Kim fordert „Vollendung der Kriegsvorbereitungen“: Greift Nordkorea jetzt den Süden an?

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Nordkoreanische Soldaten kämpfen im Ukraine-Krieg – und bald auch gegen den Nachbarn Südkorea? Denkbar sind zwei Szenarien.

Kaum hatte der „unbesiegbare und brillante Kommandant mit dem eisernen Willen“ seine Rede beendet, brachen alle Anwesenden in „frenetischen Jubel“ aus: So berichtete am Montag die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA über eine Rede, die Nordkoreas Diktator Kim Jong-un am vergangenen Freitag vor Bataillonskommandeuren in Pjöngjang gehalten hat. Es waren martialische Worte, die da in Nordkoreas Hauptstadt bejubelt wurden: In seiner Rede rief Kim das Militär des Landes dazu auf, sich auf einen möglichen Krieg vorzubereiten.

Alle Bataillone der nordkoreanischen Armee müssten „in der Lage sein, sofort zu handeln und zu kämpfen“, wenn ihnen der Befehl dazu gegeben werde, sagte Kim laut KCNA. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel befinde sich „am schlimmsten Punkt in der Geschichte“, die „militärische Stärke“ der Streitkräfte müsse deshalb erhöht werden, „um einen Krieg bewältigen zu können“.

Nordkorea schickt Tausende Soldaten in den Ukraine-Krieg

Drohungen wie diese vernimmt man zwar immer wieder aus Nordkorea. Doch diesmal ist die Lage eine andere. Denn einerseits befinden sich die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea tatsächlich auf einem Tiefpunkt. So hatte Kim Ende vergangenen Jahres einer friedlichen Wiedervereinigung eine Absage erteilt und Südkorea zum „Hauptfeind“ erklärt. Auch ließ er vor wenigen Wochen in einer symbolträchtigen Aktion Schienen- und Straßenverbindungen im Grenzgebiet in die Luft sprengen. Nord- und Südkorea befinden sich seit 1950 offiziell im Kriegszustand, der Koreakrieg wurde 1953 durch einen Waffenstillstand lediglich eingefroren.

Gleichzeitig hat Kim mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen neuen, starken Verbündeten an seiner Seite. Beide sicherten sich im Sommer ihre gegenseitige militärische Unterstützung im Kriegsfall zu. Schon länger versorgt Nordkorea die Russen mit Waffen und Munition für den Ukraine-Krieg, laut einem Medienbericht neuerdings auch mit schwersten Artilleriegeschützen. Vor wenigen Wochen sendete Nordkorea zudem erstmals Soldaten nach Russland, die mittlerweile an der Front in der Region Kursk gegen ukrainische Truppen kämpfen.

Nordkoreanische Soldaten bei Militärparade
Nordkoreanische Soldaten bei Militärparade (Archivbild). © KCNA/AFP

Nach Beteiligung am Ukraine-Krieg: Eröffnet Kim eine zweite Front?

Die Frage ist: Macht die Beteiligung Nordkoreas am Ukraine-Krieg einen bewaffneten Konflikt auch auf der koreanischen Halbinsel wahrscheinlicher?

Dagegen spricht, dass Kim Jong-un wohl kaum Soldaten und Waffen in ein anderes Land schickt – und gleichzeitig einen Angriff auf Südkorea plant. Zwar befinden sich Geheimdienstberichten zufolge derzeit nur rund 10.000 nordkoreanische Soldaten in Russland, insgesamt dienen in der Armee des Landes geschätzte 1,3 Millionen Männer und Frauen. Laut einem Bloomberg-Bericht, der sich auf Quellen im Umfeld der G20-Gruppe beruft, könnte Nordkorea insgesamt aber bis zu 100.000 Soldaten in den Ukraine-Krieg schicken. Beobachter gehen zudem davon aus, dass besonders gut ausgebildete Soldaten an die Front abkommandiert wurden. Sie würden bei einem möglichen Angriff auf Südkorea fehlen.

Möglich ist allerdings auch eine andere Lesart. So weisen einige Beobachter darauf hin, dass Nordkorea seit mehr als 70 Jahren keinen Krieg mehr geführt hat. Der Einsatz von Soldaten und Waffen in der Ukraine verschaffe dem Land nun wertvolle militärische Erfahrungen, aus denen sich Lehren für einen möglichen Krieg gegen den Süden ziehen ließen. Auch dürfte Nordkorea im Gegenzug für die Unterstützung des russischen Angriffskriegs vom Kreml Hilfe für sein Raketen- und Atomprogramm bekommen – Kim Jong-un droht immer wieder damit, seine Atomwaffen gegen Südkorea einzusetzen.

Trifft sich Donald Trump erneut mit Kim Jong-un?

Unklar ist, welche Auswirkungen die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten auf die Lage auf der koreanischen Halbinsel haben wird. Zu Beginn seiner ersten Amtszeit hatte Trump Kim Jong-un zunächst mit wüsten Beschimpfungen überzogen, sich 2018 dann aber als erster US-Präsident mit dem Diktator zu einem historischen Gipfel getroffen. Das Treffen sowie ein Folgegipfel im Jahr darauf brachten allerdings keinerlei Ergebnisse.

Im zurückliegenden Wahlkampf spielte Nordkorea nur eine untergeordnete Rolle. Die neue Trump-Regierung dürfte sich vielmehr auf den Konflikt mit China konzentrieren. Unklar ist auch, ob Kim zu einem erneuten Treffen mit Trump bereit wäre. Die Staatsmedien des Landes haben den Wahlsieg von Trump bislang nicht einmal vermeldet.

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