Gefechte in Kursk: Nordkorea-Soldat im Drohnen-Kampf – Video zeigt Angriff
In Kursk werden Putins Führungs-Fehler offenbar. Die Ukraine müht sich weiter, Russland zurückzudrängen und setzt auf Videos zum Beweis ihres Erfolgs.
Kursk – Die Ukraine nimmt die Truppen von Diktator Kim Jong-un ins Visier. „Um dem Tod durch Drohnen zu entgehen, beschlossen die Nordkoreaner bei der einheimischen Bevölkerung in Deckung zu gehen, sich in deren Häusern zu verstecken und die alten Großeltern in die Kälte hinauszutreiben“, sagt die anonyme Militär-Quelle gegenüber der Kiew Post. Offenbar schenken sich die Kontrahenten um Kursk im Ukraine-Krieg nichts: Das Video einer unbekannten Drohneneinheit soll zeigen, wie die Ukraine offenbar gezielt Jagd auf Nordkoreaner macht. Diese Nordkoreaner wiederum sollen gegen die Drohnen hinter Zivilisten verschanzt haben.
Veröffentlicht hat das Video das Geheimdienstkollektiv „InformNapalm“; Urheber ist, laut Kiew Post, vermutlich „Favorite“, eine auf Angriffsdrohnen spezialisierte ukrainische Einheit aus erfahrenen Soldaten und Piloten, die geführt würde von Denis Perch, Vizepräsident der professionellen Mixed-Martial-Arts-Liga (WWFC), wie die Post berichtet. Obwohl weder die Einheit von Perch als Urheber bestätigt ist noch die Region der Aufnahme, wird davon ausgegangen, dass in Kursk gefilmt worden sei. Allein das asiatische Äußere des in Nahaufnahme gefilmten Soldaten soll nahelegen, dass das Material aus Kursk stammt und der Soldat tatsächlich Nordkoreaner ist.
Ukraine-Krieg in Kursk: „Der Überraschungserfolg ist vor allem ein Signal nach innen.“
Offenbar hatte die Ukraine mit ihrem weiteren Vorstoß gen Moskau vom 5. Januar heftige und andauernde Kämpfe provoziert. Wie die britische BBC berichtet, habe das russische Verteidigungsministerium gemeldet, am Sonntag (5. Januar) gegen 9 Uhr Ortszeit (6 Uhr GMT) habe eine ukrainische Angriffstruppe in der Nähe des Dorfes Berdin angegriffen – dieser motorisierte Verband soll aus zwei Kampfpanzern, einem militärischen Pionierfahrzeug und zwölf gepanzerten Kampffahrzeugen bestanden haben – die beiden Kampfpanzer seien britische Challenger gewesen.
„Die Schlagzeilen dieser Angriffe sind so alltäglich geworden, dass sie die Welt kaum beachtet.“
Wie die Kiew Post meldet, ergäben offizielle Erklärungen und Gefechtsberichte vom 9. Januar, „dass russische Panzerkolonnen und nordkoreanische Infanterie einen Gegenangriff auf die ukrainischen Verteidigungsanlagen an der Nordspitze eines Frontvorsprungs auf russischem Territorium starteten“. Das habe zu weiterhin andauernden Kämpfen geführt. Von keiner Seite sei ein bestätigtes Lagebild in Erfahrung zu bringen gewesen. Die Ukrainer sollen aber von Erfolgen ihrer Verteidigung gesprochen haben.
„Der Überraschungserfolg ist vor allem ein Signal nach innen“, kommentiert Barbara Oertel. Die Osteuropa-Redakteurin der taz ist geneigt, denjenigen in der Ukraine zuzustimmen, die die ‚,‚Aktion Kursk‘ als Durchhalteparole wahrnehmen“. Ihrer Meinung nach sei sie als solche auch nicht zu unterschätzen. Nach Meinung von Financial-Times-Autor John Paul Rathbone hätte die Kursk-Offensive der Ukraine gleichzeitig „Wladimir Putins Kriegsnarrativ einen Dämpfer verpasst“. Das scheint stark übertrieben zu sein. Gleichermaßen wie die westlichen Geheimdienst-Verantwortlichen halten Osteuropa-Beobachter Putins Sockel als Staatenlenker für krisenfest.
Kursk bedeutet Verluste: Offenbar behält die Ukraine aktuell auch im russischen Gebiet die Oberhand
Das gilt offensichtlich trotz der aus russischer Sicht desaströsen Entwicklung im Raum Kursk. Wie der Thinktank Institute for the Study of War (ISW) berichtet, breite sich Frustration unter Russlands Eliten aus – die allerdings vornehmlich aufgrund der weiterhin fehlenden Kräfte. „Berichten zufolge konzentriert sich die russische Elite darauf, mehr russisches Personal zu mobilisieren; das deutet darauf hin, dass die russische Elite wahrscheinlich eher den Mangel an Arbeitskräften als größtes Hindernis für schnelle Erfolge auf dem Schlachtfeld betrachtet und nicht die Ineffektivität der russischen Fronttruppen, die mangelhafte Feldzugsplanung russischer Kommandeure und den erheblichen Mangel an Panzerfahrzeugen, unter dem die russischen Streitkräfte derzeit leiden“, schreibt das ISW.
