Video zeigt Artillerieangriff nahe UN-Stützpunkt im Libanon – Scharfe Kritik an Israel

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Auch 40 deutsche Blauhelm-Soldaten befinden sich in dem mehrfach von Israel beschossenen UN-Hauptquartier im Libanon. Ein Video dokumentiert einen Angriff.

Beirut – Nach dem israelischen Beschuss von Soldaten der UN-Friedenstruppe (Unifil) im Südlibanon während der israelischen Offensive gegen die Hisbollah-Miliz hat der UN-Sicherheitsrat „große Besorgnis“ geäußert. Der Vorsitz des UN-Sicherheitsrats, den derzeit die Schweiz innehat, erklärte: „Mehrere Friedenssoldaten wurden verletzt.“ Inzwischen ist ein Video von dem Angriff auf die UN-Blauhelme aufgetaucht. Darin zu sehen ist ein Artillerieangriff in der Nähe eines UN-Stützpunktes. In der Beschreibung steht, eine Granate hätten zwei UN-Blauhelme aus Sri Lanka verletzt.

Mehrere Unifil-Stellungen waren in den vergangenen Tagen unter Beschuss geraten, die Kämpfe zwischen Israel und dem Libanon entlang der „Blauen Linie“ dauern an. So wird die im Jahr 2000 von der UNO zwischen dem Libanon und Israel festgezogene Demarkationslinie genannt.

UN will im Libanon bleiben – Israel fordert Rückzug der Blauhelmsoldaten

Unterdessen erklärte der Leiter der UN-Friedensmissionen, Jean-Pierre Lacroix, dass Unifil trotz israelischer Rückzugsforderungen ihre Stellungen im Libanon halten werde. „Die Entscheidung wurde getroffen, dass die Unifil trotz der Aufforderungen der israelischen Streitkräfte, die Stellungen in der Nähe der Blauen Linie zu räumen, auf ihren Positionen bleiben wird“, gab Lacroix an. Diese Entscheidung gelte weiterhin und sei am Montag von UN-Generalsekretär António Guterres bestätigt worden.

Im eskalierenden Konflikt zwischen der israelischen Armee und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon gerät die dortige UN-Friedenstruppe verstärkt zwischen die Fronten. Fünf Blauhelmsoldaten wurden in den vergangenen Tagen bei den Auseinandersetzungen im Südlibanon verletzt, was international auf scharfe Kritik stieß.

Israelischer Panzer in Stellung von UN-Soldaten im Libanon eingedrungen

Am Sonntag warf die UN-Mission der israelischen Armee vor, mit Panzern in eine Stellung der Blauhelmsoldaten im Südlibanon eingedrungen zu sein. Die israelische Armee erklärte später, nach bisherigen Erkenntnissen habe einer ihrer Panzer versucht, verwundete Soldaten zu evakuieren, während er unter Beschuss gewesen sei. Dabei habe er sich „um mehrere Meter“ in einen Unifil-Stützpunkt zurückgezogen.

Auch UN-Blauhelme geraten bei der israelischen Offensive im Libanon unter Beschuss.
Die israelische Armee soll auch UN-Blauhelme im Libanon beschossen haben. © IMAGO/Ashley Chan

Biden und europäische Außenminister verurteilen Angriff von Israel auf UN-Soldaten

US-Präsident Joe Biden forderte die israelische Regierung auf, Angriffe auf Blauhelmsoldaten im Libanon zu stoppen. Ein UN-Sprecher in New York warnte: „Angriffe auf Friedenstruppen verstoßen gegen das Völkerrecht, einschließlich des humanitären Völkerrechts. Sie könnten ein Kriegsverbrechen darstellen.“

Auch vier europäische Außenminister fordern eine Stopp von Angriffen auf Unifil-Soldaten. Die Außenminister von Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien haben die Gefährdung von UN-Soldaten im Libanon durch die dortigen Kampfhandlungen zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah scharf verurteilt. Sie zeigten sich „tief besorgt über die jüngsten Angriffe auf die Unifil-Stützpunkte“.

Israels Premier Netanjahu fordert Abzug von Blauhelmen aus Kampfzone im Libanon

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat am Montag (14. Oktober) den sofortigen Abzug der UN-Beobachtermission aus der Kampfzone im Süden des Libanons gefordert. Netanjahu kündigte an, die Hisbollah weiterhin hart im ganzen Libanon zu bekämpfen.

Am Wochenende hatte das israelische Militär laut UN eine wichtige „Unifil-Logistikbewegung“ nahe dem libanesischen Grenzort Mais al-Dschabal gestoppt. Die Lieferung konnte demnach nicht abgeschlossen werden. Die Versorgung der eingebunkerten Blauhelme ist ein Rennen gegen die Zeit, bei dem die Unifil letztlich ohne lauten Knall gezwungen sein könnte, sich aus der Fläche zurückzuziehen.

Auch deutsche Bundeswehrsoldaten unter UN-Blauhelmen im Libanon

Die Unifil-Friedenstruppe ist seit 1978 im Libanon stationiert. Sie umfasst mehr als 10.000 Soldaten und Zivilkräfte, darunter auch Bundeswehrsoldaten. Seit der nach dem Libanon-Krieg von 2006 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution 1701 wurden die Aufgaben der Blauhelmtruppe deutlich erweitert. Die Resolution sieht unter anderem vor, dass lediglich Truppen der Unifil und der libanesischen Armee im Grenzgebiet zu Israel eingesetzt werden sollten. Die Hisbollah blieb ungeachtet dessen dort. (erpe/dpa/AFP)

Auch interessant

Kommentare