Fäkalien übersäen Badeufer und Liegewiese: Gänseplage am Klostersee in Ebersberg

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Wie die menschlichen Badegäste genießt dieser Tage auch ein rundes Dutzend Kanadagänse das Strandbad-Idyll am Klostersee in Ebersberg. Für Unmut sorgt der Kot, den die Tiere überall hinterlassen. © Josef Ametsbichler

Ein gutes Dutzend Kanadagänse fühlt sich zurzeit im Seebad am Ebersberger Klostersee wohl, zum Ärger der Badegäste. Die Tiere verschmutzen Ufer und See und können sogar Krankheiten übertragen. Doch die Stadt signalisiert: Gegen die gefiederten Strandbesetzer ist wenig auszurichten.

Ebersberg – Aufgereiht wie die Pariser Olympia-Schwimmer am Startblock steht ein Dutzend Kanadagänse am Ufer des Ebersberger Klostersees. Zu sportlichen Höchstleistungen setzt aber an diesem Morgen keine von ihnen an. Ein gelegentlich abtauchender Schnabel und die Hinterlassenschaften im Ufersand des Nichtschwimmerbereichs demonstrieren: Gerade ist Trink- und Verdauungspause. Es herrscht verträumt-tierische Gelassenheit, die auch von der Anwesenheit der menschlichen Badegäste nicht getrübt wird.

So ein schönes Strandbad – wenn da nicht die Gänse wären

Edith Korfmacher schwimmt gerne vormittags im Ebersberger Hausgewässer. Als sie ein paar Schritte auf die Gänse am Ufer zumacht, zuckt keine auch nur mit dem Gefieder. „So frech waren sie bisher nicht“, sagt die 78-Jährige. Sie liebt diesen See mitten in der Stadt, lobt das schöne, kostenlos zugängliche Strandbad mit Steg, Café und besonders die saubere Toilettenanlage. „Schreiben Sie das bitte“, sagt die Ebersbergerin zur EZ. Das Problem ist nur: Dieses Klo benutzen die Gänse nicht.

„Die Würschtl schwimmen auch im See“, sagt Badegästin Edith Korfmacher über tierische Ausscheidungen.
„Die Würschtl schwimmen auch im See“, sagt Badegästin Edith Korfmacher über tierische Ausscheidungen. © Josef Ametsbichler

Stattdessen sind Liegewiese und Ufer übersät mit Fäkalien. Der Federflaum, mit dem sie garniert sind, lässt keine Zweifel an den Verursachern. An die EZ wendet sich auch Heidi Eibl. Die Ebersbergerin sagt über den Klostersee: „Das ist mein zweites Wohnzimmer, so ein wunderschönes Gelände!“ Allerdings können man sich seit einigen Tagen schon kaum mehr auf die Liegewiese legen. „Das ist wie Hundekacke“, sagt Eibl über Größe und Beschaffenheit des Gänsekots. „Die Würschtl schwimmen auch im See“, ergänzt Edith Korfmacher. Sie sei Rückenschwimmerin, fürchte unappetitliche Kollisionsgefahr.

Kot und Juckreiz: Auch andernorts machen Kanadagänse Schwierigkeiten

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Auch andernorts, etwa im Fünfseenland im Landkreis Starnberg, sind die vermehrungsfreudigen Kanadagänse ein Dauerproblem. Sie gelten als Überträger von Zerkarien, den wasserliebenden Larven unangenehmer Hautwürmer, die bei Badegästen einen gesundheitlich eher harmlosen, aber lästig juckenden Hautausschlag auslösen können. Vom Schusswaffengebrauch bis zum Seeadler-Einsatz reichen die Tötungs- und Vergrämungsversuche. Mit überschaubarem Erfolg. In Ebersberg sagt Bürgermeister Ulrich Proske (parteifrei): „Die Situation ist unappetitlich.“ Aber: „Vergrämung ist undenkbar!“ Die Stadt habe weder das Geld noch die Kapazitäten, etwa Hunde oder Schreckschuss-Pistolenschützen morgens und abends aufmarschieren zu lassen. Die Wiese häufiger zu mähen, um dadurch den Kot abzusammeln, würde die Wiese ruinieren, sagt er.

Hier legt sich niemand gerne rein: Gänsekot und Federflaum am Klostersee-Ufer.
Hier legt sich niemand gerne rein: Gänsekot und Federflaum am Klostersee-Ufer. © Josef Ametsbichler

Und man könne die Tiere auch nicht einfach über den Haufen schießen, ergänzt Gregor Schober, Vereinsvorsitzender der „Freunde des Klostersees“. „Wir haben nicht wirklich eine Handhabe.“ Bei dem Verein und im Rathaus sind die Kanadagänse, die offenbar aus der größeren Kolonie am Egglburger See stammen, ähnlich unbeliebt wie bei den Badegästen. Schober hofft, dass sich die Tiere nur vorübergehend an den Klostersee verirren, so sei es in den vergangenen Jahren gewesen.

Gänseplage am Klostersee: Rathaus kann wenig ausrichten – Bürgermeister richtet Appell an Badegäste

Gut aushalten lässt es sich für die Gänse im Seebad offenbar auch deshalb, weil manche Badegäste die Wildtiere mit einem Streichelzoo verwechseln und sie teils gar verköstigen. In den Baderegeln für das Klosterseebad steht auf den Schildern vor Ort etwas schüchtern in Unterpunkt sieben, dass die Strandgäste das Füttern von Wildtieren unterlassen sollen. Bürgermeister Ulrich Proske hat das Gefühl, dass diese Botschaft nun mehr Nachdruck benötigt und will in den kommenden Tagen Schilder aufstellen lassen, deren Inhalt er der EZ vorab übermittelt: „Gänse zu Besuch“, steht groß darauf. Die Menschen sollten Abstand halten und die Tiere nicht füttern. „Damit die gemeinsame Nutzung von See und Liegewiese durch Badegäste und Gänse möglichst konfliktfrei gelingt.“ Abschließend bittet der Bürgermeister: „Üben Sie sich in Nachsicht gegenüber den Gänsehäufchen – das Problem geht meist auch wieder vorbei!“

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