Anna Weber aus Mintraching nahm als Beobachterin an der Weltklimakonferenz in Dubai teil. Jetzt blickt sie auf die zwei intensiven Wochen zurück – mit gemischten Gefühlen.
Mintraching/Dubai – Es hat einige Zeit gedauert, bis Anna Weber alle Eindrücke verarbeitet hat. Die 26-Jährige aus Mintraching (Gemeinde Neufahrn) war Anfang Dezember für zwei Wochen im Wüstenstaat Dubai. Bei der 28. Weltklimakonferenz war sie eine von rund 3000 Beobachterinnen und Beobachtern. Mit drei anderen Jugenddelegierten der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) vertrat sie die Anliegen von rund 70 000 Mitgliedern (wir berichteten).
Eineinhalb Stunden in den Verhandlungssaal
„Die Tage waren sehr lang, das Stresslevel hoch, es gab wahnsinnig viel zu tun und wenig Pausen“, berichtet Weber. „Wenn man das Privileg hat, dabei zu sein, will man das natürlich nutzen.“ So begannen ihre Tage weit vor den offiziellen Start um 9 Uhr und endeten nicht vor 19 Uhr, eher später. „Weil das Gelände riesig war und die Sicherheitskontrollen mitunter sehr lang, haben wir von der Haustür unserer Airbnb-Unterkunft bis in den Verhandlungssaal auch mal eineinhalb Stunden gebraucht.“
Nach den morgendlichen Briefings für die Vertreter der Jugendorganisationen mit einer Zusammenfassung über die wichtigsten Programmpunkte des Tages starteten alle in ihre Arbeitsgruppen. „Es gab welche zu Energie, Landwirtschaft, allen möglichen Themen. Dort tauscht man sich aus, aber verfolgt auch zum Thema passende Verhandlungen.“
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Freising-Newsletter.)
Die seien eindrucksvoll gewesen, wenngleich es gedauert habe, alles gut zu verstehen. Das lag nicht an der Sprachbarriere – Weber beherrscht Englisch, Französisch und Spanisch, außerdem wurde immer simultan übersetzt – sondern viel eher daran, dass es dabei wirklich ums Eingemachte ging. „Bevor wir uns auf die Inhalte konzentrieren konnten, mussten wir erst lernen, wie so etwas abläuft, welche Abkürzung wofür steht und so weiter.“ Ihre Aufgabe als Beobachterin: „Wir haben versucht rauszuhören, welches Land welche Position vertritt, wer ist Vorreiter, wer blockiert? Das ist wichtig, um zu wissen, auf wen wir noch einmal zugehen müssen.“
Gespräche mit Annalena Baerbock
Diese bilateralen Gesprächen mit Verhandelnden und Politikern waren Anna Weber ein großes Anliegen, um der Jugend Gehör zu verschaffen. Aus Deutschland seien zwar wegen der Haushaltsdebatte heuer nicht so viele Politiker angereist, aber es habe die Möglichkeit gegeben, etwa mit Außenministerin Annalena Baerbock zu sprechen oder mit Jennifer Morgan aus dem Auswärtigen Amt.
Meine news
Abgesehen davon sei der Austausch mit anderen deutschen und internationalen Jugendverbänden wertvoll gewesen. „Es war sehr schön zu sehen, wie viele junge Menschen für eine Sache kämpfen, dass so viele Menschen auf der ganzen Welt das selbe Ziel haben. Diese Gemeinschaft zu erleben, war toll“, sagt Weber.
Vom Ergebnis enttäuscht
Weniger optimistisch stimmt sie das Ergebnis der 28. Weltklimakonferenz: Das große Ziel – der endgültige Ausstieg aus fossilen Energieträgern – wurde nicht erreicht. „Weit über 100 Länder wollen einen fairen, schnellen und vollständigen Ausstieg. Nach der ersten Woche wurde das sogar im ersten Entwurf des Schlussdokuments festgehalten, doch dann ist es wieder rausgeflogen.“ Außerdem hätte sie sich eine konkretere Sprache gewünscht. „Die Formulierungen lassen viele Hintertüren offen.“
Aber die Mintrachingerin versucht, sich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren. „Im Abschlussdokument wurde etwa die Verdreifachung erneuerbarer Energien festgehalten und der Begriff ,fossil fuels’, also fossile Energieträger, taucht zum ersten Mal überhaupt in einem Abschlussdokument auf. Die klare Benennung ist immerhin ein erster Schritt.“
Ihr Fazit lautet daher: „Es ist ernüchternd, dass am Ende nicht mehr rausgekommen ist. Aber gerade in den Gesprächen hatte ich wirklich das Gefühl, dass unsere Anliegen ernstgenommen werden.“ Allerdings müsste endlich schneller dementsprechend gehandelt werden. „Die nächsten Jahre sind entscheidend für unsere Zukunft.“
Noch mehr aktuelle Nachrichten aus dem Landkreis Freising finden Sie auf Merkur.de/Freising.