Landkreis Weilheim-Schongau tritt MVV bei: Einheitliches Tarifsystem und Tipps zu Zielen

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Landrätin Andrea Jochner-Weiß und MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch vor der neuen MVV-Schienenkarte, auf der jetzt links unten auch der Landkreis Weilheim-Schongau drauf ist. © Boris Forstner

Noch sechs Wochen, dann beginnt für den öffentlichen Nahverkehr im Landkreis Weilheim-Schongau mit dem Beitritt zum Münchner Verkehrsverbund (MVV) eine neue Zeitrechnung.

Weilheim-Schongau - „Es gab Zeiten, in denen ich dachte, dass es nicht klappt“, gab Landrätin Andrea Jochner-Weiß mit Verweis auf die lange Vorlaufzeit zu. Doch jetzt sei sie sehr stolz, dass es geklappt hat und der Landkreis Weilheim-Schongau parallel mit dem Landkreis Landsberg zum 1. Januar Mitglied im größten Verkehrsverbund Bayerns wird: „Das ist ein Gewinn für uns alle“, prophezeite sie.

MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch hat am eigenen Leib erfahren, wie mühselig es bisher mit dem Ticket-Wirrwarr ist. Denn er wohnt im Landkreis Starnberg, und wenn seine minderjährige Tochter ihre Jugendgruppe in Weilheim besucht, fährt sie erst mit ihrem MVV-Ticket nach Tutzing, danach braucht sie einen normalen DB-Fahrschein nach Weilheim (“das muss ich ihr online kaufen, weil sie noch keine Kreditkarte hat“), und in Weilheim folgt dann noch das Stadtbus-Ticket. „Das ist bald Vergangenheit“, sagt Rosenbusch.

Denn das einheitliche Tarifsystem ist für alle Bürger aus dem Landkreis der ganz große Vorteil des MVV-Beitritts. Zusätzliche Busse und Züge wird es nämlich erst einmal nicht geben, auch wird die S-Bahn nicht in den Landkreis fahren, wie manche immer noch denken, weil für sie MVV gleich S-Bahn ist. „Alles aus einer Hand, das gilt immer noch“, sagte Rosenbusch.

MVV: Landkreis Weilheim-Schongau in den Zonen 5 bis 8

Die Frage, ob es mit dem Deutschland-Ticket überhaupt noch einen MVV-Beitritt braucht, sieht Rosenbusch angesichts der aktuellen Entwicklung klar beantwortet: „Das Ticket wird künftig schon 58 statt 49 Euro kosten“, sagte Rosenbusch, was für manchen schon zu viel sei. Einige Politiker stellen es auch ganz in Frage. Und schließlich seien die große Mehrzahl der MVV-Fahrgäste Gelegenheitsnutzer, 100 Millionen sind es im Jahr. „Genau für die haben wir das perfekte Angebot“, sagt Rosenbusch.

Er rät den Kunden, sich gar nicht groß auf die neuen insgesamt zwölf Zonen einzustellen, die auf dem riesigen Netzplan nur verwirren. Der Landkreis ist in den Zonen 5 (z.B. Bernried und Seeshaupt) bis 8 (Schongau und Peiting) vertreten. Künftig brauchen Gelegenheitsfahrer entweder eine Einzelfahrt bzw. Kurzstrecken-Karte, eine Streifenkarte für mehrere Zonen oder eine Tageskarte. „Die Preise sind sensationell günstig“, wirbt Rosenbusch, und gibt einige Beispiele: So koste die einfache Fahrt von Weilheim nach Tutzing statt 5,80 nur noch zwei Euro, die Verbindung Schongau-Weilheim (hin und zurück) statt 16,80 nur noch 11,10 Euro und Weilheim-München (hin und zurück) statt 26 mit dem Werdenfels-Ticket nur noch 17,60 Euro.

MVV-Beitritt: „System sucht automatisch günstigsten Fahrschein raus“

Die bisher bekannten Verbundtickets wie Bayern- oder Werdenfels-TIcket seien laut Rosenbusch nicht mehr nötig, wenn es in den MVV-Raum geht. Das große Ziel sei, dass auch noch der Landkreis Garmisch-Partenkirchen beitrete, so Rosenbusch: „Ich hoffe, dass die mitmachen.“ Bezahlt werden könne ganz normal am Automaten oder beim Busfahrer, was auch Jochner-Weiß wichtig ist: „Nicht alle Senioren haben ein Handy oder kennen sich damit aus. Deshalb ist es wichtig, dass es digital und analog geht.“

Rosenbusch macht aber klar, dass es mit der MVV-App, die für ihre Nutzerfreundlichkeit ausgezeichnet wurde, deutlich schneller geht: Man müsse nach der Anmeldung nur beim Einsteigen zur Seite wischen, dann habe man sich registriert und bekomme einen digitalen Fahrschein aufs Handy. „Das System sucht dann je nach Fahrtweg automatisch den günstigsten Fahrschein raus“, so Rosenbusch. Das gelte sogar, wenn man vergesse, sich auszuloggen – „meine Frau war Testperson, und ihr ist das ständig passiert. Es hat immer geklappt.“

Tipps für Touristen möglich

Mit der App sollen bald auch die Auslastung von Park&Ride-Parkplätzen sowie Car- und BikeSharing-Fahrzeuge angezeigt werden, es soll auch Tipps geben für nicht so frequentierte Ziele. „Schongau zum Beispiel hat eine tolle Altstadt, man kann dort wunderbar am Lech wandern und es ist nicht so voll wie an den Osterseen“, sagt Rosenbusch. Der Grund, warum nicht schon zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember umgestellt wird, hängt übrigens mit dem Deutschlandticket zusammen: „Das während des Monats auseinander zu klamüsern, ist unfassbar kompliziert. Das haben wir bei der MVV-Erweiterung vergangenes Jahr gemacht, es war der Horror.“

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