MD-Gelände: Jetzt doch Filetstücke zuerst
Der Investor soll das MD-Gelände nun doch vom Süden her bebauen dürfen – unter Bedingungen.
Seit Jahren klafft im Herzen der Großen Kreisstadt ein riesiges Loch: das frühere MD-Papierfabrikgelände. Der Investor, der aktuell unter dem Namen Quarterback Immobilien AG firmiert, will dort ein Wohn- und Gewerbegebiet bauen, das mit kulturellen und sozialen Nutzungen ein neues, schickes Stadtviertel bilden soll. Dessen Name, Mühlbachviertel, steht bereits fest. Was dem Investor aber auch nach Jahren der zähen Verhandlungen mit den Dachauer Stadtoberen noch fehlt: Baurecht.
Und hier scheint den Verantwortlichen bei Quarterback nun langsam die Geduld auszugehen. Während die Stadtverwaltung inklusive Oberbürgermeister Florian Hartmann dafür sogar Verständnis hat, werden einige Stadtratsvertreter – angeführt von Kai Kühnel (Bündnis für Dachau) – ihr Misstrauen gegenüber dem Investor einfach nicht los.
Diesem Misstrauen gegenüber der Quarterback AG und einer möglicherweise zu vertrauensseligen Stadtverwaltung war es auch geschuldet, dass Kühnel am Dienstag im Bau- und Planungsausschuss durchsetzte, ein Thema öffentlich zu behandeln, das nach dem Wunsch des Oberbürgermeisters eigentlich in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung gehört hätte.
Dabei ging es um die Anfrage der Quarterback-Planer, das riesige Gelände, wenn sie eines fernen Tages endlich Baurecht bekommen, vom Süden zu bebauen. Zur Erinnerung: Der Süden, wo sich der ehemalige Holzlagerplatz der Papierfabrik befunden hatte, ist das Filetstück des Geländes, der Norden mit seinen denkmalgeschützten Hallen sowie der lärmgeplagte Bahnrand im Osten eher die Stiefkinder. Aus Angst, dass die Stadt am Ende auf dem unattraktiven Teil des Areals sitzen bleibt, hatte man vor Jahren vereinbart, das MD-Gelände „vom Altstadt-Fuß her zu entwickeln“. Zumal damals, als diese Vereinbarung getroffen worden war, auch noch nicht abschließend untersucht war, wie sehr der nördliche Fabrik-Teil möglicherweise mit Altlasten kontaminiert ist.
Hartmann gab auch die Begründung von Quarterback für diesen Wunsch, der eigentlich immer ausgeschlossen war, wider: Die Entwicklung vom Altstadt-Fuß her ist aus Lärmschutzgründen gar nicht möglich: Das Immissionsschutzgesetz schreibt erst einen Baukörper im Osten vor, quasi als Lärmschutzriegel vor den Bahngleisen. Und auch im Norden kann Quarterback nicht wirklich loslegen, solange dort die neue Bahnunterführung sowie die geplante Bahnrandstraße nicht stehen. Da die Unterführung von der Deutschen Bahn gebaut werden soll, ist ein Realisierungsdatum ohnehin mehr als offen.
OB Hartmann betonte, diese Argumentation „ein Stück weit nachvollziehen zu können“. Quarterback wolle halt einfach „schauen, dass auch mal ein bissl Geld reinkommt“ – eben durch die vergleichsweise unkomplizierte Bebauung im Süden. Der Investor, dies lobte der OB ausdrücklich, sei bis jetzt immer kooperativ gewesen, sei mit der Altlastensanierung des Areals enorm in Vorleistung gegangen und habe ansonsten in vielerlei Hinsicht unter Beweis gestellt, „dass es Schlimmere am Markt gibt“. Klar, es würde „hart gerungen. Aber beide Seiten müssen auch bereit sein, über ihre Schatten zu springen“.
Für die Stadt würde dieser Sprung über den Schatten nun darin bestehen, dass man vertraglich vereinbart, dass Quarterback im Süden anfangen darf zu bauen – sofern im Norden des Geländes „gleichzeitig“ zumindest die Erschließungsarbeiten beginnen. Hartmanns Frage an den Ausschuss lautete daher: „Wollen wir uns darauf einlassen?“
Ja, sagte das Gros des Gremiums. Auch wenn etwa Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) erklärte, „vom Gefühl her lieber nein sagen“ zu wollen. Allerdings brauche die Stadt dringend Wohnungen, und: „Wenn wir uns nicht bewegen, haben wir Stillstand!“
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Kai Kühnel dagegen fand, dass Hartmann den MD-Investor in zu mildem Licht sieht. Quarterback stelle den alten Beschluss „auf den Kopf, ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich das gelesen habe“! Und die viel gelobte Altlastensanierung sei bitteschön doch keine Vorleistung gewesen, sondern gesetzlich vorgeschrieben.
Der OB hielt dagegen: Die Altlastensanierung sei „gut gelöst“ worden und „ein wichtiger Schritt“ gewesen. Überhaupt habe die Stadt bei dem Projekt „bisher das Beste raus geholt“ – siehe auch den Leitfaden zur Bebauung, der dem Investor klare gestalterische Vorschriften macht. Wenn man aber immer nur fordere, laufe man irgendwann Gefahr, dass der Investor das Interesse verliert. An Kühnel gerichtet meinte Hartmann: „Vielleicht wollen Sie das ja? Wir hier stehen aber in der Verantwortung. Und wir machen uns sehr wohl viele Gedanken!“
Das Machtwort saß. Die Stadtverwaltung wird nun eine Vereinbarung ausformulieren, die die Bebauung des MD-Geländes von Süden her ermöglicht – unter Bedingungen.