F-16-Kampfjets im Einsatz: Neue Ukraine-Taktik lehrt Putin das Fürchten
Der Einsatz der F-16-Kampfjets könnte eine neue Ukraine-Strategie im Kampf gegen Russland hervorbringen. Eine Taktik, die Putin nervös machen sollte.
Kiew – Der erste offizielle Einsatz der F-16-Kampfjets im Ukraine-Krieg wird von Kiew – trotz des massiven Raketen- und Drohnenangriffs von Russland am Anfang der Woche – offenbar als Erfolg gewertet. „Wir haben bereits einige Raketen und Drohnen mithilfe der F-16 zerstört“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Weitere Details zum Einsatzort und der Anzahl der eingesetzten Kampfflugzeuge nannte er hingegen nicht.
Einsatz der F-16-Kampfjets im Ukraine-Krieg: Neue Taktik könnte Putin das Fürchten lehren
Nach Angaben des US-Mediums Forbes waren die Angriffe der Streitkräfte von Wladimir Putin am frühen Montagmorgen (26. August) die bisher schwersten seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor 29 Monaten. Laut der Ukraine feuerte Russland bei dem Angriff „mindestens 127 Raketen und 109 Drohnen“ ab. Zu den Zielen zählten unter anderem das ukrainische Stromnetz, mindestens vier Menschen starben und das Kiewer Wasserkraftwerk (HPP) sowie andere Energieanlagen wurden beschädigt.
Dennoch haben die F-16-Kampfjets offenbar ihren Wert unter Beweis gestellt und viele Experten darin bestärkt, dass die Maschinen hauptsächlich dem Zweck der Luftverteidigung im Ukraine-Krieg dienen. „Es ist sinnvoll, dass die F-16 Patrouillen zur Luftverteidigung fliegen. Die Ukraine wird unablässig aus der Luft angegriffen – und ihre Streitkräfte mobilisieren jede verfügbare Waffe, um die täglichen Angriffe abzuwehren“, heißt es im Bericht von Forbes. Doch genau dieser Einsatzbereich der F-16-Kampfjets könnte der Ukraine die nötige Luft verschaffen, eine neue Taktik einzusetzen, die Putin in Zukunft das Fürchten lehren könnte.
Nach Einsatz der F-16-Kampfjets könnte eine neue Ukraine-Taktik gegen Putins Russland Formen annehmen
Der gelungene Einsatz der F-16-Kampfjets bei der Luftverteidigung könnte der Ukraine nämlich neue Kapazitäten verschaffen, um weitere Kampfjets für offensivere Strategien im Kampf gegen Putins Truppen einzusetzen. Allen voran könnten Kampfjets wie die sowjetischen MiGs der Ukraine bei Angriffen in Russland und vorwiegend auf Bodenziele in der Kursk-Offensive unterstützen. Diese Einschätzung vertritt jedenfalls der pro-ukrainische russische Militärexperte Kyrill Mikhailov in der russischen Oppositionszeitung Agentstvo.
Mikhailov hob die Bedeutung der F-16-Kampfjets hervor, die als Luftverteidigungsmittel in den Konflikt eingreifen. Er erklärte gegenüber Agentstvo, dass die Ukraine derzeit Flugzeuge aus der Sowjetära wie die MiG-29 sowohl zur Luftverteidigung als auch für Präzisionsschläge mit westlichen Luftbomben wie der GBU-39 SDB und der AASM Hammer einsetzt. „Wenn die F-16 einen Teil der Luftverteidigungsaufgaben übernehmen, wird die ältere Flugzeugflotte für Präzisionsangriffe frei“, erklärte Mikhailov das mögliche Einsatzgebiet der F-16-Kampfjets und die neuen Möglichkeiten für andere Kampfflugzeuge der Ukraine.
Offensive MiG-Luftschläge durch Einsatz von F-16-Kampfjets haben für die Ukraine wachsende Bedeutung
Diese Schläge seien für die ukrainische Luftwaffe (AFU) im Ukraine-Krieg gegen Russlands Streitkräfte von entscheidender Bedeutung und könnten in höherer Frequenz und größerer Effektivität in Regionen wie Kursk durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass der jetzige Einsatz der F-16-Kampfjets als Luftverteidigungskampfflugzeuge beitragen wird, dass sie in Zukunft auch für Offensivoperationen zur Verfügung stehen, wenn mehr F-16 in der Ukraine eintreffen und mehr Piloten sie fliegen, mehr Ressourcen zur Verfügung stehen und mehr Bodenpersonal sie warten kann.
