Odelzhausen von der Telekom „vorgeführt“

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Glasfaseranschlüsse liegen für einige Odelzhauser Ortsteile in ferner Zukunft. © Matthias Rietschel

Die Deutsche Telekom hat 2022 das Versprechen gemacht, in einigen Ortsteilen von Odelzhausen für Glasfaseranschlüsse zu sorgen.

Odelzhausen - Seither passiert ist: nichts. Die Gemeinderäte Bürgermeister Markus Trinkl fühlt sich von der Telekom „vorgeführt“.

Sittenbach, Sixtnitgern und Roßbach schauen in die Röhre

Vor drei Jahren beschloss der Gemeinderat Odelzhausen, die Ortsteile Sittenbach, Sixtnitgern, Roßbach und Teile des Hauptorts mit Glasfaser zu versorgen. Handelt eine Kommune in Eigenregie, muss sie einiges beachten. Etwa im Rahmen des Förderverfahrens eine Markterkundung durchführen. Läuft diese, könne sich allerdings ein Telekommunikationsanbieter melden und versprechen, den Glasfaserausbau eigenwirtschaftlich zu machen, erklärte Bürgermeister Markus Trinkl in der Gemeinderatssitzung am Montagabend. Im Falle Odelzhausens klopfte die Deutsche Telekom an. Eigentlich eine feine Sache. Aber!

Die Gemeinde stellte zunächst die Ausschreibung für ein Jahr zurück und hoffte, dass Europas größtes Telekommunikationsunternehmen loslegt. Bis Mai 2024 herrschte jedoch Schweigen. Als die Kommune nachhakte, „war ich irritiert, als es hieß, die Telekom würde zu einem persönlichen Gespräch vorbeikommen“, so Trinkl, der darin den „Start einer Hiobsbotschaft“ sah.

Telekom spricht von fehlenden Kapazitäten

Das Gemeindeoberhaupt wurde zum Orakel. Trinkl fasste die Aussage des Telekom-Gesandten nach dem Treffen Ende Juli im Rathaus so zusammen: „Die Telekom kann den eigenwirtschaftlichen Ausbau derzeit nicht durchführen. Sie haben nicht die Kapazitäten und Möglichkeiten.“ Der Gesandte sprach von Inflation, Lieferengpässen, insolventen Partnerfirmen und einer geringen Nachfrage nach Glasfasertarifen, so die Gemeinde.

Trinkl gab zu, im Laufe des Gesprächs „etwas züntiger“ geworden zu sein. Nicht ohne Grund. Denn das Einschalten der Telekom bedeutete gleichzeitig, dass die Gemeinde von den Förderungen abgeschnitten wurde. Mehr noch, sie kann „das Verfahren auch nicht noch mal aufrollen, weil es die Förderung jetzt so nicht mehr gibt“, so der Bürgermeister. Und per Gericht die Telekom zum Handeln zwingen, kann sie auch nicht, hieß es aus dem Rathaus. Auf die abschließende Frage, was die Telekom denn plane, erhielten die Odelzhauser keine verbindliche Auskunft. Nur: Der Ausbau könne durchaus bis 2030 dauern.

Auch Kontakt mit Altonetz GmbH bringt nichts

Trinkl, der das Nichtstun des Unternehmens wahlweise als „Unding“ und „Witz“ bezeichnet, bekam zu hören, dass die Telekom die Altonetz GmbH kontaktieren wolle. Die Altomünsterer hatten 2017 schon einmal Teile Odelzhausens mit Glasfaser versorgt (siehe Kasten). Eine erste Besprechung war für Ende August anberaumt. Die Telekom versprach, die Odelzhauser „proaktiv“ über die Ergebnisse zu informieren. Bis heute blieb das Unternehmen eher reaktiv. Man wolle sich noch melden, hieß es schlicht.

„Du kannst nichts machen und wirst von einer Firma vorgeführt“, so Trinkl im Gemeinderat. Er meinte aber auch: „Wenn uns die Telekom nicht reingegrätscht wäre, hätten wir die Ausschreibung schon durchgehabt. Es wäre die Vergabe erfolgt, wir hätten im nächsten Jahr zu bauen begonnen. Und der komplette Glasfaserausbau wäre in eineinhalb Jahren in der ganzen Gemeinde abgeschlossen worden.“

Wie es nun weiter geht, steht in den Sternen. Diesbezüglich als Orakel betätigen wollte sich der Bürgermeister keinesfalls.

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Erfolgsmodelle in Indersdorf und Altomünster

2015 hat die Gemeinde Markt Indersdorf für zehn Millionen Euro und ohne Fördermittel ein eigenes Glasfasernetz gebaut und jeden, der es wollte, kostenlos daran angeschlossen – egal, ob Einödhof oder Weiler. Die angeschlossenen Haushalte (65 Prozent) bezahlten danach an den Betreiber des Netzes, die Firma KMS, Pacht. 2019 verkaufte die Gemeinde das Netz mit Gewinn an die Deutsche Glasfaser.

Die Altonetz-GmbH in Altomünster ist eine Erfolgsgeschichte. Gegründet wurde Altonetz ursprünglich aus einer Bürgerinitiative. Alle 48 Ortsteile der Marktgemeinde sind angeschlossen, bis auf einen Teilabschnitt in Altomünster, der sich in der Markterkundung befindet. 2017 sorgte die Altonetz für den Glasfaserausbau und somit schnelles Internet für Haushalte und Unternehmen in den Odelzhauser Ortsteilen Hadersried, Miegersbach, Taxa, Essenbach, Ebertshausen, Lukka, Riedhof, Todtenried, Dietenhausen, Höfa sowie im Gewerbegebiet. Veranschlagte Investitionskosten damals: 2,4 Millionen Euro.

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