurden.
Warum wird ein Anstieg der Corona-Erkrankungen im Herbst erwartet und welche Vorsichtsmaßnahmen sollten getroffen werden?
Im Herbst ist mit einem Anstieg der COVID-19-Infektionen zu rechnen, was auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Bei kühlerem Wetter halten sich mehr Menschen in Innenräumen auf, was die Verbreitung von Viren erleichtert. Zudem kann eine geringere Luftfeuchtigkeit die Übertragung des Virus begünstigen. Nicht zuletzt treten Atemwegserkrankungen in den kälteren Monaten generell häufiger auf, da saisonale Veränderungen die Immunreaktion beeinflussen. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, gibt es verschiedene Vorsichtsmaßnahmen, die getroffen werden sollten.
Dazu gehören aktuelle Impfungen, einschließlich COVID-19-Auffrischungsimpfungen. Das Tragen von Masken in überfüllten oder schlecht belüfteten Räumen kann ebenfalls dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Darüber hinaus sollte die Belüftung in Innenräumen verbessert und auf regelmäßige Handhygiene geachtet werden. Schließlich ist es wichtig, den eigenen Gesundheitszustand zu überwachen und bei frühen Symptomen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.