Die Betreuungssituation in Freising ist prekär. Die „Initiative für Freisings Kinder“ macht der Stadt nun konkrete Lösungsvorschläge.
Freising – Sie haben demonstriert, sie haben Gespräche mit Eltern, Personal, Verwaltung und Politikern geführt. Und jetzt haben sie einen „operativen Katalog an Maßnahmen“ erstellt, „der zur Lösung der Kita-Krise beitragen soll“, wie es in einer Pressemitteilung heißt: die Mitglieder der Initiative für Freisings Kinder. Inhalt des Schreibens, das auch an Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und den Stadtrat verschickt wurde: eine ganze Reihe von Vorschlägen und Forderungen, mit denen man denkt, die Kita-Krise in Freising in den Griff zu bekommen.
Quantität nicht auf Kosten der Qualität
Dass die Betreuungssituation für Kinder im Vorschulalter aufgrund fehlenden Personals ein bundesweites Problem darstellt, wissen die Verfasser. Aber: „Freising belegt dabei einen traurigen ersten Platz im bayernweiten Vergleich der fehlenden Betreuungsplätze in Krippe, Kindergarten und Hort.“ Und weil die Initiative nicht nur demonstrieren will, hat sie nun Lösungsansätze erarbeitet, die einer Prämisse verpflichtet seien: „Was immer zur Erhöhung der Quantität der Betreuungsplätze getan wird, darf nicht auf Kosten der Qualität der Betreuung gehen.“
Fachpersonal den Boden ebnen
In vier Kategorien hat die Initiative ihre Vorschläge und Forderungen unterteilt. Erstens: Maßnahmen, die zur Gewinnung von dringend benötigtem Fachpersonal beitragen können. Dazu gehörten beispielsweise eine Verbesserung der Vergütung, indem alle Spielräume des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst ausgenutzt werden, die Kostenübernahme der Freising-Zulage auch für freie Träger, die Einführung von Wegegeld auch für Autopendler, Prämienzahlung für neues Kita-Personal, die Bereitstellung von Dienstwohnungen explizit für Kita-Fachkräfte sowie analog Wohnheimplätze für Auszubildende, die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze und berufsbegleitende On-boarding-Programme und Willkommenskultur für Fachkräfte aus anderen Bundesländern und Sprachräumen.
Die Qualität hochhalten
Zweitens: Vorschläge, wie für die angestellten Fachkräfte beste Arbeitsbedingungen geschaffen werden können. „Qualität hochhalten und zugleich Entlastung garantieren, mittel- und langfristig einen Betreuungsschlüssel von 1:8 real werden lassen“, steht da zum Beispiel zu lesen, aber auch Weiterbildungen und Spezialisierungen werden angeregt. Außerdem sollten Assistenzkräfte zur Entlastung angeworben und in Abstimmung mit den Einrichtungen festlegt werden, wo und wie bestmöglich unterstützt werden kann. Dazu gehörten ehemaliges Fachpersonal in Rente oder auch ehemalige Tageseltern. Gefordert werden die Einstellung zusätzlicher Fachkräfte für pädagogische Belange (etwa zur Unterstützung der Integration nicht deutschsprachiger Kinder), flexiblere Urlaubsgestaltung und flexible Handhabung der Überstundenregelegung (kein Verfall der Stunden, Aufhebung der Höchstgrenze, Berücksichtigung der mangelnden Pausenmöglichkeiten) und eine wertschätzende Personalführung durch sichtbare Anerkennung der Leistung des Kita-Personals (etwa öffentliche Einladungen zum Volksfest).
Managerstelle ausschreiben
Drittens: der Umgang der Stadtverwaltung mit der Kita-Krise. Die Initiative schlägt die Einrichtung der Stelle eines bzw. einer „Kita-Manager*in“ als kommunikative Schnittstelle zwischen Politik, Kitas und Eltern vor. Diese Stelle sei die „Instanz“, die sich für die Umsetzung der Forderungen hauptverantwortlich fühlt und über die Entwicklung der Situation regelmäßig öffentlich Rechenschaft ablegt. Man regt jährliche Umfragen unter dem Kitapersonal zur Zufriedenheit und die Ableitung entsprechender Maßnahmen an, fordert die Implementierung eines digitalen, mehrsprachigen Anmeldesystems für alle Freisinger Kindertagesstätten, die Aktualisierung der Bedarfsplanung, ein „aktives Notfallmanagement“, wozu beispielsweise „ein temporäres Platz-Sharing“ gehören könnte oder auch eine Härtefallregelung, die verhindern soll, dass Kinder aufgrund des Fehlens eines Kita-Platzes akut von Armut bedroht sind.
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Zusätzliche Betreuungsangebote
Viertens: Ansatzpunkte, wo und wie zusätzliche Betreuungsangebote im Sinne der Erfüllung des Rechtsanspruchs auf frühkindliche Tagespflege geschaffen werden können. Dazu gehörten unter anderem ausreichend Plätze für Kinder mit Inklusionsbedarf, die proaktive Förderung von Elterninitiativen und Großtagespflege, der Bau neuer Kitas, die Umgestaltung von Leerständen oder auch der Dialog mit Arbeitgebern zur Bildung von Betriebskitas und Betriebsgroßtagespflege.