Unterricht und Abschlussprüfungen: So trotzt die Schule in Allershausen den Hochwasser-Folgen
Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu. In Allershausen müssen dieser Tage nicht nur Prüfungen, sondern auch Hochwasser-Folgen bewältigt werden. Ein Kraftakt für alle, aber wieder einmal zeigt sich: Gemeinsam geht alles leichter.
Allershausen – Vor den offenen Treppenabgängen stehen Bauzäune, Betreten verboten! Für die 430 Schülerinnen und Schüler ist der Keller der Allershausener Grund- und Mittelschule in diesen Tagen Sperrgebiet. Die 1700 Quadratmeter wurden durch das Hochwasser komplett geflutet. „Das Wasser stand zum Teil 2,50 Meter hoch, also fast bis zur Decke“, berichtet Schulleiter Thomas Nistler im FT-Gespräch. Inzwischen ist es weitgehend abgeflossen und nur noch einige Zentimeter hoch.
Durch die braune Brühe watet Nistler in Gummistiefeln, genauso wie die zahlreichen Helferinnen und Helfer, die am Mittwoch zum Aufräumen angerückt sind. „Neben der beauftragten Firma packen auch viele Mütter und Väter mit an. Dieser Einsatz ist wirklich toll.“

Zu retten gibt es im Keller nichts mehr: „Unser Serverraum mit allen Schuldaten ist uns auf Deutsch gesagt komplett abgesoffen“, sagt Nistler. Gleiches gilt für zwei Computerfachräume, die Schulküche und die beiden Werkräume, dazu die Schulbücherei und Lagerräume voller Tische, Stühle und Schulmaterialien. „Das ist ein Fiasko. Man kann es sich kaum vorstellen, aber alles ist total zerstört.“
Strom nur durch Notversorgung
Was besonders schwer wiegt: Weil das Hochwasser auch die ganze Elektronik beschädigt hat, gibt es in der Schule nach wie vor keinen Strom, Notstromaggregate laufen auf Hochtouren. Trotzdem wurde der Schulbetrieb am Montag nach einer Woche Distanzunterricht wieder aufgenommen. „Die Schüler kommen diese Woche bis 11.15 Uhr, ab nächster soll es wieder bis 13 Uhr gehen. Ob die Mittagsbetreuung und der offene Ganztag dann auch wieder starten kann, wird sich zeigen“, sagt Nistler. Das hänge von der Stromversorgung ab.
„Wir hoffen in den nächsten Tagen über Baustrom zumindest die Verwaltung wieder mit Strom versorgen zu können.“ In den Klassenzimmern könne man sich derweil gut anderweitig behelfen – dank einer Entscheidung, die vor einem Jahr getroffen wurde und der Schule heute zugutekommt. „Als wir auf die digitalen White Boards umgerüstet haben, haben wir entschieden, die Außenflügel als normale Tafeln zu belassen, auf die man mit Kreide schreiben kann. Das ist jetzt ein Segen.“
Schülervater sichert Beleuchtung
Trotzdem steht Nistler vor genügend anderen Baustellen: „Gerade am Ende des Schuljahres gibt es so viel zu tun.“ Der Fokus liegt aktuell auf dem „Quali“. Die Abschlussklasse wurde bereits vergangene Woche regulär in der Schule unterrichtet, am Dienstag standen die ersten Prüfungen in den Fächern Religion, Ethik und Sport an. Und dank eines Schülervaters sei alles wie geplant in der Turnhalle durchführbar. Schreinermeister Christian Brand aus Kranzberg baute mit seinem Team kurzerhand am Sonntag mit Gerüsten eine Notbeleuchtung in der Turnhalle auf, die Feuerwehr Kranzberg lieh dafür ihr Notstromaggregat. „So konnten wir sicherstellen, dass die Lichtverhältnisse bei den Prüfungen auch an Tagen mit wenig Sonnenlicht stimmen“, erklärt Schulleiter Nistler.
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Brand selbst erklärt: In einer Notlage zu helfen, sei für ihn gar keine Frage. „Da helfen alle zusammen.“ Sein Sohn und die Klassenkameraden seien schlicht froh, dass die Prüfungen wie geplant stattfinden können. „Die Schüler mussten mit Corona und dem Lehrermangel eh genug mitmachen, da sollen jetzt wenigstens die Prüfungen in einem normalen Rahmen ablaufen können“, sagt Brand.
Psychologen im Einsatz
Auch Schulleiter Nistler plädiert für so viel Normalität wie möglich: „Vor dem Hochwasser waren ja noch zwei Wochen Pfingstferien. Dass die Kinder jetzt wieder in ihren gewohnten Alltag zurückkehren können, ist sehr wichtig.“ Denn freilich habe das Hochwasser Spuren hinterlassen, einige seien mit ihren Familien von der Feuerwehr evakuiert worden. „In der Schule haben sie natürlich die Möglichkeit, über das, was sie beschäftigt, zu sprechen – nicht nur mit den Lehrkräften, sondern auch mit Psychologen vom Kriseninterventionsteam. „Aber es sind Gott sei Dank gar nicht so viele Kinder, die dieses Angebot annehmen müssen“, sagt Nistler.
Dann muss der Rektor weiter, es gibt noch viel zu tun. „Aber weil so viele anpacken, und uns Eltern, Anwohner und die Gemeinde so gut unterstützen, sind wir vielleicht schon nächste Woche so weit, dass wir im Keller die Bautrockner aufstellen können.“ Auch wenn noch vieles unklar ist – etwa, wie sich der Fachunterricht künftig gestaltet – ist Thomas Nistler froh zu sehen, dass es weitergeht. „Wir machen jetzt einfach Schritt für Schritt.“