Fläche halb so groß wie London - Russland erzielt große Fortschritte im Osten der Ukraine
Die russischen Truppen haben im Osten der Ukraine den schnellsten Fortschritt seit den frühen Tagen der Invasion 2022 gemacht und innerhalb des letzten Monats ein Gebiet halb so groß wie London erobert. Das berichteten Analysten und Kriegsblogger laut „Reuters“ am Dienstag.
Nachdem die Frontlinie demnach zwei Jahre lang weitgehend statisch geblieben war, erzielt Russland seit Juli immer weitere Fortschritte und kontrolliert laut öffentlich zugänglichen Karten mittlerweile 18 Prozent der Ukraine, darunter die gesamte Krim, etwas mehr als 80 Prozent des Donbass und mehr als 70 Prozent der Regionen Saporischschja und Cherson im Süden sowie knapp 3 Prozent der östlichen Region Charkiw.
Rekorde für besetztes Territorium
Laut einem Bericht der unabhängigen russischen Nachrichtenagentur „Agentstvo“ hat Russland zuletzt neue wöchentliche und monatliche Rekorde für die Größe des besetzten Territoriums in der Ukraine aufgestellt.
Demnach hat die russische Armee in der vergangenen Woche fast 235 Quadratkilometer in der Ukraine erobert hat, was ein Wochenrekord für 2024 ist. Ukrainische Militärvertreter räumen laut „Reuters“ ein, dass die Lage im Osten derzeit schlimmer ist als im gesamten bisherigen Jahr.
Russland soll im November über 600 Quadratkilometer eingenommen haben
Russlands Verteidigungsministerium meldete am Dienstag auch die Einnahme des Dorfes Kopanky in der Region Charkiw, einem weiteren Brennpunkt russischer Militäraktionen. Die dritte separate Sturmbrigade der Ukraine wiederum hatte am Montag laut „Reuters“ noch per Telegram gemeldet, das Dorf von russischen Soldaten geräumt zu haben.
Der finnische Militäranalyse Pasi Paroinen schätzt der Nachrichtenagentur zufolge, dass die russischen Streitkräfte in diesem Monat insgesamt etwa 667 Quadratkilometer an Territorium eingenommen haben. Dabei berief sich Paroinen nach eigenen Angaben allerdings auf Daten, die mit Verzögerung auch einige Oktobergewinne enthalten könnten.
Putin strebt laut Selenksyj vollständige Besetzung des Donbas an
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj glaubt, dass Putins Hauptziele die Besetzung des Donbass und die Vertreibung ukrainischer Truppen aus der russischen Region Kursk sind, in der die Ukraine seit Sommer Teile des Gebiets kontrolliert.
Der Krieg könnte laut einigen sowohl russischen als auch westlichen Beamten in seine gefährlichste Phase eintreten. Moskau soll der Informationslage nach nun die aus Nordkorea entsendeten Truppen einsetzen, während Kiew jetzt westliche Raketen einsetzt, um auch Ziele in Russland anzugreifen.
Ukraine wehrt nach eigenen Angaben 23 russische Vorstöße in Kurachowe ab
Sergei Naryschkin, dem Leiter des russischen Auslandsgeheimdienstes, sagte laut „Reuters“ am Dienstag, dass Russland nun die vollständige strategische Initiative auf dem Schlachtfeld habe.
Und russische Kriegsblogger behaupten, dass ein Durchbruch bei den Verteidigungsstellungen der Ukraine in der Region Donezk rund um die Stadt Kurachowe es Russland ermöglichen könnte, weiter nach Westen in Richtung der südlichen ukrainischen Stadt Saporischschja vorzudringen.
Der Generalstab der ukrainischen Armee meldete am Dienstag, dass seine Streitkräfte zuletzt 23 russische Vorstöße entlang der Frontlinie in der Region Kurachowe abgewehrt haben, berichtet „Reuters“. Der ukrainische Präsident Selenskyj beklagt allerdings Verzögerungen bei der militärischen Ausrüstung, die zum Teil auf eine lange Wartezeit für ein US-Hilfspaket zurückzuführen sind.