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Mit einer höheren Anzahl an F-16-Kampfjets könnte sich die jetzige Mission der Luftverteidigung weiterentwickeln und eine noch stärkere Bedrohung für russische Kampfjets und Putins moderne Luftabwehrsysteme darstellen.
Neue Raketen für F-16-Kampfjets könnten Rolle im Kampf gegen Putins Russland nochmals ändern
Der russische Militärexperte Mikhailov geht davon aus, dass die F-16 mit der Integration in die bestehenden Luftwaffenkontrollsysteme der Ukraine mehr Aufgaben an vorderster Front übernehmen werden, da die F-16-Kampfjets aufgerüstet werden und somit einen entscheidenden Vorteil gegen Putins Luftwaffe mitbringen sollen. Diese Integration würde die Fähigkeiten der F-16 um Aufgaben erweitern, die derzeit von anderen ukrainischen Flugzeugen übernommen werden. Falls es zudem noch zu einem Umdenken bei der Waffenhilfe der USA und deren Restriktionen kommt, dass keine US-Waffen auf russischem Gebiet eingesetzt werden dürfen, könnte sich die Rolle der F-16-Kampfjets im Ukraine-Krieg weiter verschieben.
Mikhailov gibt darüber hinaus zu bedenken, dass die F-16-Kampfjets, wenn die USA der Ukraine neue Raketen in Form von JASSM-Marschflugkörpern mit großer Reichweite zur Verfügung stellen, eine Rolle bei der Durchführung von Präzisionsschlägen mit großer Reichweite übernehmen könnten.
Geringe Anzahl von F-16-Kampfjets stellt Ukraine im Kampf gegen Russland vor große Herausforderung
Dennoch warten weiter große Herausforderungen auf die Ukraine. Zum einen stehen im Kampf gegen Russland bisher nur eine geringe Zahl an F-16 zur Verfügung. Einige Experten sprechen von zehn Maschinen, andere wiederum gehen von vier bis maximal acht „amputierten“ F-16-Kampfjets aus. „Es steht noch eine enorme Herausforderung bevor, bis Personal und Material in einer Größenordnung einsatzbereit sind, die sichtbare Wirkung auf das Gefechtsfeld tragen“, analysiert der Vorsitzende der Politisch-Militärischen Gesellschaft in Berlin, Oberst a. D. Ralph Thiele, beim Tagesspiegel.
„Wie schlagkräftig diese sein wird, hängt von vielen Rahmenbedingungen ab“, führt er aus. „Dominiert Russland weiterhin den Luftraum? Wie viel Kampferfahrung können die F-16-Piloten sammeln? Welche Aufklärungskapazitäten stehen der Ukraine zur Verfügung?“
Einsatz der F-16-Kampfjets bei der Kursk-Offensive: „Moment“, um Putins Luftüberlegenheit lokal zu begrenzen
Ebenfalls weist der Militärexperte noch darauf hin, dass die F-16-Kampfjets ein beliebtes Ziel der russischen Luftwaffe seien dürften, die deshalb bereits vorsorglich Flugplätze ins Visier genommen habe. „Die Russen haben mittlerweile ja ein gutes Lagebild“, erklärt auch Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer beim Tagesspiegel. „Einerseits überwachen sie die Ukraine durch Satelliten und weitreichende Drohnen, aber auch durch Hinweise aus der Bevölkerung. Sobald herauskommt, wo die Ukraine ihre F-16 stationiert, sind diese Flugplätze natürlich schnell unter Dauerbeschuss.“
Und dennoch könnte sich Reisner auch vorstellen, dass die F-16-Kampfjets nicht nur neue Kapazitäten für andere Kampfflugzeuge in Diensten der Ukraine freimachen, sondern auch aktiv bei der Kursk-Offensive zum Einsatz kommen. „Gerade jetzt wäre der Moment, wo man diese F-16 einsetzen könnte, um die Luftüberlegenheit zumindest lokal begrenzt im Raum Kursk zu gewinnen.“ Sicher ist jedenfalls mit dem bestötigten Einsatz, dass Putins Krieg in der Ukraine die F-16-Kampfjets noch nicht – wie befürchtet – überholt hat.