„Fans waren der Wahnsinn“: Topzeit und Major-Six-Medaille für bayerische Läuferinnen bei London-Marathon

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Überall waren Zuschauer: Maria Elisa Legelli beim London-Marathon 2025. Sie lief die Strecke in 2:41 Stunden. © Patrick Korb/privat

Der London-Marathon 2025 war in mehrfacher Hinsicht einer Rekordveranstaltung. Zwei Läuferinnen aus der Region Weilheim-Schongau lieferten dort besondere Rennen ab.

London – Die 45. Auflage des London-Marathons war in mehrfacher Hinsicht eine besondere. Mit 56 640 Finishern, die heuer ins Ziel kamen, ist der Wettbewerb nun offiziell der größte der Welt. Die Äthiopierin Tigst Assefa lief mit 2:15:50 Stunden einen Weltrekord für reine Frauenrennen. Und auch zwei Frauen aus dem Landkreis setzten Ausrufezeichen.

Maria Elisa Legelli läuft zu grandioser Bestzeit

Sie wird immer schneller – und jetzt setzt sie sogar noch die gängigen Regeln für Langstreckenläufe außer Kraft: Beim London-Marathon ist Maria Elisa Legelli ein „negativer Split“ gelungen. Sie lief also die zweite Hälfte schneller als die erste. Darauf sei sie „besonders stolz“, berichtete die aus Böbing stammende Ausdauerathletin. Ihre persönliche Bestzeit verbesserte die 33-Jährige deutlich – auf 2:41:08 Stunden. Damit liegt Legelli in der DLV-Rangliste in den Top Ten. Ihr bisheriger Rekord stand bei 2:45:36 Stunden, gelaufen 2023 in Berlin.

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Unter den Besten: Maria Elisa Legelli bestach in London mit einem persönlichen Rekord von 2:41:08 Stunden. Damit belegte sie den 19. Gesamtplatz. © Patrick Korb/privat

Erst im März hatte die IT-Spezialistin, die Vollzeit arbeitet und das Laufen als Hobby betreibt, beim Halbmarathon in Paris eine persönliche Bestmarke aufgestellt. Mit 1:16:38 Stunden belegte sie den 13. Platz. Auf der doppelten Distanz sprang für Legelli erneut ein Spitzenrang heraus. Als mit Abstand beste Deutsche unter den knapp 25 000 Frauen landete sie auf dem 19. Gesamtrang. Zurecht freute sich die in Füssen lebende Athletin über eine „herausragende Leistung“.

Tolle Stimmung an der Strecke in London

Der London-Marathon „war ein Highlight für mich“, berichtet Legelli. Von Anfang bis zum Ziel sei „die Stimmung genial“, obendrein habe die Strecke viel zu bieten. Die letzten Meter der 42,195 Kilometer absolvieren die Athleten auf der weltberühmten Mall, dabei geht es am Buckingham Palace vorbei. Auch das Wetter habe mitgespielt, so Legelli, „die Temperaturen von circa 20 Grad waren kein Problem für mich“.

„Etwas chaotisch“ seien die ersten Kilometer verlaufen. Da zeitgleich mehrere erste Startblöcke gestartet sind, die nach dem ersten Kilometer zusammengeführt wurden, wurde es auf der Strecke sehr voll, „ich musste viel ausweichen“. Die ersten zehn Kilometer lief Legelli in 38:03 Minuten, die Halbmarathonmarke war nach 1:21:06 Stunden erreicht. Für den Rest der Strecke benötigte die Böbingerin also nur mehr 1:20:02 Stunden. Auf der zweiten Hälfte lief sie im Schnitt jeden Kilometer in 3:47 Minuten. Den gesamten Marathon absolvierte sie in einem durchschnittlichen Tempo von 15,7 km/h.

Abstecher zu Trailläufen

Derzeit ist für die Ausdauerathletin ein wenig Erholung angesagt, danach geht es – für sie eine Abwechslung – zu ein paar Trail-Wettkämpfen. „Just for fun“, wie Legelli betont. Anschließend steht die nächste Marathonvorbereitung an. Für den Wettbewerb in London arbeitete sie, wie zuvor auch schon, mit Coach Michael Hiemeyer zusammen, einem Sporttherapeuten aus dem Allgäu.

Daniela Erhard-Harrison: „Mission erfüllt“ in London

Die Familie – Ehemann Jon und die Töchter Sophia (8) und Victoria (5) – hatten sich ideal postiert. Als Daniela Erhard-Harrison auf die letzten zwei Kilometer, mit Sicht auf den Big Ben, einbog, stand das Trio zum Anfeuern und Abklatschen am Streckenrand. Das gab der gebürtigen Rottenbucherin nochmals einen Extra-Push.

