Estland will, dass Nato-Mitglieder der Ukraine Finanzmittel und militärische Ausrüstung statt Truppen zur Verfügung stellen. Dies sagte Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur auf dem Halifax International Security Forum in Kanada „Newsweek“ zufolge.
„Soweit ich weiß, können die Ukrainer das alles bewältigen, wenn wir ihnen alles liefern, was sie für den Kampf gegen Russland brauchen“, sagte der estnische Politiker demnach gegenüber der „The Hill“.
Pevkur fordert Investitionen in ukrainische Rüstungsindustrie
Pevkur rief dazu auf, die Finanzierung der ukrainischen Investitionen in die eigene Militärproduktion voranzutreiben. Er betonte laut „The Hill“, dass die Ukrainer in einem Jahr sechs- bis siebenmal mehr Haubitzen produzieren als beispielsweise Frankreich. „Ihre Industrie fährt die Produktion wirklich hoch“, sagte er.
Ukrainische Industriebetriebe hätte die Kapazität, Militärgerät im Wert von etwa 30 Milliarden Dollar pro Jahr herzustellen, so Pevkur, aber es stehen nur 15 Milliarden Dollar dafür zur Verfügung. „Das bedeutet, dass die ukrainische Industrie doppelt so viel produzieren könnte. Wenn ihr also nichts aus euren eigenen Beständen geben könnt, gebt ihnen Geld. Es ist eine einfache Botschaft", so Estlands Verteidigungsminister der US-Zeitung zufolge.
Gab es Diskussionen über Truppeneinsatz zwischen Paris und London?
Die französische Zeitung „Le Monde“ hatte zuletzt berichtet, dass das Vereinigte Königreich und Frankreich darüber diskutiert haben, Militärpersonal oder private Sicherheitsfirmen in die Ukraine zu entsenden und diese Option nicht ausgeschlossen haben.
Demzufolge sei diese Debatte bei einem Besuch des britischen Premierministers Keir Starmer in Frankreich anlässlich der Gedenkfeiern am 11. November wieder entfacht, nachdem sie laut „Le Monde“ bereits im Februar von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron initiiert worden war. Hintergrund war dem Bericht zufolge aber auch der bevorstehende Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus und die Ungewissheit darüber, wie der künftige US-Präsident in Sachen Ukraine-Unterstützung agieren wird.
Deutschland und Großbritannien lehnen Truppensendungen ab
Allerdings erklärte der britische Außenminister David Lammy beim Treffen der G7-Außenminister in Italien laut „Newsweek“, dass Großbritannien schon lange festgelegt habe, keine Truppen in die Ukraine zu entsenden. Lammy fügte hinzu, dass man die Unterstützung weiterhin mit Ausbildung fortsetzen werde. Deutschland wiederum hat dem Bericht zufolge zwar erklärt, dass seine Militärausbilder die ukrainischen Truppen ausbilden würden, jedoch nicht auf ukrainischem Boden.
Frankreich allerdings hat die Möglichkeit einer Truppenentsendung nicht ausgeschlossen, obwohl der Verbündete Deutschland dagegen ist. Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot sagte demzufolge, dass der Westen keine „roten Linien“ bei der Unterstützung der Ukraine ziehen sollte.