Unesco-Bedenken ausgeräumt: Windkraft-Pläne nahe Welterbe Wieskirche nehmen Fahrt auf

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An diesen Standorten auf den Köpfinger Wiesen südwestlich von Peiting könnten bald drei große Windkraftanlagen entstehen. © RHA GmbH Aachen / Dortmund

Es war der letzte Baustein, der noch fehlte, um die Bedenken der Unesco endgültig auszuräumen: Mit dem nun vorliegenden „Heritage Impact Assessment“ nehmen die Pläne für Windkraftanlagen auf den Köpfinger Wiesen bei Peiting wieder Fahrt auf.

Peiting – Schon im Juli hatte es den ersten deutlichen Fingerzeig gegeben, dass das Welterbe Wieskirche und das Windkraft-Projekt auf den Köpfinger Wiesen sich doch nicht ausschließen müssen, wie es zuletzt immer geheißen hatte. Das jedenfalls legte das frisch veröffentlichte kommunale Denkmalschutzkonzept nahe, in dem die Region um das Rokoko-Juwel von Experten genauestens unter die Lupe genommen worden war.

Was zum damaligen Zeitpunkt noch fehlte, war das endgültige Ergebnis des sogenannten Heritage Impact Assessments (HIA), in dessen Rahmen die Fachleute explizit die Auswirkungen der knapp außerhalb der zehn Kilometer großen Pufferzone geplanten Windräder bei Kurzenried auf die Welterbestätte untersuchten.

Das Resultat liegt mittlerweile vor und bestätigt nun noch einmal schwarz auf weiß die Erkenntnisse aus dem Denkmalschutzkonzept. Von den geplanten Windkraftanlagen seien allenfalls „geringfügig negative Auswirkungen“ auf die Welterbestätte Wieskirche zu erwarten, heißt es darin. Es werde empfohlen, das Vorhaben wie geplant zu realisieren.

Auf solch eine gute Nachricht hatte man bei der „Bürgerwind Pfaffenwinkel Planungs-GmbH & Co. KG“ zuletzt lange warten müssen. Schon 2013 hatten sich in ihr bekanntlich rund 60 Grundstückseigentümer zusammengeschlossen, um den Bau von damals noch vier geplanten Windrädern voranzutreiben. Doch ihre Bemühungen scheiterten in der Folge an den Bedenken der Unesco.

Entsprechend erfreut zeigt sich ihr Geschäftsführer Franz Schwaiger, dass der Hemmschuh nun wohl endgültig aus dem Weg geräumt ist. In der jüngsten Gesellschafterversammlung sei die Entwicklung sehr positiv aufgenommen worden, berichtet der Rottenbucher. Am Ende habe man einstimmig entschieden, die Planungen wieder aufzunehmen.

Die untersuchten Standorte für die Windräder liegen knapp außerhalb des Zehn-Kilometer-Radius um die Wieskirche. Auch vom Wetterradar sind sie weit genug entfernt.
Die untersuchten Standorte für die Windräder liegen knapp außerhalb des Zehn-Kilometer-Radius um die Wieskirche. Auch vom Wetterradar sind sie weit genug entfernt. © RHA GmbH Aachen / Dortmund

Diese hatte das Ingenieurbüro Sing, mit dem die Planungs-Gesellschaft seit langem zusammenarbeitet, bereits für das HIA auf einen aktuellen Stand gebracht. Waren auf dem Areal ursprünglich vier Windräder mit einer Gesamthöhe von 207 Metern angedacht gewesen, sind nun nur noch drei moderne Windkraftanlagen vorgesehen, die jedoch mit rund 262 Metern deutlich höher in den Himmel aufragen sollen. „Das ist mittlerweile Stand der Technik“, sagt Pia Zordick vom Ingenieurbüro. Die Windräder mit einem Rotordurchmesser von 175 Metern könnten später einmal je sieben Megawatt Leistung liefern, was ausreicht, um rechnerisch rund 9000 Haushalte im Jahr mit Strom zu versorgen.

Zuvor freilich gibt es noch einige Punkte zu klären. Da wäre zum einen das Thema Artenschutz, das sich in der Vergangenheit bekanntlich unter anderem wegen des dort vorkommenden Milans schon einmal als zähe Geschichte erwies. Hier hatte die Bundesregierung zuletzt deutliche Erleichterungen beschlossen. „Da müssen wir schauen, welche Gutachten wir neu machen müssen“, sagt Schwaiger. Kein Problem dürfte dagegen das Wetterradar auf dem Hohen Peißenberg mehr sein, nachdem für die Einrichtung seit diesem Jahr nur noch eine Schutzzone von fünf statt bislang 15 Kilometern Radius gilt. Auch das werde aber noch einmal geprüft, so der Geschäftsführer.

Abschaltung bei Wallfahrten?

Das gilt auch für die Maßnahmen, die das HIA vorschlägt, um die Auswirkungen auf die Region um die Wieskirche so klein wie möglich zu halten. Sie betreffen das Material und die Farbe der Anlagen, aber auch die Beleuchtung und die Möglichkeit einer Abschaltung bei Wallfahrten. „Inwiefern die Auflagen erfüllbar und wirtschaftlich tragbar sind, muss noch geklärt werden“, so Zordick.

Angesichts der vielen offenen Fragen will Schwaiger noch keinen Zeitrahmen nennen, bis wann sich die Anlagen tatsächlich drehen könnten. „Da sind wir ein gebranntes Kind“, sagt er mit Blick auf die vergangenen Jahre, in denen die GmbH viele Rückschläge zu verkraften hatte.

Bei der Gemeinde hofft man indes, dass bis zum Bauantrag nicht mehr allzu viel Zeit vergeht und sich der betriebene Aufwand in Sachen Wieskirche gelohnt hat. Schließlich sei das Projekt „total wichtig für den Ort“, betont Bürgermeister Peter Ostenrieder. Zum einen ließe sich rechnerisch durch die genutzte Windkraft umweltfreundlich Energieautarkie erreichen. Zum anderen böte sich für die Bürger eine große Möglichkeit, sich auch ohne eigene PV-Anlage an der Energiewende zu beteiligen, indem man in die Windräder investiere. Denn eines sollen diese auf jeden Fall werden, betont Schwaiger: „Reine Bürger-Anlagen“.

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