Murnauer Initiative startet Bürgerbegehren für ein Begegnungshaus – Gemeinderat setzt auf Medienzentrum
Murnau diskutiert erneut über die Zukunft der Alten Post: Wird es ein Bürgerhaus oder ein Medienzentrum? Ein Bürgerbegehren könnte die Entscheidung des Gemeinderates kippen.
Murnau – Das historische Postamt in der Bahnhofstraße in Murnau bleibt ein Dauerthema. Bereits im Mai 2021 äußerte sich Bürgermeister Rolf Beuting kritisch zur Zukunft des Gebäudes und sagte voraus: „Die Nachnutzung wird uns noch sehr oft und sehr lange beschäftigen.“ Eine Prophezeiung, die sich bewahrheiten sollte.
Die Idee, das Gebäude in ein Bürgerhaus umzuwandeln, schien nach einem Beschluss des Marktgemeinderates im Oktober 2024 endgültig vom Tisch (wir berichteten). Doch nun könnte das Thema durch ein Bürgerbegehren erneut auf die Tagesordnung gelangen.
Heute Mittag (4. Dezember) nutzte Bürgermeister Beuting ein Pressegespräch, um die Entscheidung des Gemeinderates genauer zu erklären und wichtige Argumente vorzustellen, bevor Bürger ihre Unterschrift unter ein mögliches Bürgerbegehren setzen.
Konzepthaus statt Bürgerhaus
Der Gemeinderat entschied sich für eine gewerbliche Nachnutzung der Alten Post. Geplant ist ein Medienzentrum, das als Konzepthaus für IT- und Medienunternehmen dienen soll. Mit der Firma Seitwerk aus Uffing und Radio Oberland stehen die künftigen Mieter bereits fest.
„Das ist der Murnauer Weg“, betonte Beuting. Die gewerbliche Entwicklung soll nicht durch Neubauten erfolgen, sondern durch die kreative Umnutzung bestehender Gebäude. So könne das Ortsbild bewahrt und „hohe Schornsteine oder flächendeckende Betongebäude“ vermieden werden.
Ein weiteres zentrales Argument für die Entscheidung war die finanzielle Lage der Marktgemeinde. Während die neuen Mieter sich maßgeblich am Umbau der Alten Post beteiligen, wäre ein Bürgerhaus ein finanzielles Risiko gewesen, das die Gemeinde allein hätte tragen müssen. „Der Gemeinderat hat klar gemacht, dass mögliche finanzielle Risiken eines Bürgerhauses nicht vom Markt Murnau getragen werden können“, erläuterte Beuting. Auch wolle sich der Markt nicht an der Trägerkonstruktion der Initiative für das Bürgerhaus beteiligen.
Zusätzlich spielen die langfristigen Steuereinnahmen aus der gewerblichen Nutzung eine wichtige Rolle. Diese seien essenziell für die wirtschaftliche Stabilität Murnaus, besonders angesichts unsicherer wirtschaftlicher Entwicklungen und steigender Inflation.
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Soziale Einrichtungen bereits vorhanden
Ein weiteres Argument gegen das Bürgerhaus war das bereits vielfältige Angebot sozialer Einrichtungen in Murnau, insbesondere im Kemmelpark. Dort finden sich unter anderem das Mehrgenerationenhaus, die Mütterinitiative Murmel e.V., das Jugendzentrum Erl-Haus, die Tafel sowie zahlreiche weitere Begegnungsstätten und Initiativen.
Bürgerbegehren: Ein neuer Anlauf
Schon in den ersten Dezemberwochen werden die Initiatoren mit dem Sammeln von Unterschriften beginnen. Die entscheidende Frage ist bereits formuliert:
„Sind Sie dafür, dass die Marktgemeinde Murnau das alte Postgebäude nicht zur gewerblichen Nutzung freigibt, sondern stattdessen zukünftig als Bürgerhaus für die Bürgerinnen und Bürger umbaut und nutzt?“
Mit dieser Frage bringen Engagierte der Initiative „Alte Post“ das Bürgerbegehren ins Rollen. Die Idee eines Bürgerhauses lebt also weiter – getragen von einer breiten Bürgerschaft, die auf ein nachhaltiges und zukunftsweisendes Projekt setzt.
Die Initiative, die seit über fünf Jahren für ein Bürgerhaus kämpft, verfolgt weiterhin die Vision eines niederschwelligen, barrierefreien Begegnungsortes im Herzen Murnaus. Geplant ist ein Ort, an dem Generationen zusammenkommen, Kunst und Kultur Raum erhalten und Synergien zwischen sozialen Einrichtungen und Bildungseinrichtungen entstehen.
Stimmen aus der Initiative
„Es ist nicht die Frage, ob wir uns ein Bürgerhaus leisten können, sondern ob wir es uns leisten können, die einmalige Chance auf dieses Projekt zu verpassen“, sagt Ben Krause, einer der Initiatoren. Für ihn steht fest: „Die Entscheidung des Gemeinderates im Oktober war aus unserer Perspektive falsch.“
Auch Benedikt Hoechner vom SPD-Ortsverein kritisiert den Beschluss. „Es ist schade, dass das überzeugende Konzept des Bürgerhauses nicht breit in der Öffentlichkeit präsentiert und diskutiert wurde“, sagt er. Mit dem Bürgerbegehren wolle man dies nachholen, Unterschriften sammeln und das Projekt publik machen.
Die Initiative findet Unterstützung aus verschiedenen Generationen und Gesellschaftsgruppen. Monika Gampe vom Ökumenischen Sozialdienst betont die Bedeutung eines zentralen Anlaufpunkts für Senioren: „Es wäre toll, einen leicht erreichbaren Ort zu haben, an dem ältere Menschen Beratung und Gemeinsamkeit erfahren.“ Auch Andreas Fach, evangelischer Pfarrer und Kirchenvorstand, spricht sich für das Bürgerhaus aus: „Ein solches Haus wäre eine Bereicherung für Murnau und darüber hinaus.“
Der nächste Schritt
In der ersten Dezemberwoche starten die Vertreter des Bürgerbegehrens mit Dialogen, Informationskampagnen und dem Sammeln der benötigten Unterschriften – geschätzt 900 bis 1.000 Stück. Ziel ist es, den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, aktiv am Entscheidungsprozess teilzunehmen.
Ob das Bürgerhaus doch noch eine Zukunft in der Alten Post haben wird, liegt nun in den Händen der Murnauerinnen und Murnauer.