Wenige Fieranten, rückläufige Besucherzahlen: Sind Jahrmärkte ein Auslaufmodell?

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Dick anziehen mussten sich die Besucher beim Herbstmarkt vor einem Jahr. Das Angebot war überschaubar. © Hans-Helmut Herold

Am kommenden Sonntag ist wieder Herbstmarkt in Peiting. Ein riesiger Besuchermagnet waren die verkaufsoffenen Sonntage in der Gemeinde zuletzt nicht, dabei hatte sich der Einzelhandelsverein Marktplatz Peiting um eine Belebung bemüht. Beim Vorsitzenden sitzt der Frust tief.

Peiting – Wenn am kommenden Sonntag der Herbstmarkt zum Bummeln in Peiting einlädt, wird manch Besucher womöglich wehmütig an alte Zeiten zurückdenken. Wo einst bis zu 100 Standbetreiber ihre Waren feilboten und die Ortsmitte bis zum früheren Kreuzerhaus gesperrt war für den Verkehr, ist das Geschehen mittlerweile deutlich überschaubarer. Mit 15 bis 20 Fieranten rechnet man für Sonntag bei der Gemeinde, ganz genau lässt sich das nicht sagen. Denn je nach Wetterlage komme es schon mal vor, dass der ein oder andere angemeldete Teilnehmer kurzfristig absage, sagt Julian Weninger vom Ordnungsamt der Gemeinde.

Es ist eine Entwicklung, mit der Peiting nicht alleine steht. Online-Shopping und Corona-Krise hätten dem klassischen Markt-Geschäft zuletzt stark zugesetzt, sagt Bürgermeister Peter Ostenrieder. Viele Händler seien weggefallen und „die, die noch unterwegs sind, schauen, dass sie große Orte ansteuern, wo die Besucherfrequenz hoch ist und Leute auch bei schlechterem Wetter kommen“.

Da stellt sich die Frage, ob derartige Märkte überhaupt noch zeitgemäß sind. Zumal der Aufwand für die Gemeinde „für die paar Stunden wahnsinnig hoch“ sei, wie Ostenrieder zu bedenken gibt. Andererseits gehöre ein Markt zu einer Marktgemeinde. Und ein Jahrmarkt sei die Voraussetzung, dass die umliegenden Läden am Sonntag öffnen dürften. Beim Thema Marktbelebung sieht der Rathauschef deshalb vor allem die Geschäftsleute in der Pflicht.

Keine Hinweise auf Marktsonntag

Tatsächlich habe man sich im vergangenen Jahr um eine Belebung der Märkte bemüht, sagt Richard Beinhofer, seit August 2023 Chef des Vereins Markplatz Peiting, in dem sich die örtlichen Einzelhändler zusammengeschlossen haben. Beim Herbst- und Frühjahrsmarkt sollten Hüpfburgen Kinder locken. „Wir haben eine Jugendkapelle spielen lassen“, und auch um eine Kooperation mit dem Bauernmarkt habe man sich gekümmert.

Allein: Viel gebracht hat es nicht. „Der Erfolg war mäßig“, sagt Beinhofer. Weder Besucher noch die Gemeinde würden Interesse an den Marktsonntagen zeigen. Von der Verwaltung etwa habe man eine Liste möglicher Fieranten angefragt, um selbst mit diesen Kontakt aufzunehmen, sei aber abgeblitzt, ärgert sich der Marktplatz-Chef.

Doch auch im Verein scheint der Haussegen schief zu hängen. Hinweise auf den anstehenden Marktsonntag sucht man auf der Homepage und den Profilen des Marktplatzes in den sozialen Netzwerken vergebens. Der letzte Post auf Instagram wirbt noch für den Frühjahrsmarkt, bei Facebook stammt der letzte Eintrag aus dem November vergangenen Jahres. Ähnlich veraltet ist der Terminkalender auf der Internetseite. Er müsse sich mittlerweile um alles kümmern, sei nur noch eine „One-Man-Show“, das Team gebe es nur noch auf dem Papier, beklagt der Vorsitzende mangelnde Unterstützung. „Alle sind dabei, wenn es nichts kostet, aber ansonsten stehe ich allein da.“

Dass es an der Kommunikation offenbar gewaltig hakt, zeigt sich auch daran, dass Beinhofer am Mittwoch nicht sagen konnte, wie viele Geschäftsleute am Marktsonntag ihren Laden aufsperren werden. „Wir jedenfalls nicht“, stellt der Marktplatz-Chef klar, der mit seiner Frau den „Heim- und Hobby“-Laden führt.

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