Münchner wehrt sich nach Rettung gegen 900-Euro-Rechnung der Bergwacht
Ein Beinbruch auf der Skipiste und eine saftige Rechnung im Nachgang: Nach seiner Rettung durch die Bergwacht Lenggries legt ein Münchner Widerspruch gegen das Abrechnungssystem ein – und kritisiert die geltenden Pauschalen.
Knapp 900 Euro für eine mittelschwere Verletzung samt Transport
Am 2. März stürzte Wolfgang Günthert bei einer Abfahrt am Brauneck. Die Bergwacht brachte ihn mit dem Akia ins Tal, anschließend übernahm der Rettungsdienst den Transport in die Klinik. Für den Einsatz wurde Günthert laut „Merkur“ die zweite von vier Pauschalstufen in Rechnung gestellt – knapp 900 Euro für eine mittelschwere Verletzung samt Transport. „Der Gesamtaufwand für meinen Transport mit dem Akia [dauerte] maximal 30 Minuten, da finde ich knapp 900 Euro immens“, sagt der Münchner.

Zum Vergleich: Für den späteren Krankentransport von Bad Tölz ins Münchner Uniklinikum seien 367 Euro fällig gewesen – trotz zweistündiger Fahrt mit Stau. Für Günthert steht das in keinem Verhältnis. „Ich finde die Abrechnung über Pauschalen nicht zeitgemäß und kaum nachvollziehbar für den Einzelnen“, erklärt er.
Die Kosten übernimmt zwar seine Unfallversicherung, dennoch hat er Beschwerde bei der zentralen Abrechnungsstelle eingereicht. Gegenüber dem „Merkur“ betont er, dass er den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer nicht kritisiere. Vielmehr gehe es ihm um die Höhe und Struktur der Abrechnungen.
„Gerettet wird ehrenamtlich – aber nicht kostenlos.“
Die Bergwacht verteidigt das System. Sprecher Roland Ampenberger betont, dass der Einsatz ehrenamtlich erfolgt – aber mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Die Pauschalen seien das Ergebnis von Verhandlungen mit den Sozialversicherungsträgern. „Gerettet wird ehrenamtlich – aber nicht kostenlos.“ Nur so sei die Vorhaltung von Wachen, Fahrzeugen und Ausrüstung überhaupt finanzierbar.

5 Fakten zur Bergrettung in Deutschland
- Rund 13.000 Bergretter engagieren sich bundesweit, überwiegend ehrenamtlich.
- Die Bergwacht Bayern ist mit etwa 7.000 Mitgliedern die größte Organisation.
- Jährlich rund 10.000 Einsätze, vor allem bei Wander- und Wintersportunfällen.
- Vier Abrechnungsstufen regeln die Einsatzkosten – je nach Schwere und Aufwand.
- Finanzierung über vier Säulen: Versicherungen, Staat, Spenden und Sondereinsätze.
Im internationalen Vergleich sei das System moderat, betont Ampenberger: „Da können ganz andere Summen auf einen persönlich zukommen.“ Für Günthert bleibt, so zititert ihn „Merkur“, dennoch ein fader Beigeschmack: „Wenn alle alles immer hinnehmen und sagen, dass es ihnen wurscht ist, was sowas kostet, wird das immer teurer“, meint er.
Juristisch ist die Bergrettung ein sensibles Thema
Immer mehr Menschen zieht es in die Berge – doch nicht alle sind ausreichend vorbereitet. Klaus Burger, Jurist und Regionalleiter der Bergwacht Chiemgau, berichtet von Einsätzen, bei denen Retter ihr eigenes Leben riskieren müssen.
Die Bergwacht sei rund um die Uhr einsatzbereit, auch bei gefährlichen Wetterlagen oder unklaren Notrufen. Doch: „Wir sind Retter, keine Richter“, sagt Burger – selbst wenn Menschen leichtfertig handeln oder schlecht ausgerüstet sind.
Bergwandern richtig planen: 5 DAV-Tipps für mehr Sicherheit in den Alpen
- Nur gesund und realistisch eingeschätzt in die Berge starten
- Tour sorgfältig planen und Wetterlage prüfen
- Passende Ausrüstung und festes Schuhwerk mitnehmen
- Auf markierten Wegen bleiben und keine Abkürzungen nehmen
- Genug Pausen machen, essen und trinken nicht vergessen