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Offenbar behält die Ukraine aktuell auch in Kursk die Oberhand, wie die Kiew Post berichtet – von der 47. Mechanisierte Brigade der Ukraine stammt wohl ein Video über einen seltenen russischen Massenangriff mit Panzern. Ein halbes Dutzend gepanzerter Fahrzeuge, darunter Panzer, überquerten in dem Video offene Schneefelder, wie das Blatt schreibt. Alle Fahrzeuge seien mit Anti-Drohnen-Schirmen ausgerüstet gewesen. Offenbar war dieses Manöver Teil einer größeren Angriffsbemühung der Russen.

In einer Erklärung soll die 47. Mechanisierte Brigade mitgeteilt haben, dass sie gemeinsam mit benachbarten ukrainischen Spezialeinheiten einen in sechs Wellen erfolgten „massiven“ russischen Angriff zurückgeschlagen habe. „An dem Angriff waren rund 50 Fahrzeuge beteiligt, darunter Panzer, Schützenpanzer BMP-2 und BMP, gepanzerte Mannschaftstransportwagen auf Rädern und ‚Buggys‘.“ Die Brigade behauptete, russische Ausrüstung im Wert von mehreren zehn Millionen Dollar zerstört, 45 russische Soldaten getötet und 53 weitere verwundet zu haben, wie die Post mitteilte.
Russland erstarrt: Seit Beginn des Krieges wird Qualität der russischen militärischen Führung kritisiert.
Tatsächlich würde diese Meldung beweisen, was auch das ISW aktuell für die größte Schwäche der russischen Armee hält – und das gilt für alle Fronten: die Unfähigkeit, schnell zu operieren. Laut dem ISW hätten die Russen an den Fronten in Pokrowsk und Kurachowe bewiesen, dass sie ihre infanteristischen Angriffe Meter für Meter mit hohem Blutzoll immer noch beherrschten. Allerdings werde immer offensichtlicher, dass Wladimir Putins Invasionsarmee zusehends außerstande sei, schnelle mechanisierte Manöver durchzuführen. Das gelte zwar auch für die Ukraine, aber eben in stärkerem Maße für den Angreifer – dazu trage auch die durch Drohnen hergestellte Transparenz auf dem Gefechtsfeld bei.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges wird die Qualität der russischen militärischen Führung kritisiert. Einerseits aufgrund der zentralisierten Befehlsstruktur, die dem einzelnen Offizier wenig Spielraum lässt, andererseits aufgrund der offenbar defizitären Ausbildung von Frontkommandeuren und deren mangelhafter taktischer Planungsfähigkeit. Der Krieg in der Ukraine wird schon lange im Klein-Klein und daher zum Stillstand geführt. Die Behauptung, die Ukraine würde mit Drohnen einzelne Soldaten bekämpfen, wäre insofern kaum von der Hand zu weisen.
„Schiessplatz voller Zivilisten“: Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg auf beiden Seiten
Auch die Behauptung der menschlichen Schutzschilde aus Zivilisten begleitet den Ukraine-Krieg seit dessen Beginn – auf beiden Seiten. Anfangs hatte Amnesty International noch publiziert, ukrainische Verteidiger würden sich in Schulen und Krankenhäusern verschanzen. Und den Russen war vorgeworfen worden, sie würden mit vermeintlichen Drohnen-Angriffen die Zivilbevölkerung gezielt terrorisieren und aufgrund des psychologischen Drucks zum massenhaften Aufbegehren gegen die eigene Regierung anstacheln wollen.
„‚Schiessplatz voller Zivilisten‘: Russland geht in Cherson mit Tausenden von Kamikaze-Drohnen auf Menschenjagd“, hatte Mitte Oktober vergangenen Jahres denn auch die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) getitelt. Allerdings hat NZZ-Autor Ivo Mijnssen die Brisanz der Botschaft im Artikel selbst noch überboten und geschrieben, „die Schlagzeilen dieser Angriffe sind so alltäglich geworden, dass sie die Welt kaum beachtet“. Tatsächlich schreibt auch die Kiew Post aktuell davon, dass ein nordkoreanischer Soldat mit seinem Sturmgewehr den Kampf mit einer ukrainischen Drohne aufgenommen hätte. Wahr allerdings ist, dass der Soldat ziemlich archaisch gegen die Drohne sein Leben verteidigt hat – und am Ende unterlegen ist, wie das Video auch zeigen soll.
Das unabhängige russische Medienportal Meduza wiederum berichtet aufgrund von Gesprächen mit russischen Eliten, dass die offenbar wenig Interesse hätten an einer Verhandlungslösung, die eventuell an eigenen Verzicht gekoppelt wäre; ebenfalls seien territoriale Zugeständnisse Putins offenbar kategorisch ausgeschlossen. Im Gegenteil bliebe den Eliten nur die Wahl, den Krieg zu intensivieren, um ihn letztendlich auch vor dem russischen Volk rechtfertigen zu können. Frieden sei demnach lediglich möglich unter Bedingungen, die einer ukrainischen Kapitulation nahekämen. Wie das ISW den Meduza-Bericht interpretiert, „sei man darauf konzentriert, im Nachkriegsrussland ein ,Bild des Sieges‘“ zu schaffen.“