Westen soll neue Waffen finanzieren - Im Würgegriff Putins hofft die Ukraine jetzt auf das „Dänen-Modell“
Das größte Problem für die Ukraine ist, neben dem teils fehlenden Willen der westlichen Partner, die unzureichende Möglichkeit zur Waffenproduktion in den europäischen Nato-Staaten. Auch dadurch können Kiews Truppen dem russischen Vormarsch derzeit wenig entgegensetzen.
Eine mögliche Lösung ist so naheliegend wie simpel: mit finanzieller Unterstützung des Westens noch mehr selbst zu produzieren.
Im Würgegriff Russlands hofft die Ukraine jetzt auf das „dänische Modell“
Das „dänische Modell“, benannt nach einer bereits laufenden Zusammenarbeit zwischen Dänemark und der Ukraine in analoger Form, soll laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ so ablaufen: Die ukrainische Regierung setzt Verträge mit Waffenherstellern auf, die die europäischen Regierungen unabhängig prüfen und anschließend bezahlen.
Auf diesem Wege sollen auch Raketen und Drohnen mit großer Reichweite produziert werden, mit denen die Ukrainer das russische Territorium treffen können. Durch die wegfallende Wartezeit auf die Produktion in westlichen Staaten soll die Ukraine die Waffen schneller und in größerer Stückzahl als bisher erhalten.
Laut „Wall Street Journal“ ist das allein deshalb möglich, weil die ukrainische Rüstungsindustrie teils nur 30 Prozent ihrer Produktionskapazitäten ausschöpft.
Wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtet, konnte die Ukraine durch die Zusammenarbeit mit Dänemark im Oktober 20 Bohdana-Haubitzen produzieren – im vergangenen Dezember waren es demnach nur sechs.
„Im vergangenen Jahr sahen wir uns dem Problem gegenüber, dass die technischen Kapazitäten des ukrainischen Rüstungskomplexes die finanziellen Kapazitäten überschritten haben“, sagt der Chef des Unternehmens, der Teile der Bohdana-Haubitzen, dem „Wall Street Journal“. Das soll sich jetzt ändern.
Von Christopher Stolz
Das Original zu diesem Beitrag "Ukraine-Invasion, Tag 1007: Europäer scheitern an Waffenproduktion – und wollen Kiew jetzt dafür bezahlen" stammt von Tagesspiegel.