„Habe nur ein Bild von ihm gesehen“: 15-Jährige heiratet Fremden für alten Brauch

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Einen Hochzeitsbaum pflanzten die Dietramszellerin Anna Bacher (Mi.) und ihr „Ehemann“ Hugo Polailleau (li.). © Sabine Hermsdorf-hiss

Die Schülerin Anna Bacher ist die jüngste Ehefrau der Region. Nicht real, aber zumindest für einen alten Brauch. Er sollte die Freundschaft stärken.

Dietramszell – Mit dem Aufstellen eines „Hochzeitsbaums“ feierten Dietramszell und die französische Gemeinde Baignes-Ste.-Radegonde wie berichtet kürzlich die 40-jährige Partnerschaft der beiden Orte. Mittendrin: Anna Bacher (15), die symbolisch ihren französischen „Bräutigam“ Hugo Polailleau (16) heiratete. Im Interview erläutert die Geretsrieder Realschülerin, wie sie zu der Ehre kam, einen Tag lang die Hauptdarstellerinnen zu sein.

Frau Bacher, wie kam es dazu, dass Sie als Braut ausgewählt wurden?

Meine Oma ist im Partnerschaftsverein tätig. Es wurde lange eine Braut gesucht, die ungefähr in meinem Alter ist. Ich wurde gefragt, und dann habe ich gesagt: „Okay, ich mach’s.“

Hatten Sie Ihren „Ehemann“ vor der Hochzeit schon mal gesehen?

Ich habe mal ein Foto von ihm gesehen, ansonsten habe ich ihn davor nicht gekannt.

Wie ist die Hochzeit abgelaufen?

Zu Lehards haben wir einen Baum gefällt. Dann sind wir mit der Kutsche rauf zur Schule gefahren. Dann wurden beim Hochzeitsbaum zwei Flaschen Rotwein eingegraben. Die bleiben so lange eingegraben, bis das Paar ein Kind kriegt – das ist eine französische Tradition.

Hatten Sie nach der Hochzeit noch mal Kontakt mit Ihrem „Ehemann“?

Die Franzosen waren ja noch länger da. Ich habe an dem Tag noch mal mit ihm geredet, ansonsten nicht.

Was sagen Ihre Schul-Kolleginnen zu der Aktion?

Sie finden es gut, dass ich mitgemacht habe. Sie waren auch sehr froh, dass sie dabei waren und das miterleben konnten. Ihnen hat der Tag sehr viel Spaß gemacht, weil die Franzosen richtig, richtig herzlich sind. Sie sind offen, hilfsbereit, und man kann super mit ihnen reden.

Sprechen Sie Französisch?

Nein, ich habe einen anderen Zweig gewählt in der Schule.

Welchen Bezug haben Sie zu Frankreich?

Ich war im vergangenen Jahr drei Tage lang bei einer Gastfamilie, und das hat richtig Spaß gemacht.

Wie hat es dann mit der Verständigung geklappt?

Wir haben Englisch geredet und hatten einen Übersetzer.

Wenn Sie sich in Ihrem Freundeskreis umsehen: Spielt Französisch bei jungen Leuten noch eine Rolle?

Eher selten. Meine ganzen Freundinnen haben Französisch nicht als Fremdsprache gewählt. Es ist schwierig, die Sprache zu lernen. Außerdem gefällt meinen Freundinnen der wirtschaftliche Zweig besser. Weil wir nicht Französisch lernen, fahren wir mit der Schule auch nicht nach Frankreich.

Wie wichtig ist Ihnen die Deutsch-Französische Freundschaft?

Ich finde das sehr wichtig, dass sich auch die Jugend dafür einsetzt und nicht nur die älteren Leute. Ich bin sehr froh, dass es den Partnerschaftsverein gibt und dass wir so die Möglichkeit bekommen, nach Frankreich zu fahren. Und dass die Franzosen die Möglichkeit haben, zu uns zu kommen.

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