„Wildflüsse bergen immer unsichtbare Gefahren“ – Sicher Bootfahren auf Isar und Loisach

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Bootsfahrten auf der Isar sind mitunter gefährlich. © Stephan Jansen

Experten der DLRG geben Tipps für das sichere Bootsfahrten auf Isar und Loisach. Bei günstigen Booten besteht eine höhere Gefahr der Beschädigung.

Wolfratshausen – Die letzten Ferientage sind angebrochen, der Wetterbericht verspricht Sonnenschein pur. Viele Urlauber und Einheimische nutzen dies noch einmal, um mit dem Boot eine Tour auf den Flüssen zu unternehmen. Doch solche Unternehmen können auch abrupt enden. Erst kürzlich musste die Besatzung eines Rettungshubschraubers zwei Frauen aus der Isar holen. Sie waren mit einem Schlauchboot unterwegs, das aufgrund der Strömung unter Wasser gezogen wurde.

„Noch bevor man zu einer Bootstour aufbricht, sollte man sich über aktuelle Pegelstände und die Wetterlage informieren“, rät Sebastian Hafner, Einsatzleiter der DLRG Schäftlarn-Wolfratshausen und zertifizierter Raft-Guide. „So können sich an heißen Sommertagen schnell Gewitter bilden. Und keine oder geringe Niederschläge bedeuten nicht, dass automatisch auch die Pegel niedrig sind.“ Bevor man ins Boot steigt, sollte man sich mit dem Flussabschnitt auseinandersetzen, den man befahren möchte. So sei es dringend empfehlenswert, über Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten Bescheid zu wissen und Wehranlagen frühzeitig zu erkennen.

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Robert Klingel, Chef der DLRG Schäftlarn-Wolfratshausen
Robert Klingel, Chef der DLRG Schäftlarn-Wolfratshausen © Sabine Hermsdorf-Hiss

Am Ausflugstag sollten alle Mitfahrer Schwimmweste und Helm tragen. „Die Isar ist an manchen Stellen nicht sehr tief. Sollte man aus dem Boot fallen, reduziert ein Kopfschutz das Verletzungsrisiko.“ Dass alle schwimmen können, ist ebenfalls absolute Voraussetzung. „Wenn auch nur ein Nichtschwimmer an Bord ist, geht jeder ein hohes Risiko ein“, so der erfahrene Wassersportler. Hafner empfiehlt zudem, pro Boot mindestens ein Handy, das in einer wasserdichten Hülle verpackt ist, sowie eine geschützte Erste-Hilfe-Ausrüstung mitzunehmen. Sind Familien mit Kindern an Bord, müssen auch diese sicher schwimmen können und mit Helm und Schwimmweste ausgestattet sein. „Die Eltern müssen sich der zusätzlichen Gefahren für das Kind im Fluss bewusst sein und sicherstellen, dass sie diese Situationen bewältigen können“, sagt Hafner. Und wie ist das mit dem Alkohol? „Hier empfehlen wir nüchtern zu sein und während der Fahrt auch zu bleiben, da man auf einem Wildfluss immer zu 100 Prozent da sein muss.“

Auch das Anhängen von Beibooten oder Zusammenbinden von Booten ist laut Verordnung untersagt. Das Wassergefährt darf nicht überladen werden. „Die Angaben des Herstellers muss man beachten. Je schwerer das Boot, desto schwerfälliger ist es, was sich auch auf die Manövrierfähigkeit auswirkt.“ Auf einem Fluss „ist es besonders wichtig zu verstehen, dass es nur miteinander geht. Der Umgang mit anderen sollte daher stets rücksichtsvoll und hilfsbereit sein, denn man weiß nie, wann man selbst einmal Hilfe benötigen könnte“. Sollte eine Person über Bord gehen, sollte diese versuchen, selbstständig zum Boot zu schwimmen. „Gegebenenfalls kann das Paddel als Verlängerung genutzt werden, um den Verunglückten ins Boot zu ziehen“, rät Hafner. Wenn man merkt, dass die Situation unkontrollierbar zu werden droht, ist umgehend ein Notruf abzusetzen.

Von einem Plastikboot aus dem Discounter rät die DLRG ab. „Sie sind nicht sonderlich stabil gebaut“, sagt DLRG-Chef Robert Klingel. „Daher ist hier die Gefahr deutlich größer als bei Booten von Markenherstellern, dass sie bei leichten Berührungen mit dem Grund oder Steinen beschädigt werden und Luft verlieren.“ Generell gilt immer größte Vorsicht: Stromschnellen kann man leicht übersehen. Steine und Baumstämme, die sich ganz oder teilweise unter Wasser befinden, sind oft nur schwer zu erkennen. Hindernisse im Wasser – wie umgestürzte Bäume oder Totholz – können über Nacht entstehen. An manchen Stellen gibt es starke Strömungen. „Wildflüsse bergen immer unsichtbare Gefahren“, so Klingel.

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Eine Mahnung ist beiden Lebensrettern wichtig: „Bei Hochwasser und unmittelbar danach ist die Isar für Bootsfahrer tabu.“ Mit jedem Hochwasser verändere sich der Lauf des Flusses. „Neue Gefahrenstellen entstehen, während andere verschwinden.“ Und dann wäre noch die Sache mit dem Abfall. Beide wünschen sich, „dass jeder seinen Müll wieder mit heim nimmt“.

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