Olympia 1936: Garmisch-Partenkirchen plant Gedenkprogramm für Propaganda-Spiele
2026 jähren sich die Winterspiele von 1936 zum 90. Mal. Die Großveranstaltung beschäftigt heute immer noch viele Menschen – der Sport spielt nur eine Nebenrolle.
Das Jahr 1936 nimmt mit den Olympischen Winterspielen in der Geschichte von Garmisch-Partenkirchen einen bedeutenden Platz ein. Der Sport stand allerdings dabei nicht im Vordergrund. Bis heute sind die Spiele ein warnendes Beispiel dafür, wie ein menschenverachtendes Regime friedliche Wettkämpfe für seine Zwecke nutzte. Nazi-Deutschland machte daraus eine Propaganda-Veranstaltung. Was vermutlich wenige wissen: Am 2. Februar desselben Jahres wurde das gemeinsame Rathaus für die zwangsvereinigten Ortsteile eröffnet. Für beide Jubiläen hat der Markt verschiedene Aktionen geplant. Ein erstes Konzept wollte Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) bei der öffentlichen Sitzung im Gemeinderat vorstellen. Dazu kam es aber nicht.
Konzept für Gedenkprogramm führt zu Debatte im Gemeinderat
Anton Hofer (Ga+Pa Miteinander) hatte bereits Anfang Januar einen Antrag gestellt. Er forderte darin, dass ein Rahmenprogramm für die Jahrestage der Winterspiele erarbeitet wird. Ihm schwebt eine Arbeitsgruppe vor, in der auch Bürger zu Wort kommen. Er wollte, dass das Gremium darüber abstimmt. Die Tagesordnung, die seinen Vorschlag wie eine Anfrage behandelte, sah das nicht vor. Hofer wollte das so nicht akzeptieren. Ihren geplanten Vortrag hielt Koch daraufhin nicht mehr. „Schade für die Zuhörer, die hier sind“, sagte sie. Für seinen Einwand hatte sie kein Verständnis und betonte, dass alle Räte die Unterlagen seit zwei Wochen kennen. Hofer beharrte darauf, sein Anliegen sofort zu besprechen. Ansonsten verliere man kostbare Zeit. Koch lehnte das mit Blick auf die Tagesordnung ab: „Darauf sind wir jetzt nicht vorbereitet.“
Das Konzept, in dem Pläne für ein mehrtägiges Gedenkprogramm vorgestellt werden, liegt der Redaktion vor. Wie einst die Winterspiele soll es vom 6. bis zum 16. Februar stattfinden. Dazu gehören Fachvorträge im Olympia-Skistadion, Führungen an ehemaligen Sportstätten – dafür müsste man die Trasse der Bobbahn am Riessersee wieder sichtbar machen – sowie Aktionen an Schulen. Außerdem will man an geschichtsträchtigen Orten insgesamt acht Infotafeln aus Edelstahl anbringen (wir berichteten). Entlang dieses Stelenwegs soll es Führungen geben.
Erste Pläne für das Gedenkprogramm existieren bereits – Ausstellung soll wiederbelebt werden
Bei den Plänen der Gemeinde spielt „die Kehrseite der Medaille“ ebenfalls eine Rolle. Die Ausstellung, die für die Ski-WM 2011 konzipiert wurde, wanderte wegen der Sanierung des Skistadions vor einigen Jahren ins Depot. Viele wollen die geschichtliche Aufarbeitung der Spiele wieder im Skistadion sehen. Besonders Alois Schwarzmüller, der im Tagblatt erst kürzlich ihre Wiederbelebung forderte. Der Ortshistoriker, der daran maßgeblich beteiligt war, wurde deshalb oft im Rathaus vorstellig. In der Stellungnahme der Verwaltung heißt es dazu, dass man überlegt, „die derzeit eingelagerten Exponate der Ausstellung wieder oder in einer zeitgemäßen Form in der Ostkurve des Olympia-Skistadions zu präsentieren“.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen GAP-Newsletter.)
Das Skistadion soll generell wieder etwas belebt werden. Im Raum stehen beispielsweise ein Open-Air-Kino, ein Benefiz-Skispringen oder ein historischer Skilauf am Kathihang. Was umgesetzt wird, hängt letztendlich auch vom Haushalt für 2026 ab. Sicher ist, dass das Rathaus im kommenden Jahr besonders herausgeputzt wird. Mit einem großen „Tag der offenen Tür“ will man an die offizielle Eröffnung vor dann 90 Jahren erinnern.
Meine News
Thema steht beim nächsten Gemeinderat nochmal auf der Tagesordnung
Die aktuellen Pläne haben unter anderem der Marktarchivar und der Kulturbeirat ausgearbeitet. Hofer pocht weiterhin auf eine Arbeitsgruppe, in der „interessierte und thematisch versierte Bürger“ mitwirken. Ob sich dafür eine Mehrheit findet, zeigt sich am kommenden Donnerstag. Dann behandelt der Gemeinderat Hofers Anliegen – diesmal als Antrag. (tsch)