300 Kinder warten in Kempten auf Kita-Plätze. Neue Vergabekriterien und eine erweiterte Ersatzbetreuung sollen für mehr Gerechtigkeit und Entlastung sorgen.
Kempten – Abteilungsleiterin Dagmar Langhammer stellt aktuellen Bericht im Jugendhilfeausschuss vor: Aktuell stehen bei den Kindertagesstätten rund 300 Kinder auf der Warteliste. Ausgewählte Vergabekriterien sollen hier für mehr Gerechtigkeit sorgen. Das Ersatzbetreuungsangebot in der Kindertagespflege wurde zum 1. Oktober um fünf Plätze erweitert. Weitere fünf Plätze sollen Anfang 2025 folgen.
Immer noch 300 Kinder auf der Warteliste
Die Situation bei den Kindertagesstätten ist für das laufende Betreuungsjahr unverändert: „Leider stehen immer noch insgesamt 300 Kinder auf der Warteliste“, räumt Langhammer ein. Davon sind 120 Krippen-Kinder sowie 180 Kindergarten-Kinder. Eltern rufen täglich in der Behörde an oder werden persönlich vorstellig.
Es sei aber unrealistisch, dass für alle Kinder kurzfristig ein Platz geschaffen werden könne, da sich an der Personalsituation nicht viel geändert habe, sagt Langhammer weiter. „Bis sich das Quereinsteigerprogramm für Fachkräfte in den Kitas bemerkbar macht, wird es noch etwas dauern.“
Die bereits im Sommer erarbeiteten Vergabekriterien, die für mehr Gerechtigkeit sorgen sollen, werden nun auch im Elternportal „Little Bird“ abgebildet. Vorrangig erhalten einen Kita-Platz Kinder aus Familien in sozialen Notlagen, Vorschulkinder und Geschwisterkinder. Falls mehrere Kinder um einen Platz konkurrieren, wird dieser wie folgt vergeben:
So sieht die Reihenfolge bei der Vergabe von Kita-Plätzen in Kempten aus
Kinder von Berufstätigen (Alleinerziehende und Eltern, Wochenarbeitszeit jeweils mindestens 19,5 Stunden) werden bevorzugt, außerdem Kinder von Eltern, die einen arbeitsmarktnotwendigen Sprach-/Integrationskurs besuchen und schließlich Kinder von arbeitssuchenden Eltern (zu erwartende Wochenarbeitszeit mindestens 19,5 Stunden). Ziel ist es, frei werdende Betreuungsplätze vor allem an Kinder, die im nächsten Jahr eingeschult werden, zu vergeben.
Die Trägerschaft für eine ursprünglich von der Diakonie Allgäu betriebene Gruppe im Kinderhaus Klecks wird künftig die Stadt übernehmen. Die Stellen für das entsprechende Personal sind bereits ausgeschrieben.
Die Kindertagesstätte der Diakonie Allgäu im Wiesengrund muss nach dem Starkregenereignis am 12. Juli bis Ende Februar umfangreich saniert werden. Die Krippengruppe und die vier Kindergartengruppen sind inzwischen anderweitig untergebracht, dies sei aber ein Kraftakt gewesen, der viel Ressourcen gezogen habe.
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Erweiterung der Ersatzbetreuung
Für die häusliche Kindertagespflege bietet die Stadt bereits seit Mai in den Räumen der früheren Außenstelle der Kita Kotterner Flohkiste eine Ersatzbetreuung an. Dort ist aktuell eine Tagespflegeperson beschäftigt. Es sei bereits „eine ganz tolle Zusammenarbeit“ zwischen den häuslichen Tagespflegepersonen und dieser Mitarbeiterin der Stadt entstanden, erzählt Langhammer. Die Leitung der Kotterner Flohkiste konnte aber bisher nicht besetzt werden, allerdings habe aktuell ein Vorstellungsgespräch mit einer Erzieherin stattgefunden, die zeitnah beginnen könnte.
Die Großtagespflegestellen wurden zum 1. Oktober um ein Ersatzbetreuungsangebot mit vorerst fünf Plätzen erweitert. Diese sind angedockt an eine Kindergartengruppe im Kinderhaus Klecks, deren Träger die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. ist, die auch die Kindertagespflegeperson beschäftigt.
Zunächst müsse für die rund 50 betroffenen Kinder eine Kontaktpflege stattfinden, erläutert Langhammer. Wenn etwa Kinder die Tagespflegepersonen und die Räumlichkeiten kennen, könne auch die Ersatzbetreuung dort stattfinden. Mit der Eröffnung der dritten städtischen Kindergartengruppe voraussichtlich Anfang 2025 soll das Ersatzbetreuungsangebot um fünf zusätzliche Plätze erweitert werden. Damit sei dann „ein ausreichendes Angebot für die Ersatzbetreuung vorhanden“.
Knackpunkt auch in Zukunft: Die Zahl der Fachkräfte
Thomas Baier-Regnery, Referatsleiter Jugend, Schule und Soziales bemerkt dazu, dass 300 Kinder auf der Warteliste inakzeptabel seien und die Stadt massiv unter Druck setzten. Es mangele der Stadt aber nicht an Gebäuden, sondern an Fachkräften. Derzeit fehlten rund zehn Prozent an Betreuungskräften, um die volle Kapazität der baulichen Möglichkeiten zu nutzen. Künftig werde man noch weniger Arbeitskräfte im System haben.
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