„Eine inspirierende Persönlichkeit“: Schwester Josefa Thusbaß erhält Verdienstorden
Der Missions-Dominikanerin Schwester Josefa Thusbaß wurde am Mittwoch (9. Juli) von Ministerpräsident Markus Söder der Bayerische Verdienstorden überreicht. Er bezeichnete die 79-Jährige aufgrund ihres vielfältigen Schaffens als „inspirierende Persönlichkeit“.
Kochel am See - „Verblüfft“, sagt Schwester Josefa Thusbaß, sei sie gewesen, als man ihr mitgeteilt habe, dass sie den Bayerischen Verdienstorden erhalten wird. Und sie erzählt eine Anekdote: Jede zu ehrende Person wurde gebeten, ein Foto an die Staatskanzlei zu schicken, auf dem die Tätigkeit zu sehen ist, für die man geehrt wird. „Ich habe dort angerufen und gefragt, wofür ich denn ausgezeichnet werde“, schildert sie. Doch sie habe nur die Auskunft erhalten, dass „volles Stillschweigen“ vereinbart sei – und dass sie einfach am besten mehrere Fotos schicken solle.
Thusbaß: „Auszeichnung für die ganze Gemeinschaft“
Das Geheimnis wurde am Mittwochmittag gelüftet: Schwester Josefa Thusbaß sei, so hieß es in der Laudatio, „eine inspirierende Persönlichkeit, die sich um ihre Gemeinschaft und ihre Heimat verdient gemacht hat. Als Ökonomin der Missions-Dominikanerinnen gestaltet sie den tiefgreifenden Wandel in ihrer Gemeinschaft aktiv mit und gibt ihre Erfahrungen an andere Klöster weiter. Auch als ehemalige Schulleiterin der Mädchenrealschule des Klosters hat sie sich großes Ansehen erworben: Ihr sorgsamer und motivierender Umgang mit den Schülerinnen und ihre pädagogischen Initiativen haben bleibende Spuren hinterlassen. Schwester Josefa Thusbaß steht für Mut zur Veränderung, gelebte Nächstenliebe und als passionierte Naturfotografin auch für die Verbundenheit zu Schöpfung und Heimat.“ Ministerpräsident Markus Söder überreichte ihr sodann die Auszeichnung.
Zur Feierstunde in die Münchner Residenz fuhr die Ordensfrau mit ihren Mitschwestern, Niederlassungsleiterin Sr. Francesca Hannen und Sr. Suzánne Hoffmeyer. Für Sr. Josefa ist die Ehrung „eine Auszeichnung für unsere ganze Gemeinschaft. Alleine hätte ich das alles nicht bewegen können“.

Exzellente Naturfotografin
Die gebürtige Amerangerin (Landkreis Rosenheim) trat 1967 mit 22 Jahren in den Orden ein. Anschließend studierte sie Mathe und Physik und unterrichtete diese Fächer, auch als Schulleiterin der Mädchen-Realschule ab 1989, bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2010. Schon seit Jugendzeiten ist die Fotografie ihr größtes Hobby. Als exzellente Naturfotografin hat sich die Ordensfrau überregional einen Namen gemacht. Noch immer zieht sie mit der Kamera los, heutzutage digital, und am liebsten in den frühen Morgenstunden. „Wir Menschen übersehen oft das Kleine und Feine“, sagte sie einmal. Für sie ist es ein Weg, mit Gott in Kontakt zu treten. „Er ist überall. In Pflanzen, Tieren, Landschaften oder Tautropfen.“ Mit der Kamera möchte sie das für andere sichtbar machen. Schon als Lehrerin war sie bekannt dafür, den Schülerinnen die Physik über Naturphänomene zu erklären: Wie entsteht ein Morgenrot? Warum ist der Himmel blau?

Die Gemeinschaft der Missions-Dominikanerinnen wird immer kleiner. Den Ordensfrauen gelang in den vergangenen Jahren der Transformationsprozess. Das historische Klostergebäude wurde an die Wohnungsbaugenossenschaft München (Wogeno) verkauft, die das Gebäude renovierte und eine neue Form des Wohnens schaffte. In Wohngruppen sowie in Co-Working-Areas wird in dem Gebäude heute gelebt und gearbeitet, sozusagen „Klostergemeinschaft 2.0“.
Mitwirkung an Buch, Podcast und Audioguide
Die Ordensgemeinschaft selbst zog in ein neues Gebäude, das baulich so gestaltet wurde, dass es je nach Bedarf später der Bevölkerung als Seniorenheim dienen könnte. Den gesamten Transformationsprozess hier und auch noch in anderen Klöstern dokumentierten die Ordensfrauen zusammen mit engagierten Wogeno-Bewohnerinnen und Bewohnern im Projekt „Zukunft Kulturraum Kloster“. Die Webseite soll Gemeinschaften, Behörden und Interessenten einer Immobilie helfen.
Aus diesem Projekt entstand ein Buch („Klosterfrauen Frauenkloster“), in der Folge auch ein Podcast-Projekt („Mit anderen Worten“) und derzeit ein Audioguide für Schlehdorf, der in wenigen Tagen der Öffentlichkeit präsentiert wird. Zudem schreibt die Ordensfrau regelmäßig die Kolumne „Über den Kirchturm hinaus“ für unsere Zeitung. Immer engagiert, immer voller Lebenskraft – eine inspirierende Persönlichkeit.
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