Gottes Segen beim Regimentsgruß: Prächtiger Leonhardiritt begeistert in Schongau

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An der Schongauer Stadtpfarrkirche gab es den traditionellen Segen von Pfarrer Ulrich Manz für Ross und Reiter. © Hans-Helmut Herold

Das Wort Leonhardiritt klingt wie eine Zauberformel für alle Pferdebegeisterten. Es ist geliebte und gelebte Tradition. Der vergangene Samstag stand ganz im Zeichen des Heiligen. Nach einer gemeinsamen Andacht für Ross und Reiter folgte ein prächtiger Umritt durch die Schongauer Altstadt.

Schongau – Ein goldener Oktobertag muss sich in den November geschlichen haben. Leichter Nebel liegt über Schongau, wird aber kurz darauf von der Sonne vertrieben. Blauer Himmel, dazu goldgelb leuchtende Blätter an den Bäumen. Pfarrer Ulrich Manz findet später in seiner Predigt die Erklärung dafür und lobt alle Schongauerinnen und Schongauer. „Dieses wunderbare Wetter lässt sich nur erklären, weil Sie alle so brav waren“, so der Pfarrer.

Oberhalb des Frauentors haben sich frühzeitig viele Besucher einen passenden Platz gesichert, um die ankommenden Reiterinnen und Reiter hoch zu Ross bestaunen zu können, die vom Köhlerstadl aus in die Altstadt kommen. Auf der Christophstraße haben Franz Kriesmair und Markus Wölfle alle Hände voll zu tun, die Landauer und Wagonetten immer wieder in die Reitergruppen der umliegenden Gemeinden einzureihen. Ein prächtiger Zug entsteht, der sich nach einer kurzen Stadtrunde zum Bürgermeister-Schaegger-Platz bewegt.

Als Kreuzträger führt Franz Reßle jun. den Zug an, dicht gefolgt von Vater Franz Reßle sen., der nicht nur die Zügel seines Pferdes fest in den Händen hält, sondern auch alle Fäden als Organisator der Veranstaltung. Daneben sein Enkel, der jüngste Franz Reßle. Mit zehn Jahren ist er das dritte Mal mit eigenem Pferd dabei, hat die Zügel fest im Griff. Dahinter stärken Antonia, Johanna und Vroni als weibliche Vertreterinnen der Reßle-Familie die Vorhut.

Gottesdienst am Bürgermeister-Schaegger-Platz
Der feierliche Gottesdienst wurde wieder am Bürgermeister-Schaegger-Platz abgehalten. © Hans-Helmut Herold

Im Landauer haben Bürgermeister Falk Sluyterman, der Vertreter der Sparkasse Oberland, Richard Arnold, und Stadtpfarrer Ulrich Manz Platz genommen. Für ihn eine Premiere. Pfarrer Manz ist das erste Mal bei dem Umritt in Schongau dabei. „Erhebend und wunderbar“, wird er später die Fahrt beschreiben. Er hat sichtlich genossen, dass dieses Brauchtum im Oberland so eindrucksvoll gepflegt wird. In seiner Predigt wird er ergänzen, dass es in Bayern über 50 dieser Wallfahrten gibt.

Der Pfarrer erfuhr erst im Landauer, warum ein Vertreter der Sparkasse neben ihm sitzt. „Der wird am Schluss die Zeche für alle Teilnehmer und die Musikanten bezahlen“, wird ihm zugetragen. Klement Kölbl und Sohn Josef haben hier die Zügel im Griff.

Das „Trio Strauß“ sitzt auf dem Kutschbock der Wagonette mit den Ministranten. Matthias lenkt, Sohn Leonhard steht ihm zur Seite, Vater und Oberhaupt Michael Strauß genießt die tolle Sicht auf die Zuschauer, die am Straßenrand Spalier bilden.

Eine lustige Dreiergruppe, die sich viel zu erzählen hat und in Erinnerungen schwelgt, hat auf einer weiteren Wagonette Platz genommen. Die Austragler Norbert Reßle, Andreas Seelos und Josef Wühr werden von Johann Sprenzl samt Tochter Carolin sicher durch die Straßen kutschiert. Dazu gibt die Stadtkapelle unter dem Dirigenten Andreas Immler den Ton an.  Ein Klangkörper, der zu dieser Veranstaltung musikalisch einen Trumpf nach dem anderen aus dem Ärmel zieht. Was Reiter und Pferde für die Augen sind, ist die Stadtkapelle für die Ohren. Einfach prachtvoll.

Gottesdienst am Bürgermeister-Schaegger-Platz
Gottesdienst am Bürgermeister-Schaegger-Platz © Hans-Helmut Herold

Farbenprächtig leuchten die Trachten der Frauen, die im Kastenwagen von Georg Seelos Platz genommen haben. Er selbst geht als Bremser neben dem Wagen, sein Sohn Franz steuert hoch zu Ross. Immer ein tolles Motiv für ein Erinnerungsfoto.

Natürlich auch die lustig winkenden Trachtenkinder auf ihrem langen Wagen, der von Max Müller ebenfalls hoch zu Ross gesteuert wird. Begleiter Stefan Erhard hinter ihm hat die quirlige Schar sicher im Blick. Den Abschluss bilden wie immer die Ponys mit dem Reiternachwuchs. Und das Schlusslicht? Ebenfalls schon liebgewonnene Tradition. Peter Brandstätter mit seiner Ponykutsche muss einfach mit dabei sein.

Patron der Gefangenen

In seiner Predigt am Bürgermeister-Schaegger-Platz erinnert der Stadtpfarrer daran, warum viele Leonhardi-Kapellen mit einer Kette umspannt sind. „Viele sagen, weil er der Patron der Bauern und des Viehs ist“, so eine Meinung, die nicht falsch sei. „Aber ursprünglich war der Heilige Leonhard der Patron der Gefangenen, die unschuldig in Ketten gelegt waren.“ Manz erteilte allen Besuchern den Segen.

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