„Riesenschwein gehabt“ – Vaterstetten beerdigt Umfahrung und spart sich 25 Millionen Euro

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So sieht die Alternativroute in Form einer großräumigen Umfahrung im Süden von Weißenfeld aus. © Autobahn GmbH

Die Gemeinde Vaterstetten hat sich von ihren Plänen für eine Ortsumfahrung für Weißenfeld in Parsdorf verabschiedet und schließt sich denen der Autobahn GmbH an.

Vaterstetten – Die Gemeinde Vaterstetten beerdigt ihre Pläne für ihre Ortsumfahrung von Weißenfeld und Parsdorf. Stattdessen schließt sie sich der Autobahn GmbH Südbayern an. Die plant wegen des Ausbaus der A 99 und des Umbaus des Autobahnkreuzes Ost eine Verlegung der Kreisstraße EBE 4/M 18. Der Vorteil: Vaterstetten muss nichts dafür zahlen, denn das wird vom Bund finanziert. Ersparnis für Vaterstetten: 25,5 Millionen Euro. Den Betrag hätte man für die Umfahrung ausgeben müssen.

„Riesenschwein gehabt“, meinte Klaus Willenberg (FDP) jetzt im Gemeinderat. Die Pläne der Autobahn seien für die Gemeinde „ein Segen und ein riesiger Fortschritt für unsere Schuldenentwicklung“. Man müsse vielleicht auch mal Glück haben, antwortete Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) und verwies darauf, dass die Idee für den aktuellen Plan von Vaterstetten gekommen sei. Denn die Autobahn sah in der Ausbauphase eine Vollsperrung der Kreisstraße zwischen Weißenfeld und Feldkirchen für gut sieben Jahren sowie eine Ersatzstraße vor. Über deren Trasse reagierte man im Rathaus entsetzt und setzte sich deshalb mit dem Planungsteam zusammen.

Eingriff in Privatgrund so weit wie möglich reduzieren: Das ist die Alternativroute

Herausgekommen ist nun eine dauerhafte Alternativroute in Form einer großräumigen Umfahrung im Süden von Weißenfeld. Die etwa 3,6 Kilometer lange Strecke beginnt an der M 1 südlich der A 94 bei der Anschlussstelle Feldkirchen-Ost und verläuft zunächst südwestlich entlang des Messe-Ausweichparkplatzes. Danach geht es entlang der Landkreisgrenze Richtung Südosten, unmittelbar nördlich der Raststätte Vaterstetten schwenkt die Straße nach Osten und unterquert fast rechtwinklig die A 99. Dann weiter nach Osten zu einem Kreisverkehr an der EBE 17, bevor es an der bestehenden EBE 4 südöstlich von Weißenfeld endet. Prognostiziert werden dadurch künftig täglich rund 8000 Fahrzeuge weniger durch Weißenfeld. Die heutige Strecke von Weißenfeld nach Feldkirchen wird renaturiert und nur noch für die Landwirtschaft befahrbar sein, erklärte Michael Schwürzinger, Planungschef der Autobahn GmbH.

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Die Trasse sei zwar länger, aber meist auf Grundstücks- und Landkreisgrenzen unterwegs, erklärte Spitzauer. Man habe sehr auf Trassenführung geachtet, die über öffentliche Flurstücke führen, um den Eingriff in Privatgrund so weit wie möglich reduzieren zu können, bestätigte Schwürzinger.

„Horrorszenarien sind nicht so gekommen“ – Planfeststellungsbeschluss wird komplett aufgehoben

Um das Konzept umsetzen zu können, muss Vaterstetten seinen Planfeststellungsbeschluss von der Regierung von Oberbayern offiziell wieder aufheben lassen. Dabei hatte die Gemeinde den nach fast zehnjährigem Ringen erst vor sieben Monaten bekommen. Die Diskussion über die Umfahrung geht sogar noch länger zurück. Man werde den Beschluss erst zurückgeben, wenn die Autobahn ihre Planfeststellung einreiche, betonte Spitzauer. „Aber die brauchen jetzt mal von uns ein Zeichen, das wir auch wollen.“ Ohne diese Rücknahme habe man keine Planungssicherheit und werde dann nicht mit dieser, sondern wieder mit der ursprünglichen Variante ins Verfahren gehen, so die Vertreter der Autobahn.

Die SPD forderte, die Teilabschnitte des Planfeststellungsbeschluss zur Entlastung von Parsdorf bestehen zu lassen. Man könne keine Teile aus dem Gesamtkonstrukt herauslösen, es wäre ein völlig neues Verfahren, erklärte Bauamtsleiterin Brigitte Littke. „Wir bekommen hier 50 Prozent unserer Umfahrung auf dem Silbertablett“, so Spitzauer. Und weiter: „Als Parsdorfer muss ich auch ehrlich zugeben, dass die Horrorszenarien bezüglich der Verkehrsbelastung durch das Gewerbegebiet Parsdorf 2 nicht so gekommen sind.“ Man müsse sich aber mit der ein oder anderen Entlastungsmaßnahme für den Ortsteil beschäftigen.

Am Ende votierte der Vaterstettener Gemeinderat gegen die Stimmen der SPD für die Komplettaufhebung des Planfeststellungsbescheids.

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