Nach den Wassermassen: Allershausen, die Schicksalsgemeinschaft

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Die Familie Huber aus Allerhausen musste nasses Holz aus dem Keller wuchten. Das wurde per Lader in Container geschafft. © Bauer

Allershausen rückt nach dem Hochwasser eng zusammen. Die Solidarität der Menschen zueinander ist enorm.

Allershausen – Den Menschen – dazu gehören auch Gemeinderäte – wird in der Gemeinde Allershausen gerne einmal nachgesagt, dass man diskussionsfreudig ist und dass dieser Wesenszug sogar in Streit ausarten kann. Davon ist aktuell nichts zu spüren. Dieser Tage versank die Gemeinde in einem Hochwasserchaos mit noch nie dagewesenen Ausmaßen. Der Zusammenhalt der Menschen ist rührend.

Am Montag hat sich eine WhatsApp-Gruppe gebildet, die schon knapp vor der Grenze der 1000 Teilnehmer steht. Hier werden Hilfegesuche und Angebote fast minütlich gepostet. So bot eine Familie aus Paunzhausen ein Einzel- und ein Doppelzimmer an. Es werden Gegenstände wie kleine Kühlschränke, Tische und Stühle zu verschenken angeboten für die Familien, die alles verloren haben.

Die meisten Meldungen sind flehende Bitten um Helfer. Oft geht es darum, nach dem Hochwasser Kühlschränke oder meist im Keller stehende Waschmaschinen zu tragen. Alleinlebende haben da keine Chance. Immer wieder verabreden sich die Menschen, um den Hochwasserschrott mit Hängern zu den Sammelstellen zu bringen. Viele Allershausener haben auch das Auto verloren und so keine Möglichkeit zum Abtransport. Wildfremde Menschen schließen sich zusammen zu Menschenketten, um so schneller Keller ausräumen zu können.

Es gibt aber auch die Dauerthemen, zu denen sich die Allershausener austauschen können. Regelmäßig kommen Meldungen, welche Straße Strom hat und welche noch nicht. Wasserstandsmeldungen der Bayernwerk-Techniker verbreiten sich wie Lauffeuer. Den Stromlosen wird Mut gemacht.

Göttschlag ein extrem hart betroffener Allerhausener Ortsteil. Die Sandsäcke am Ortseingang lassen erahnen, wie dramatisch es war.
Durch den Dammbruch war Göttschlag ein extrem hart betroffener Allerhausener Ortsteil. Die Sandsäcke am Ortseingang lassen erahnen, wie dramatisch es war. © Bauer

Ein Riesenthema sind die Schulbusse. Eine Mutter fragte in die Runde: „Meine Tochter meinte gerade, es kam eine Durchsage in der Realschule, dass die Busse mittags nicht nach Allershausen zurückfahren? Habt ihr was mitbekommen?“ 22 Minuten später kam die Antwort: „Offizielle Info Landratsamt: Die Schulbusse fahren heute Mittag die Kinder nach Allershausen heim! (Info der Realschule-Durchsage ist falsch!)“ Bis zur Gründung dieser Gruppe war die Kommunikation in Allershausen völlig zusammengebrochen.

In der Zeit der größten Not gibt es auch die kleinen Dinge zum Schmunzeln wie diese Suchmeldung: „Hinten auf dem Feld Seestraße schwimmt ein Riesen-Koi. Falls wer einen vermisst, der schwimmt hier und chillt seine Base.“ Ein potenzieller Besitzer in Tünzhausen wurde informiert, am vollgelaufenen Feld lauerten bereits Nachbarn mit Keschern, sie bereiteten die Rettung des teuren Tieres vor. Eine andere Meldung wies darauf hin, dass es in der Seestraße einen Koi-Teich gebe. Die Antwort kam prompt: „Da kann er eigentlich nicht her sein, außer er kann fliegen. In der Seestraße stand kein Wasser.“

Einem anderen ist seine Katze entlaufen. Mit zwei Bildern bat dieser Mann um Hinweise auf das geliebte Haustier.

Ein Riesenärgernis der Allershausener ist, dass man seit der Überflutung zum Tourismusziel geworden ist. An der Hauptstraße werden die Aufräumarbeiten immer wieder von Schaulustigen behindert. „Die Straßensperre hier oben in Eberspoint wird gekonnt ignoriert“, schrieb ein User. Parallel wird gewarnt vor diversen Verdächtigen: Plünderer sind unterwegs. Ein Transporterfahrer, der in die Häuser hineinsah wurde schnell gemeldet – inklusive Personenbeschreibung und Kennzeichen des Fahrzeugs.

Ganz Allershausen ist aktuell eine große Schicksalsgemeinschaft. Die Menschen helfen sich gegenseitig, egal ob sie alles verloren haben oder mit riesigem Glück ihr Hab und Gut zum Großteil retten konnten. Die Hilfegruppe wird es noch einige Zeit brauchen.

Helfer in der Not

Die Königsgütler aus Au waren in den vergangenen Tag Helfer in der Not. Der Gärtnereibetrieb aus Au half mit Mensch und Maschine, in dem von einem Dammbruch der Amper extrem hart getroffenen Allershausener Ortsteil Göttschlag zu retten, was zu retten ist. Die Firma kam aus eigenem Willen und half, Sandsäcke wegzutragen, Keller auszuräumen und Sperrmüllcontainer zu beladen. Vera Gundel sprach für den ganzen Ort: „Ein riesengroßes Dankeschön an diese tollen Leute!“ nb

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