Spektakulärer Sieg: Bobteam Weilheim sorgte vor 60 Jahren in St. Moritz für Furore
Glaubt man den Einheimischen, wurde Weilheim auf der Hölle gebaut, weil hier selten Schnee liegt. Umso erstaunlicher ist da schon, dass vor 60 Jahren ein Weilheimer Bobteam in St. Moritz für einige Furore sorgte.
Weilheim – Die Abonnementen des Weilheimer Tagblatt erfuhren spätestens in der Wochenendausgabe vom 15./16. Februar 1964 – wenn sie es nicht durch die in solchen Fällen einsetzende Mundpropaganda schon wussten – dass den Weilheimer Bobfahrern Sepp Lautenbacher und Sepp Bosch in St. Moritz „bei bissig kaltem Wetter und ausgezeichneten Bahnverhältnissen“ ein Überraschungserfolg gelungen war.
Souverän hatten sie vor allem im zweiten Lauf den Titelverteidiger und Olympiasechsten Franz Wörmann vom SC Riessersee auf den zweiten Platz verwiesen. Nach dem Sieg bei der internationalen Meisterschaft von Österreich auf der Olympiabahn im tirolerischen Igls war der Gewinn der deutschen Meisterschaft im Zweierbob der zweite Erfolg des Duos im Winter 1963/64.
Schon am Vortag sehr erfolgreich
Doch damit nicht genug, denn das Tagblatt wusste im Bericht über den stürmischen Empfang des Siegerduos auf dem Weilheimer Marienplatz außerdem zu berichten: „Schon am Vortag der Meisterschaftsläufe gab es für unser Weilheimer Team eine handfeste Überraschung. Es schlug bei einem internationalen Zweierbobrennen, bei dem 34 Bobs am Start waren, sogar den englischen Zweierbob Nash/Dixon, der in Innsbruck die Goldmedaille gewann. Auch hier holte sich der Weilheimer Bob vor der in- und ausländischen Bobelite den Sieg.“
19 Kurven mussten die 14 teilnehmenden deutschen Zweierbobs auf der 1800 Meter langen, landschaftlich herrlich eingebetteten Bahn, deren Höhenunterschied zwischen Start und Ziel 180 Meter beträgt, nehmen. „Schon im ersten Durchgang fuhren die Weilheimer Lautenbacher/Bosch die beste Zeit mit 1:19,01 Min.“, war doch die Bahn „durch den Frost sehr hart und dadurch auch sehr schnell.“
„Wie ein Pfeil durch die spiegelglatte Bahn“
Wörmann lag mit mehr als einer Sekunde plus schon fast aussichtslos im Rückstand. Daher „setzten Lautenbacher und Bosch im zweiten und zugleich letzten Durchgang alles auf eine Karte. Nach einem rasanten Start raste der Weilheimer Zweierbob wie ein Pfeil durch die spiegelglatte Bahn, passierte dann mit einer Spitzengeschwindigkeit von ca. 130 Stundenkilometer die gefürchtete Hornschuhkurve, nahm diese in halber Höhe sehr elegant und mit äußerster Konzentration lenkte Lautenbacher den Weilheimer Podarschlitten dem sicheren Sieg entgegen. Als der Lautsprecher am Ziel die unglaublich schnelle Zeit von 1:17,84 verkündete, war das Rennen für unsere überglücklichen Weilheimer Bobfahrer gelaufen.“
Den Heimatverein, den beim TSV angesiedelten Weilheimer Bobclub, verständigte man sofort telefonisch vom grandiosen Erfolg. Da das Siegerduo bereits am Samstag, den 15. Februar zurückkehrte, hatte man alle Hände voll zu tun, um sie auch gebührend zu empfangen. Unter flotter Marschmusik, dargeboten von der Weilheimer Stadtkapelle, schwenkte Punkt 12 Uhr „der Wagen auf den Marienplatz ein, wo die im Auto stehende Siegermannschaft von der jubelnden Menge herzlich begrüßt wurde“.
Bürgermeister Johann Bauer als Gratulant
Als erster gratulierte Bürgermeister Johann Bauer und hob hervor, dass der Bobclub trotz seines erst dreijährigen Bestehens bereits große Erfolge, wie etwa den 1963 errungenen 3. Platz bei der bayerischen Meisterschaft, verbuchen konnte. Und er setzte hinzu, dass die Stadt als besondere Anerkennung für den Sieg „die Kosten für den notwendigen Kauf einer neuen „Bobkufengarnitur“ übernehme. „Unter großem Beifall wurde dieses Geschenk der Stadt von den vielen Anwesenden freudig akzeptiert.“ Dieses Geschenk war umso willkommener, da man die bisherigen Auslagen, darunter den Kauf des im gebrauchten Zustand vom Bobclub Riessersee erworbenen und nun zum Titel führenden Bob, aus eigener Tasche bestritten hatte. Welch bewundernswerter Enthusiasmus, den die Sportler damals doch an den Tag legten! Dr. Joachim Heberlein
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