Plieninger Geschichte und Lebenslinien

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Historische Schuleinrichtung: Schatzmeisterin Isabella Riemer-Gricksch in der Schulecke. Der Ausstellungsraum befindet sich in der alten Schule Gelting. © Dziemballa

Beim Tag der offenen Tür am Sonntag (3. August) in der alten Schule Gelting präsentiert der Heimatverein Pliening seinen Ausstellungsraum. Auch die Räumlichkeiten der Theaterbagasch können besichtigt werden.

Gelting – Während Schreinermeister Markus Burgmair, Ehrenvorstand der Pleaninga Theaterbagasch, eine Stufe der historischen Holztreppe im alten Schulhaus in Gelting repariert, sind oben im ersten Stock Vorstandsmitglieder des Heimatvereins Pliening fleißig. Die Vorbereitungen und Ausstattungsarbeiten für den Tag der offenen Tür am Sonntag, 3. August, laufen auf Hochtouren. Der Theaterverein hat seinen Raum im Erdgeschoss bereits bezogen (wir berichteten), jetzt folgt der Heimatverein.

Kurt Strehlow, Vorsitzender des Heimatvereins.
Kurt Strehlow, Vorsitzender des Heimatvereins. © Johannes Dziemballa

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Eingemeindung von Gelting nach Pliening und der Fertigstellung der Kernsanierung der alten Schule Gelting können interessierte Bürgerinnen und Bürger diesen Sonntag zwischen 11 und 15 Uhr die Räumlichkeiten der Theaterbagasch und des Heimatvereins besuchen. Außerdem wird, im Anschluss an den Festgottesdienst (Beginn: 10 Uhr) in der Geltinger Pfarrkirche, eine Gedenktafel in der alten Schule enthüllt.

Tag der offenen Tür

Fünf Standvitrinen sind noch leer an diesem Mittwochvormittag. Sie stammen vom Technischen Museum in Wien und wurden dem Heimatverein geschenkt, erzählt Kurt Strehlow. Der 69-jährige Vorsitzende richtet zusammen mit Isabella Riemer-Gricksch (40, Schatzmeisterin) und Werner Resch (71, Beisitzer) den Museumsraum, der etwa so groß ist wie ein Basketballfeld, ein.

In die Vitrinen kommen historische, kirchliche und weltliche Gegenstände aus der Gemeinde Pliening. Sie alle waren, wie auch die alte Schulbank und die alte Kreidetafel, die bereits aufgebaut sind, im alten Plieninger Wasserhaus gelagert. Feucht und dunkel war es dort, jetzt dürfen die Ausstellungsstücke ans Licht. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Ausstellungsraum ist dank großer Fenster lichtdurchflutet.

Er kümmert sich um die „Plieninger Lebenslinien“: Vorstandsmitglied Werner Resch.
Er kümmert sich um die „Plieninger Lebenslinien“: Vorstandsmitglied Werner Resch. © Dziemballa

Kurt Strehlow deutet auf zwei weitere Vitrinen, die bereits gefüllt sind. Die Glaskästen sind ein Geschenk des Deutschen Museums in München. In einer liegen alte Sterbebildchen von Plieningerinnen und Plieningern, gesammelt von Vereinsmitglied Rolf Freytag. In der anderen sind alte Bücher, aufgeschlagen. Darin stehen Namen und Noten: Es handelt sich um die Anwesenheitslisten und Zensurbücher von der alten Geltinger Schule seit 1835. „Das ist einer unserer größten Schätze“, sagt Vorsitzender Strehlow.

Das Gebäude an der Markt Schwabener Straße war einst Volksschule, Feiertagsschule, Landwirtschaftsschule und Berufsschule. In den 1960er-Jahren wurde die alte Schule geschlossen, berichtet Strehlow. Wie es damals in der Gemeinde Pliening aussah, können die Besucherinnen und Besucher auf alten Luftaufnahmen aus den 1950er-Jahren sehen, die im Raum aufgehängt sein werden.

Blick in Anwesenheitslisten und Zensurbücher der alten Schule Gelting.
Blick in Anwesenheitslisten und Zensurbücher der alten Schule Gelting. © Dziemballa

An einer der vier Wände hängen bereits Porträtfotos von drei alten Plieninger Bürgern: Plienings ehemaliger Bürgermeister Josef Strigl (84 Jahre) sowie Franziska Schwarz (89) und Katharina Wachinger (100). Sie sind der Auftakt einer Reihe, die Werner Resch ins Leben gerufen hat und weiterführen wird. Er nennt sie „Plieninger Lebenslinien“, angelehnt an die BR-Fernsehsendung „Lebenslinien“. Resch hat mit den drei Personen Interviews geführt, sie erzählen Geschichten aus ihrem Leben und aus der Gemeinde. Eine Kurzzusammenfassung hängt Werner Resch zu den Bildern dazu. Auf den Tafeln ist ein QR-Code abgebildet, mit dem Interessierte das jeweilige Interview in voller Länge hören können.

Alte Plieninger im Porträt

Am Sonntag wird der Raum erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Für die Zukunft plant der Heimatverein, einmal im Monat einen öffentlichen Stammtisch abzuhalten, zu dem Bürgerinnen und Bürger kommen und sich umschauen können. Und noch mehr: „Wer alte historische Gegenstände hat, kann sie uns gerne bringen“, sagt Heimatvereinsvorsitzender Kurt Strehlow. Gegenstände wie die leeren Limoflaschen von Isabella Riemer-Gricksch. Sie stammen von ihrem Großvater Alfons Seizl, der in Landsham eine Limo- und Marmeladenfabrik betrieben hatte. Außerdem sind regelmäßige Sonderausstellungen geplant, so Strehlow.

Auffällig im Raum des Heimatvereins (der 68 Mitglieder hat, neue sind willkommen) ist der knarzende Holzboden. Der stammt noch aus der alten Schule und wurde abgeschliffen. Ebenfalls von damals ist die Holztreppe, die in den ersten Stock führt – und die Schreinermeister Markus Burgmair für den Tag der offenen Tür (und freilich darüber hinaus) noch schnell repariert hat. In dem Haus atmet und sieht man nicht nur Geschichte, man geht auch auf historischem Boden.

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