Italien-Urlauber sollen zahlen: Gemeinde an Alpen-See will Eintrittsgeld – Brandbrief nennt Details

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Italien kämpft gegen den Massen-Tourismus. Eine Urlauber-Perle an einem Alpen-See will jetzt eine neue Gebühr verlangen. Der Bürgermeister erklärt Details.

Como – Varenna am Comer See hat einen umstrittenen Plan vorgelegt, um den Massentourismus einzudämmen: Tagestouristen sollen künftig eine Landegebühr von 5 Euro zahlen. Der Bürgermeister der bei deutschen Urlaubern beliebten Gemeinde hat dazu einen Antrag beim italienischen Wirtschaftsministerium gestellt.

„Es ist nicht gerecht, nur die Übernachtungsgäste zu belasten“, begründet Bürgermeister Mauro Manzoni den Vorstoß in einem aktuellen Brandbrief an Italiens Tourismusministerium. Die Gebühr soll helfen, die „Massen an Touristen“ zu regulieren und die Kosten für Infrastruktur und Müllentsorgung auf mehr Schultern zu verteilen, berichtet der Corriere über die aktuelle Lage.

Italien-Urlauber sollen für Besuch von Ort an Alpen-See bezahlen: Brandbrief an Ministerium

Hintergrund sind die wachsenden Probleme durch den Massentourismus am Comer See. An Spitzentagen drängen sich Hunderte Besucher durch die engen Gassen Varennas. Auch viele Deutsche besuchen die malerische Küste bei ihrem Urlaub in Italien. „Die meisten Tagestouristen kommen mit Lunchpaketen, essen ihr Sandwich auf den Kirchenstufen und gehen wieder, ohne etwas zu konsumieren“, klagt Severino Beri, Präsident des Hotellerieverbands Federalberghi Lecco. Der Massenandrang führe auch dazu, dass Übernachtungsgäste nicht wieder kommen würden.

Erschwerend kommt in Varenna aktuell hinzu, dass die Bahnstrecke von Lecco nach Tirano bis zum 14. September wegen Bauarbeiten für die Olympischen Winterspiele 2026 in Italien gesperrt ist. Dies verschärft die Verkehrsprobleme in der Region zusätzlich.

Varenna wäre allerdings nicht der erste Ort am Comer See, der es Venedig gleichtut und ein Eintrittsgeld verlangt. Das Dorf Corenno Plinio am Comer See hatte schon 2022 aus ähnlichen Gründen eine Eintrittsgebühr von drei Euro eingeführt.

Italien-Urlauber sollen zahlen: Varenna am Comer See will Eintrittsgeld verlangen. © IMAGO/Zoonar.com/Juergen Wiesler

Der Vorschlag sieht vor, dass jeder Tagesbesucher 5 Euro beim Betreten des italienischen Ortes zahlt. „Man könnte den Betrag beim Essen oder Einkaufen anrechnen“, schlägt Beri vor. Die Einnahmen sollen in bessere Dienstleistungen und Organisation fließen.

Urlauber-Perle in Italiens Alpen will Eintrittsgeld – ziehen Nachbargemeinden mit?

Andere Gemeinden in der Region unterstützen die Initiative. Der Bürgermeister von Bellagio, Angelo Barindelli, begrüßt den Vorstoß ausdrücklich. Auch die Nachbarorte Menaggio und Tremezzina könnten sich dem Modell anschließen.

Detail-Infos zu Varenna

Varenna liegt am Ostufer des Comer Sees. Die Gemeinde und das Dorf mit knapp 700 Einwohnern liegt in der italienischen Region Lobardei - Provinz Lecco. Der Ort liegt an der EIsenbahnlinie von Mailand nach Sondrio, Tirano oder Chiavenna. Zudem verbindet eine Autofähre das Dorf mit Cadenabbia und Menaggio am Westufer sowie mit Bellagio. Daneben gibt es Bootsverbindungen zu anderen Orten am Comer See.

Die rechtliche Umsetzung stellt jedoch eine Herausforderung dar. Bislang ist eine Landegebühr in Italien nur für Inseln vorgesehen. „Varenna hat zu viele Zugangspunkte, um den Vorschlag praktikabel zu machen“, gibt Carlo Signorelli, Stadtrat von Perledo, zu bedenken.

Für deutsche Italienurlauber könnte die geplante Gebühr spürbare Auswirkungen haben. Der Comer See ist ein beliebtes Reiseziel, besonders für Tagesausflüge von anderen oberitalienischen Seen. Sollte sich das Modell durchsetzen, könnten andere überlaufene Touristenorte nachziehen.

Italien im Urlauber-Chaos: Immer mehr Orte greifen durch – auch Österreich überlegt

Die Debatte um Varenna zeigt exemplarisch die wachsenden Herausforderungen durch den Massentourismus. Immer mehr beliebte Reiseziele suchen nach Wegen, Besucherströme zu regulieren und negative Folgen für Anwohner zu begrenzen. Venedig führt 2025 eine ähnliche Gebühr ein, auch Hallstatt in Österreich erwägt Maßnahmen. Auch ein Gardasee-Ort führte zuletzt eine neue Regel ein.

Ob die 5-Euro-Gebühr in Varenna Realität wird, hängt nun von der Entscheidung des italienischen Wirtschaftsministeriums ab. Für Urlauber am Comer See heißt es vorerst: Abwarten und die Entwicklung im Auge behalten.

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