Je größer die Baustelle, desto besser

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Ein Kran auf der Straße, ein provisorischer Fußgängerweg: Großbaustellen wie diese in der Hermann-Stockmann-Straße brauchen eine Menge Organisation und öffentlichen Verkehrsraum. © dn

Zahlreiche Baustellen machen Anwohnern, Auto- und Busfahrern in der Hermann-Stockmann-Straße das Leben schwer.

Dachau – Halbseitige Sperrungen sind an der Tagesordnung, zuletzt gab es sogar eine viertägige Vollsperrung. Die Stadt sagt, diese umfassenden Maßnahmen seien notwendig und brächten Geld. Stadtrat Peter Gampenrieder sagt: „Es geht zu weit!“

Anlieger brauchen gute Nerven

Wer in der Dachauer Hermann-Stockmann-Straße wohnt beziehungsweise dort regelmäßig mit dem Auto fährt, braucht gute Nerven. Rechts und links parken Autos, in der Mitte quetschen sich große Busse durch und zusätzlich blockieren Baustellen und deren Fahrzeuge großflächig den Verkehrsraum. Die Anwohner, so heißt es, würden schon „Baustellen-Bingo“ spielen: Wer errät, welches Haus als nächstes abgerissen wird?

Stadtrat Peter Gampenrieder (ÜB) sagt, er habe kein Problem mit den vielen Kränen, Baustellenfahrzeugen und Containern, die an der Hermann-Stockmann-Straße herumstehen. Was ihn aber nervt und worüber er sich deshalb auch in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses explizit beschwerte, war die Dauer dieser Baustellen. Für Dachau-Süd werde dies „langsam zum Problem“!

Bei einer Großbaustelle am Eck Hermann-Stockmann-Straße und Heideweg sei der Kran ein Jahr auf der Straße gestanden! Für eine andere Baustelle sei die Hermann-Stockmann-Straße im September sogar vier Tage lang komplett gesperrt worden! Und was das Fass für ihn zum Überlaufen bringe, sei das „Materiallager“ einer Baufirma, die auf gut zehn Metern öffentlichem Straßenraum seit Monaten die verschiedensten Dinge abstellt.

Stadt soll strenger vorgehen

Die Stadt, so Gampenrieders Folgerung, gehe viel zu „lax“ mit den Bauherren und Baufirmen um. Die Verwaltung solle doch bitte schauen, dass „die Bewirtschaftung einer Baustelle wieder auf dem eigentlichen Grundstück stattfindet“!

Josef Hermann, zuständiger Amtsleiter im Rathaus, erklärt dazu auf Nachfrage, dass das städtische Ordnungsamt „natürlich“ darauf bestehe, dass Baustellen auf dem entsprechenden Grundstück abgewickelt werden. Oft sei dies aber schlicht nicht möglich, der Trend gehe schließlich dahin, Grundstücke bis auf den letzten Zentimeter zu nutzen. „Da werden Tiefgaragen gebaut, tiefe Baugruben ausgehoben.“ Die Kräne und sonstigen Baufahrzeuge hätten da schlicht keinen Platz.

Das „Materiallager“ einer Baufirma, wie Stadtrat Peter Gampenrieder es nennt, blockiert schon lange einen gut zehn Meter langen Abschnitt der Hermann-Stockmann-Straße.
Das „Materiallager“ einer Baufirma, wie Stadtrat Peter Gampenrieder es nennt, blockiert schon lange einen gut zehn Meter langen Abschnitt der Hermann-Stockmann-Straße. © dn

Und es sei auch nicht so, dass die Firmen ihre Gefährte irgendwo abstellen dürften. Im Gegenteil: Sie müssten eine „Sondernutzungserlaubnis“ beim Ordnungsamt einholen, die dann – sofern der Antrag plausibel erscheint – auch erteilt werde. Die Stadtverwaltung, so Hermann, mache dazu aber diverse „verkehrsrechtliche Anordnungen“, etwa was die Breite provisorischer Fußgängerwege betrifft. Dass all das „zu Konflikten führt“, dass Anwohner, Bauwerber und Stadtverwaltung völlig unterschiedliche Vorstellungen hätten, sei da nun mal „den Umständen geschuldet“.

Ein Euro pro Woche und Quadratmeter

Wobei die Stadtverwaltung als einzige einen handfesten Vorteil von den vielen in der Gegend herumstehenden Baustellenfahrzeugen hat: Sie bekommt dafür Geld. Pro Woche und Quadratmeter öffentlichen Raums stellt sie einen Euro in Rechnung. Eine Baufirma, die für ihren Kran ein Jahr lang 30 Quadratmeter Straße benutzt, zahlt am Ende 1560 Euro ans Rathaus. „Das läppert sich, klar“, gibt Hermann zu.

Wobei das Geld nicht der einzige Grund für die immer größer werdenden Baustellen ist, wie Bauamtsleiter Moritz Reinhold auf Gampenrieders Frage in der Ausschusssitzung erklärte. Schuld sei auch die Bürokratie in Form von seit Jahren strenger werdenden arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben, die den großen Abstand zwischen Arbeiter und Verkehr vorschreibe. Oberbürgermeister Florian Hartmann schüttelte da nur noch den Kopf: „Wir schaffen‘s schon noch, dass am Ende niemand mehr irgendwo was baut...“

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