„Vom Leben überfordert“: Mutter wird kokainabhängig und Drogenhändlerin

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Mit vier Jahren Freiheitsstrafe ist eine Freisingerin wegen Drogenhandel im Kilobereich davongekommen. (Symbolfoto) © Imago Sportfotodienst GmbH

Mehrere Schicksalsschläge trieb eine Freisinger (53) zu den Drogen und dann auch zum Handel mit diesen. Die Mutter musste sich nun vor Gericht verantworten.

Freising – Weil eine Freisingerin (53) vor dem Landgericht reinen Tisch gemacht und einen schwunghaften Drogenhandel im Kilobereich eingeräumt hat, ist sie mit einer Freiheitsstrafe von vier Jahren davongekommen.

Wie Vorsitzende Richterin Michaela Wawerla in der Urteilsbegründung sagte, hätte es bei der „Riesenmenge Drogen“ auch noch eine ganz andere Strafe für die dreifache Mutter geben können, vom Umsatz ganz zu schweigen: „Das war eine Summe, die wir hier auch nicht jeden Tag haben.“ Dementsprechend wurde die Einziehung von Wertersatz in Höhe von 13 512,50 Euro sowie 40 348 Euro für im Prozessverlauf eingestellte Verkäufe angeordnet. Wie die Beweisaufnahme ergeben hat, war die Geschäftstüchtigkeit der 53-Jährigen indes der tragischen Tatsache geschuldet, dass sie selbst dem Kokain verfallen ist. Der Grund, so die Freisingerin: „Ich war von meinem Leben überfordert.“ Nachdem Landgerichtsarzt Hubert Näger der Angeklagten eine multiple Substanzabhängigkeit attestierte, hat die vierte Strafkammer auch die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet.

Viele Schicksalsschläge im Leben der Angeklagten aus Freising

Schuldig des Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie des vorsätzlichen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln, jeweils in fünf Fällen, lautete das Urteil. Für die verbliebenen Anklagepunkte hatte das Gericht der Freisingerin für den Fall eines vollumfänglichen Geständnisses eine Freiheitsstrafe zwischen drei Jahren, neun Monaten und vier Jahren, drei Monaten in Aussicht gestellt.

Und das erfolgte unter Tränen: Sichtlich mitgenommen und sich immer wieder entschuldigend schilderte die zierliche 53-Jährige, wie nach 22 Jahren plötzlich der Job weg war. Der Vater ihrer Kinder verließ sie und ihre Mutter verstarb unerwartet. Zugleich hatte sie noch ein kleines, renovierungsbedürftiges Häuschen gekauft – „damit die Jungs ein Nest haben“. In diesem Nest leben die Teenager alleine, unterstützt von Vater und Tante, während die Mutter seit August in Untersuchungshaft sitzt.

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„Kurz vor Corona“ lernte die 53-Jährige einen jüngeren Mann kennen – und mit diesem die vermeintlichen Vorteile aufputschender Drogen. „Kokain ist eine hinterlistige Droge“, sagte die Freisingerin. Am Ende habe sie davon mehrere Gramm täglich konsumiert; das habe morgens im Bad schon angefangen, wenn sie für den neuen Job den Laptop aufgeklappt habe. Die großen Mengen an Drogen begründete die Angeklagte damit, dass sie dadurch Mengenrabatt bekommen habe. Wie es dazu gekommen ist, dass dann plötzlich ihr Dealer auch ihr Kunde wurde, dem sie zwischen Dezember 2022 und August 2023 in ihrem Haus kiloweise Drogen wie Kokain, Speed, Ecstasy und THC-Liquids verkauft hat, blieb offen.

Voll schuldfähig, doch mit Erfolgsaussichten einer Therapie

Aufgeflogen war die 53-Jährige, weil ihr Bekannter ins Visier der Ermittler geraten war: Im Rahmen einer Vernehmung verpfiff er seine „mütterliche Freundin“. Landgerichtsarzt Näger hatte die Angeklagte für voll schuldfähig erklärt. Gleichwohl sah er die Voraussetzungen für eine Unterbringung gegeben. „Der Hang ist da.“ Die 53-Jährige habe über einen längeren Zeitraum hinweg konsumiert; ihre Lebensgestaltung sei zunehmend eingeschränkt gewesen. Zudem seien die Erfolgsaussichten einer Therapie gegeben: „Sie ist motiviert, Veränderungen herbeizuführen.“ Auf die Frage Wawerlas, ob die Kinder nichts von ihrem Konsum bemerkt haben, antwortete die Angeklagte leise, ihr älterer Sohn habe sie im Sommer auf frischer Tat ertappt. „Mama, was machst Du bloß“, habe er sie gefragt. Sie habe das Ganze verharmlost und gemeint, er solle sich keine Sorgen machen. Kurz darauf sei die Polizei vor ihrer Tür gestanden.

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