Bayernweit einzigartig: Feuerwehr Fischbachau erhält Löschfahrzeug für Waldbrände
Regelrecht explodiert sind die Einsatzzahlen der Feuerwehr Fischbachau 2023. Doch heuer bekommt die Truppe ein besonderes neues Fahrzeug - und der Neubau des Gerätehauses startet auch.
Fischbachau – 71 Mal musste die Truppe von Kommandant Marinus Gasteiger 2023 ausrücken – 33 Mal mehr als 2022. Vor allem zwei Alarmierungstypen hätten sich signifikant erhöht, berichtete Gasteiger nun bei der Hauptversammlung im Gasthof zur Post: die technischen Hilfeleistungen (plus 18 Einsätze) und die medizinischen Erstversorgungen (plus fünf Einsätze).
Einen Rückgang hingegen gab es bei der personellen Ausstattung: Im Durchschnitt seien an jedem Einsatz 8,5 Kameraden beteiligt gewesen, 3,8 weniger als 2022. Dies liegt laut Gasteiger aber an der beschriebenen Verschiebung bei den Alarmierungsgründen: „Bei einem Unfall braucht man eben weniger Leute als bei einem Brand.“ Betrachtet man den Zeitfaktor, dauerten alle Einsätze zusammen knapp 115 Stunden. Die Fahrzeuge waren 227 Stunden gefordert, die 529 ausgerückten Aktiven leisteten insgesamt 738 Stunden.
Bei den Übungen waren im Schnitt 19 Personen anwesend, so Gasteiger. Der Schwerpunkt habe je zur Hälfte auf Technik und Löschen gelegen. Insgesamt elf Feuerwehrler absolvierten Lehrgänge in den Bereichen Gruppenführung, Atemschutz, Absturzsicherung und Sanität. Ferner hätte die Truppe auch 2023 wieder ein Leistungsabzeichen bestanden, erklärte Gasteiger. Zudem habe man drei neue Mitglieder bei der Feuerwehr Fischbachau begrüßt.
Erfreuliches hatte Atemschutzleiter Ferdinand Vitzthum zu berichten. 23 Kameraden seien für diese Aufgabe qualifiziert, womit jedes Atemschutzgerät drei Mal besetzt werden könnte. Drei weitere Kollegen werden 2024 den Lehrgang absolvieren, berichtete Vitzthum. Gut so, schließlich würden im neuen Tank- und Löschfahrzeug (TLF) Waldbrand (siehe Kasten) auch zwei Atemschutzgeräte verbaut.
Neubau des Gerätehauses startet voraussichtlich Ende 2024
Zum geplanten Neubau des Feuerwehrhauses am Kurpark gab es ebenfalls Fortschritte zu vermelden, erklärte Gasteiger. Im Dezember habe die Feuerwehr der im Altbau untergebrachten Mieterin beim Umzug in eine neue Wohnung geholfen, damit stehe dem Abriss nichts mehr im Wege. Dieser werde aber trotzdem wohl erst Ende des Jahres beginnen, weil die mit der Feuerwehr abgestimmte Vorentwurfsplanung des Architekten noch die Zustimmung von Arbeitskreis und Gemeinderat brauche. Erst dann könne man in die Eingabeplanung und Ausschreibung gehen, so Gasteiger. Während der Bauphase werde die Feuerwehr ein zweigeteiltes Übergangsdomizil nutzen: Die gesamte Ausrüstung und kleinere Fahrzeuge würden im ehemaligen Bauhof untergebracht, die großen Fahrzeuge in Zeltgaragen auf dem Grundstück von Gasteigers Sägewerk, das dieser für den benötigten Zeitraum an die Gemeinde vermieten wird.
Die Kassenlage der Feuerwehr Fischbachau hat sich derweil deutlich verbessert. Das Vermögen ist laut Kassier Jakob Probst 2023 von rund 140 500 Euro auf 199 600 Euro gestiegen. Besonders die Spendensammlung für das neue TLF Waldbrand sei sehr erfolgreich gewesen. Daran hatten auch die zahlreichen Vereinsaktivitäten ihren Anteil, auf die Vorsitzender Franz Gruber zurückblickte.
Kreisbrandinspektor Florian Dirscherl brachte eine mögliche finanzielle Förderung des neuen Fahrzeugs über das Zehn-Jahres-Konzept für den landkreisweiten Katastrophenschutz ins Gespräch und versprach, sich hierfür beim Landratsamt stark zu machen. Eine Spende der Gemeinde überreichte Vize-Bürgermeister Martin Bacher den Feuerwehrlern. Allerdings nicht fürs TLF, sondern für die Brotzeitkasse. Dies hätten sich die Kameraden 2023 redlich verdient.
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Neues Tanklöschfahrzeug spezialisiert auf Waldbrände
Eine bayernweite Premiere auf vier Rädern hat die Feuerwehr Fischbachau bald bei sich in der Garage stehen: das erste auf Waldbrände spezialisierte Tank- und Löschfahrzeug (TLF) im Freistaat. Es ersetzt das alte TLF, das mit seinen 33 Jahren nicht mehr auf dem Stand der Technik ist, erklärt Kommandant Marinus Gasteiger auf Nachfrage. Die Idee, als Fahrgestell einen auf unwegsames Gelände ausgerichteten Unimog zu beschaffen, sei im Arbeitskreis der Feuerwehr und gemeinsam mit der Kreisbrandinspektion entstanden. In Kombination mit einem 2300 Liter fassenden Wassertank, vier Atemschutzplätzen und sechs Sitzen sei das neue TLF für den innerörtlichen Schnellangriff genauso geeignet wie für Waldbrände in abgelegenen Gebieten. Die im Vergleich zu anderen Fahrzeugen dieser Klasse kompakten Außenmaße würden die Flexibilität noch vergrößern, erklärt Gasteiger. Wegen seines hohen Spezialisierungsgrads sei geplant, das TLF Waldbrand – bei entsprechender Einsatzlage – auch überörtlich einzusetzen. „Es ist absolut katastrophenschutztauglich“, betont Gasteiger.
Das schlägt sich aber auch in den Anschaffungskosten nieder. 562 370 Euro wird das TLF kosten. Rund 246 200 Euro verschlingt das Fahrgestell, gut 282 700 Euro der Aufbau und 33 500 Euro die Beladung/Ausrüstung. Letzteres finanziert der Feuerwehrverein komplett aus eigener Tasche. Damit nicht genug: Wie Gasteiger stolz berichtet, sind die Feuerwehrler von Haus zu Haus gegangen, um Spenden zu sammeln. Die noch zu ermittelnde Endsumme zwischen 30 000 und 40 000 Euro wird ebenfalls komplett ins neue Fahrzeug fließen. Weitere 90 000 Euro schießt die Regierung von Oberbayern zu, ein Zuschuss aus dem Katastrophenschutzfonds des Landkreises wird noch geprüft (siehe Haupttext). Den Restbetrag muss die Gemeinde bezahlen. Um sich bei allen an der Finanzierung beteiligten Personen und Stellen angemessen zu bedanken, plant die Feuerwehr laut Gasteiger am 21. April ein großes Einweihungsfest in der Wolfseehalle. In Dienst gestellt werden soll das neue TLF aber schon vorher.
sg