Hohe Zölle auch für Verbündete - Mit drastischem „Zoll-Sinneswandel“ verfolgt Trump einen ausgeklügelten Plan
Nanu: Jetzt droht Donald Trump plötzlich mit höheren Importzöllen gegen die verbündeten Nachbarländer Kanada und Mexiko als gegen seinen Lieblingsfeind China? 25 Prozent gegen Kanada und Mexiko, nur zehn Prozent gegen China.
Im Wahlkampf klang das noch anders. Da hatte Trump 60 Prozent Importzölle auf alle Waren aus China angekündigt und zehn Prozent auf alle Importwaren aus anderen Ländern.
Was steckt hinter dem Sinneswandel? Die offizielle Begründung, es gehe ihm darum, den Zustrom von illegalen Migranten und von Drogen wie Fentanyl zu reduzieren, klingt konstruiert. Bezogen auf Mexiko könnte man das vielleicht nachvollziehen. Aber mit Blick auf Kanada?
Trump korrigiert den eigenen Vertrag
Mit der Drohung zielt Trump auf die Neuverhandlung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens mit den direkten Nachbarn im Süden und Norden. Der Ursprungsvertrag namens Nafta wurde 1994 geschlossen. Es war die Hochzeit des Glaubens an eine liberale Weltordnung und an eine Globalisierung, die allen Beteiligten nutzen werde.
Trump hat Nafta als „das schlechteste Freihandelsabkommen aller Zeiten“ verurteilt. Es sei der Grund für den Niedergang der Industriegebiete in den USA, die zu „Rostgürteln“ wurden, und den massenhaften Verlust gut bezahlter Jobs.
Im Wahlkampf 2016 versprach er seinen Wählern Abhilfe durch eine Neuverhandlung von Nafta. Sein Ziel: eine Rückverlagerung von Industrieproduktion und Gewerbe in die USA zu erzwingen.
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Aus Nafta wurde 2018 USMCA. Trump verschärfte die Bedingungen, unter denen Waren zollfrei von Kanada und Mexiko in die USA importiert werden können. Und setzte eine Überprüfung des Abkommens nach sechs Jahren durch.
Die erhoffte Renaissance der „Rostgürtel“ ist ausgeblieben. China verlagerte Produktion nach Mexiko, um sich gegen US-Importzölle gegen Waren aus China abzusichern, die Zollfreiheit in der USMCA-Zone und die billigen Arbeitskräfte in Mexiko zu nutzen. Diese Lücke möchte Trump nun schließen.
Für Dealmaker Trump ist der Druck auf Kanada und Mexiko der Hebel, um mit ihnen gemeinsam Druck auf China auszuüben. Für die deutsche Industrie bleibt die Lehre: Wohl dem, der seine Fabriken für Nordamerika in den USA angesiedelt hat und nicht in Mexiko.
Von Christoph von Marschall
Das Original zu diesem Beitrag "Höhere Zölle gegen Kanada und Mexiko als gegen China?: Was Donald Trump im Schilde führt" stammt von Tagesspiegel.