Abriss der Brücke zwischen Lechbruck und Gründl kann starten
Es ist ein ganz besonderes und einmaliges Erlebnis, das man sich an diesem Sonntag Nachmittag nicht entgehen lassen will. Nach Monate langer Vorbereitung wurde an diesem Wochenende die Behelfsbrücke über den Lech gelegt. Noch in dieser Woche soll der Verkehr darüber laufen.
Lechbruck – Dicht gedrängt stehen die Zuschauer hinter den Absperrungen an der Stirnseite der Lechbrücke. Sie wollen alle den Moment miterleben, wenn die letzten drei Teile der Ersatzbrücke auf Brückenelement und Wiederlager gelegt werden. „Public Viewing by Lechbridge“ anstatt Ausflug in die Berge. So was sieht man ja schließlich nicht alle Tage.
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Das Zeitfenster für den Brückenschlag ist eng bemessen. Man hat das Wochenende ausgewählt, um möglichst wenig den Verkehr zu behindern. Denn zu diesem Vorgang muss die Brücke total gesperrt werden. Zwei Tage und eine Nacht waren für die Maßnahmen vorgesehen. Neun Teile der Ersatzbrücke mussten eingehoben und verschraubt werden. Kein Kinderspiel, wenn man an die Gewichte denkt, die per Autokräne gewuchtet werden müssen.
Rückwärts bis zur Baustelle
Freitagabend schon das erste Husarenstück in Sachen Fahrkünste: Die einzelnen Teile mit einer Länge bis zu 40 Metern wurden von Holland per Spezialtransport nach Steingaden gebracht. Von dort aus musste jeder Fahrer sein überlanges Gefährt rückwärts bis nach Gründl zur Baustelle bringen. Und das bei Dunkelheit. Alles verlief ohne Probleme.

Samstagmorgen: Die zwei großen Autokräne stehen in Position. Der 500-Tonner auf der Lechbrucker Seite, der 350-Tonner auf der Gründl-Seite unten am Lech zwischen Brückenelement und Wiederlager. Also zwischen den beiden Betonfundamenten, auf denen die Teile zum Liegen kommen. „Die drei 40 Meter langen Mittelteile müssen mit beiden Kränen gehoben und gesetzt werden“, ist von „Strabag“-Polier Paul Lackner zu erfahren. So ein Teil bringt 56 Tonnen auf die Waage.
Per Funk verbunden
Die beiden Kranführer sind per Funk verbunden und setzen erst das Mittelstück, dann die Seitenteile auf. „Alle drei Teile werden dann zusammengeschraubt und ergeben in der Breite 7,50 Meter“, so der Polier weiter. Also je drei Meter als Fahrbahnen, ein guter Meter bleibt für den Fußweg. Die drei weiteren Teilstücke für die Stirnseite der Brücke auf Lechbrucker Seite werden von dem 500 Tonner alleine verlegt. Dann ist für diesen Schicht im Schacht. Er kann noch in der Nacht abgebaut werden.
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„Es wäre so schön gewesen“, könnte man jetzt sagen. Nachdem alles so gut verlaufen ist, gibt es doch eine Planänderung. Der Konvoi, der mit den letzten drei Teilen aus Holland am Samstag ankommen soll, hat unterwegs Probleme. Die Arbeiten ruhen. Aber das lässt die Planer und Arbeiter kalt. „Was wir jetzt tagsüber nicht schaffen, machen wir eben in der Nacht“, so Polier Lackner. Er bleibt die Ruhe selbst.
350-Tonnen-Kran muss umgesetzt werden
Die Nacht wird zum Tag gemacht. Scheinwerfer erhellen die Baustelle. Der 350-Tonnen-Autokran muss umgesetzt werden. Das heißt, 88 Tonnen Gegengewichte müssen abgebaut werden, der Kran muss nach oben auf den neuen Standplatz wechseln. Von dort aus wird er die letzten drei Brückenteile alleine einsetzen. Dann heißt es warten im Nebel. Warten auf den Konvoi, der immer noch unterwegs ist.
Es dauert nicht mal 20 Minuten
Sonntagmorgen, alle sind in bester Stimmung. Strahlender Sonnenschein, der Konvoi steht mit den Teilen bereit. Für 12.30 Uhr ist der Termin gesetzt, den Rest zu schultern. Die Zuschauer halten Kameras und Handys bereit. Es werden Erinnerungen festgehalten, was das Zeug hergibt.
Jetzt ist auch Bauwerksprüfingenieur Matthias Koller dabei. Er hat schon in Holland bei der Firma „Janson Bridging“ den Zusammenbau der Teile kontrolliert. vor Ort überwacht er die Arbeiten „oberflächlich“, einen Tag später geht es bei ihm richtig zur Sache. „Ich werde mit einem Brücken-Untersichtgerät die Brücke abfahren und alle Schrauben und Teile nochmals kontrollieren“, so der Fachmann. Wenn alles zu seiner Zufriedenheit abläuft, steht der Eröffnung für den Verkehr am Donnerstag nichts mehr im Wege.
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Dann der „heiße Moment“: Kranführer Herbert ist die Ruhe selbst. Der Tieflader mit dem letzten Mittelteil fährt vor. Vier Kranketten werden eingehängt, das Teil wird angehoben, der Lkw kann unter der Last wegfahren. Eine letzte Überprüfung der Ketten, und ab geht die Fahrt ins Blaue. Nicht mal 20 Minuten dauert es, dann hat Herbert das Teil sicher auf die beiden Pfeiler aufgesetzt.
Es folgen noch die beiden Seitenteile, an denen die Geländer schon angebracht sind. Dann ist nochmals Handarbeit gefragt: Alle Teile müssen verschraubt werden. Insgesamt 600 Schrauben kommen dort zum Einsatz. Gegen 18 Uhr ist die Aktion zu Ende. Zur Zufriedenheit aller, Gratulation.