Gen Z besonders betroffen - Mehr Arbeit, gleiches Geld: Wie Unternehmen mit „stillen“ Beförderungen tricksen

Viele Beschäftigte in den USA erleben derzeit sogenannte „dry promotions“ oder „quiet promotions“ (dt.: trockene bzw. stille Beförderung). Das heißt, sie erhalten mehr Verantwortung und neue Titel, aber keine Gehaltserhöhung.

USA Today“ berichtet, dass insbesondere jüngere Angestellte davon betroffen sind. Ein Drittel der Generation Z und 18 Prozent der Millennials erhielten innerhalb der letzten zwölf Monate eine Beförderung ohne Gehaltserhöhung. Im Vergleich dazu traf dies nur auf 7 von 100 Arbeitnehmern der Gen X und 3 Prozent der Babyboomer zu.

„Stille“ Beförderungen können zum Bumerang für Unternehmen werden

Rebecca Toman von der Beratungsfirma Pearl Meyer betont gegenüber „USA Today“, dass Titel genutzt werden, um Mitarbeiter zu binden. Mehr Verantwortung und neue Aufgaben könnten eine kostengünstige Option sein, Wertschätzung für Mitarbeiter zu zeigen, wenn die Mittel für Gehaltserhöhungen knapp sind. Laut einer Umfrage ihres Unternehmens stieg der Anteil der Unternehmen, die neue Titel ohne Gehaltserhöhung vergeben, von acht Prozent in 2018 auf 13 Prozent in 2023. 

Allerdings kommt das nicht bei allen Mitarbeitern gut an. Eine Umfrage der Personalfirma ADP zeigt, dass fast jeder dritte Arbeitnehmer seinen Arbeitgeber binnen eines Monats nach einer Beförderung verlässt. Ein Grund hierfür könnte laut dem US-Magazin Frustration darüber sein, mehr Arbeit für das gleiche Geld erledigen zu müssen. Außerdem, so der Bericht, machen große Jobtitel die Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt interessanter. 

So könnten Firmen durch "stille" Beförderungen qualifizierte Mitarbeiter an die Konkurrenz verlieren oder riskieren, dass diese in einen Burn-out rutschen.

Beförderungen ablehnen: So sollten Sie argumentieren

„USA Today“ empfiehlt, beim Verdacht auf eine stille Beförderung mit den Vorgesetzten über eine entsprechende Erhöhung des Lohns zu sprechen. Dabei ist es besonders wichtig, dass Verabredungen eingehalten werden. Mehr Verantwortung für das gleiche Geld abzulehnen, ist demnach „verständlich“. 

Doch auch eine „echte“ Beförderung kann zum falschen Zeitpunkt eher ein Hindernis auf der Karriereleiter sein oder der Beziehung schaden. Wer aus welchem Grund auch immer eine Beförderung nicht annehmen möchte, sollte folgendermaßen vorgehen:

  • Zuerst sollten Mitarbeiter reflektieren, was sie an ihrer aktuellen Position mögen, wovor sie sich bei der Beförderung sorgen und welche Folgen die Ablehnung haben könnte.
  • In jedem Falle ist ein Gespräch mit dem Vorgesetzten unter vier Augen der richtige Weg. Dabei sollte man Dankbarkeit für die Wertschätzung der eigenen Arbeit zum Ausdruck bringen und versichern, in der aktuellen Position weiterhin 100 Prozent zu geben.
  • Gute Argumente zur Ablehnung einer Beförderung können familiäre Gründe sein (Pflege von Angehörigen oder Zeit mit den Kindern verbringen zu wollen) oder die Sorge sein, Untergebene nicht so gut führen zu können wie andere.
  • Nicht unbedingt erwähnen, aber bedenken sollte man, dass Führungskräfte oft keinen umfassenden Kündigungsschutz haben. Die neue Position kann also auch in die Arbeitslosigkeit führen.

Gen Z sträubt sich vor Führungspositionen

Die junge Generation hat laut einem Bericht des Magazins „Forbes“ immer weniger Interesse an Führungspositionen. Sie bevorzugen eine ausgewogene Work-Life-Balance und verzichten auf den Aufstieg im Beruf. 

Stephanie Neal, Direktorin des DDI-Zentrums für Analytik und Verhaltensforschung, betonte: „Führungskräfte stehen unter starkem Druck, eine unsichere Wirtschaft zu navigieren, politische Polarisierung zu bewältigen und hybride Teams zu managen.“ Dies macht Führungsrollen weniger attraktiv.