Aufwändige Sanierung des Richard-Strauss-Instituts: Haus steht unter Denkmalschutz
Am Richard-Strauss-Institut wird heftig gearbeitet. Und zwar nicht nur, um den Komponisten und sein Werk weiterzuerforschen, sondern auch an der Villa selbst. Neben dem Brandschutzkonzept beschäftigt die Verantwortlichen im Rathaus vor allem die Sanierung des Turms. 450 000 Euro stehen für die Maßnahme in dem Baudenkmal im Raum.
Garmisch-Partenkirchen – Es ist ein Haus mit Geschichte. Mit einer durchaus bewegten Geschichte. Seit 1893 steht die Villa an der Schnitzschulstraße im Ortsteil Partenkirchen, die mittlerweile das Richard-Strauss-Institut beherbergt. Der Mannheimer Zigarrenfabrikant Georg Ludwig Mayer-von Doß (1847 bis 1919) ließ sich das Haus, das er nach seiner Frau Christina benannte, als Altersruhesitz bauen. Hier verbrachte sein Enkel Albrecht Haushofer, später ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, einen Großteil seiner Kindheit und Jugend. Als dieser nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler 1944 nach Mittergraseck floh und sich bei der Bäuerin Anna Zahler verbarg, hatte längst der Markt die Villa gepachtet und darin ein Kurhaus errichtet. Die Gemeinde kaufte das Anwesen mit Turm, Erker, Schopfwalmdächern und hölzernen Balkonen samt Parkanlage schließlich 1950 und brachte dort bis kurz vor der Jahrtausendwende die Kurverwaltung unter.
Sanierung in zwei Bauabschnitten
Seit 1999 befindet sich das Strauss-Institut in dem denkmalgeschützten Haus. Noch bis zum Sommer wird dieses saniert. 450 000 Euro sind dafür nach Auskunft von Rathaussprecherin Silvia Schwarzenberger im Haushalt veranschlagt. Die Maßnahme ist in zwei Abschnitte aufgegliedert – Turmdach und die Umsetzung des Brandschutzkonzepts. „Die Sanierungen am Gebäude sind mit der unteren Denkmalschutzbehörde sowie dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt und genehmigt worden“, sagt Schwarzenberger. Die Arbeiten hierfür seien bereits ausgeschrieben und zum Teil auch schon vergeben worden. Im Zuge dessen werden Fluchtwege aus dem Erd- sowie aus dem Untergeschoss geschaffen. Zudem müssen im Inneren Brandschutzwände im Dachgeschoss ertüchtigt werden. „Damit wurde schon 2024 begonnen und der größte Teil dieser notwendigen Maßnahme soll bis Mitte Juni abgeschlossen sein.“
Sobald es die Witterung zulässt, wird im Außenbereich weiter gebaut. „Die Turmeindeckung ist ganz besonders aufwändig, da hier eine Spitzwinkelschablonendeckung mit zum Teil Farbschiefer im Bestand ausgeführt wurde“, verdeutlicht Schwarzenberger das Vorgehen. Zum Hintergrund: Spitzwinkel gehören zu den Klassikern unter den dekorativen Deckungen, die auch auf dem Dach verlegt werden können. Man trifft sie häufig auf Dächern altehrwürdiger Herrenhäuser und Villen an – wie der, die das Strauss-Institut beherbergt. Die Blechteile sind aus Zink hergestellt und müssen nach Abnahme einzeln auf ihren Zustand und ihre Wiederverwendbarkeit geprüft werden. „Das Gerüst am Turm muss voraussichtlich bis Ende Juli stehen bleiben“, kündigt die Behördensprecherin an.
Gute Absprachen mit dem bauamt im Rathaus
Aktuell gibt es durch die laufenden Arbeiten weder für Besucher noch für Mitarbeiter Beeinträchtigungen. „Wir sind natürlich regelmäßig in guter, kollegialer Rücksprache mit dem Bauamt, das sich dankenswerterweise um größtmögliche Rücksichtnahme bemüht, ebenso auch wie das Architekturbüro“, betont Institutsleiter Dr. Dominik Šedivý. Sein größtes Anliegen ist, dass es während der Richard-Strauss-Tage, die vom 21. bis 29. Juni stattfinden, zu keinen Einschränkungen kommt. Schließlich finden der Meisterkurs mit Marlis Petersen und einige andere Termine an der Schnitzschulstraße statt. Das natürlich auch den Verantwortlichen im Rathaus bekannt, bestätigt Schwarzenberger. „Darauf wird Rücksicht genommen.“
Es passt, dass sich das Institut, das sich dem Werk von Richard Strauss verschrieben hat, gerade in dieser Villa befindet. Hermann Levi, einer der bedeutendsten Dirigenten des 19. Jahrhunderts und ein Mentor des aufstrebenden Komponisten, und Mayer-von Doß haben den gleichen Urgroßvater. Gottschalk Moses Elias Mayer, der in Mannheim eine Zigarrenfabrik betrieb. Levi war häufig bei seinem Cousin zu Gast. Dass beide in Partenkirchen ihre Wahlheimat fanden und dort zu Ehrenbürgern ernannt wurden, mag Zufall sein. Feststeht, sie haben Spuren hinterlassen. Mayer-von Doß als Wohltäter. Levi machte das kleine Dorf zusammen mit anderen Künstlern Ende des 19. Jahrhunderts zu einem kulturellen Treffpunkt außerhalb Münchens. 1908, da war Levi schon lange tot, folgte ihnen Strauss nach und bezog seine neue Villa im benachbarten Garmisch.
Forschung, Ausstellung und Konzerte
Das Richard-Strauss-Institut (RSI) steht als zentrale Anlaufstelle für Forschungsfragen rund um Strauss in Kontakt mit Musikern, Forschern, Opernhäusern und Freunden der Werke des Komponisten auf der ganzen Welt. Musikwissenschaftler forschen hier an biografischen Aspekten, an der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte seiner Werke, untersuchen Kompositionsskizzen oder nutzen die umfangreiche Bibliothek. Dirigenten kommen nach Garmisch-Partenkirchen, um Partituren und Manuskripte zu studieren, Opernhäuser bitten um Auskünfte bei unklaren Stellen im Notendruck oder um Originalfotos für Programmbücher. Auktionshäuser kontaktieren das Institut zur Verifizierung und Einordnung von Originalmanuskripten, und gelegentlich erkundigen sich Orchester nach selten oder nie gespielten Werken. Zudem wird mit Musikhochschulen und Universitäten eng zusammengearbeitet, die Studierende ins Werdenfelser Land schicken, um Seminar- oder Abschlussarbeiten vorzubereiten. Zugleich verbindet das RSI mit der Familie Strauss, die eine Nutzung des privaten Archivs zu Forschungszwecken gestattet, eine jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit. Neben den Strauss-Tagen veranstaltet das Institut, in dem auch die Ausstellung „Strauss! Mensch & Musik entdecken“ zu sehen ist, eine Sinfonie- und Kammerkonzertreihe.