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Im Ziel freute sich Erhard-Harrison nicht nur über ihre bislang zweitbeste Marathon-Zeit (3:23:47 Stunden), sondern auch die „World Marathon Major Six“-Medaille. Die bekommen Athleten, die alle sechs großen Marathons (Boston, New York, Chicago, Berlin, Tokyo, London) absolviert haben. „Mission erfüllt“, sagt Erhard-Harrsion mit einem Schmunzeln.

Im März noch in Tokio

Das Ziel für London war „unter 3:30 Stunden zu laufen“, so die 42-Jährige. Das packte sie locker, auch wenn es am Renntag für die Jahreszeit „ungewöhnlich warm“ war. Die erste Hälfte absolvierte Erhard-Harrison in 1:38:39 Stunden. Das Besondere in der britischen Metropole war die Stimmung. „Die Fans waren einfach der Wahnsinn. Ich habe beim Laufen mehrmals Gänsehaut bekommen“, so Erhard-Harrison. Die Oberbayerin lief mit einem Shirt, auf dem ihr abgekürzter Vorname (Dani) gedruckt war: „Ich habe es noch nie erlebt, dass mein Name so oft gerufen wurde.“

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Im Ziel und absolut zufrieden: Daniela Erhard-Harrison (USA/GER) aus Rottenbuch beim London-Marathon 2025. © privat

Ihre Zeit ist umso bemerkenswerter, da Erhard-Harrison erst acht Wochen zuvor den Marathon in Tokyo (in beachtlichen 3:28:22 Stunden) gelaufen war. Dort hatte sie mittels des bei den großen Wettbewerben üblichen Losverfahrens kurzfristig einen Startplatz bekommen. Der Trip nach London war da aber schon mittels einer Agentur gebucht. Letztlich konnte sie in Großbritannien aber in guter Form an die Startlinie gehen. „Ich hatte mich von Tokyo ganz gut erholt.“

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Vor über 20 Jahren war Erhard-Harrison als Au-Pair in die USA gegangen, in die Gegend um Chicago. Der Plan war, „ein Jahr lang dort zu bleiben“, erzählt sie. Dort lernte sie ihren heutigen Ehemann kennen, absolvierte in den USA ein BWL-Studium. „Ich bin durch alle Visa gegangen“, sagte die gebürtige Rottenbucherin lachend. Seit 2019 besitzt sie auch die US-Staatsbürgerschaft. In der „Marathon Major Six“-Liste ist sie auch unter den knapp 6100 US-Läufern zu finden, die es bislang in die Wertung geschafft haben; deutschlandweit sind es 1023 Frauen und Männer.

Zu Hause in Illinois

Mit ihrer Familie lebt die Oberbayerin in Peoria im Bundesstaat Illinois. Am dortigen Standort des japanischen Konzerns Komatsu ist sie im Verkauf von Riesen-Muldenkippern tätig, die in Minen eingesetzt werden. In der Gegend um Peoria gibt es „viele Lauf㈠events. Man könnte sich jede Woche irgendwo anmelden“, sagt Erhard-Harrison. Das Ganze ist lockerer angelegt als in Deutschland: „Man läuft einfach mit. Viele walken auch.“ In Peoria gibt es auch einen Lauftreff, der mehrmals die Woche in Aktion ist. Jeden Samstag stehen 10 Meilen (rund 16 Kilometer) auf dem Programm.

Marathon, London, 2025, Daniela Erhard-Harrison (USA/GER) mit Ehemnann Jon und den Töchtern Sophia und Victoria im Ziel, Zeit: 3:23:47 Stunden
Die Familie war mit dabei: Daniela Erhard-Harrison (USA/GER) mit Ehemann Jon und den Töchtern Sophia und Victoria im Ziel. Ihre Laufzeit betrug 3:23:47 Stunden. © privat

Ihren ersten Marathon lief Erhard-Harrison, die immer schon sportlich war und unter anderem beim TSV Peiting Fußball spielte, im Jahr 2014 in Boston. Die Wettkämpfe für die „Marathon Major Six“-Medaille hatte sie binnen acht Jahren zusammen: 2017 (Chicago), 2018 (Berlin/3:23:32), 2022 (New York), 2024 (Boston) 2025 (Tokyo, London). Mittlerweile gibt es auch eine „Seven Star“-Wertung; Sydney ist hinzugekommen. „Das heißt, irgendwann muss ich mal nach Australien“, so die Rottenbucherin.

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