„Wir wollen, dass sie Angst haben“: Aktivisten in Urlaubshochburg gehen auf Touristen los

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In vielen spanischen Orten fühlen sich Einheimische vom Massentourismus erdrückt. Demonstrierende in Barcelona haben genug vom friedlichen Protest.

Barcelona – Mehr als tausend Demonstrierende haben am Wochenende (14./15. Juni) in Barcelona erneut ihre Wut über die wachsenden Touristenmassen in Spanien zum Ausdruck gebracht. Viele Teilnehmer griffen dabei auf eine ungewöhnliche Methode zurück: Als sie durch die Innenstadt der beliebten Urlaubsmetropole marschierten, waren die Aktivisten mit Wasserpistolen ausgestattet und besprühten Urlauber sowie touristische Gebäude.

Spanien ist nach Frankreich das zweitbegehrteste Urlaubsziel der Welt. Die Zahl der Touristen wächst von Jahr zu Jahr, bereits im ersten Quartal diesen Jahres stellte das Land einen Besucherrekord auf. Von Januar bis März 2025 kamen 17,1 Millionen internationale Gäste nach Spanien und damit 5,7 Prozent mehr als im selben Quartal vergangenen Jahres.

Demonstranten auf einer Straße in Barcelona, sie halten Plakate und Wasserpistolen in die Höhe
Viele Einheimische haben genug vom Massentourismus in Spanien. In Barcelona sollten am Sonntag (15. Juni) Touristen mit Wasserpistolen abgeschreckt werden. © IMAGO/Davide Bonaldo / SOPA Images

Proteste in Barcelona: „Wir wollen, dass die Touristen ein gewisses Maß an Angst vor der Situation haben“

Auch wenn der Tourismus Geld ins Land bringt, fühlen sich viele Anwohner zunehmend von den Massen erdrückt. Man sei grundsätzlich nicht gegen Touristen, betonten mehrere Protestierende aus Barcelona zuletzt im Gespräch mit El País. Man fordere aber Grenzen, um ein gesundes Gleichgewicht zwischen Touristen und Einheimischen zu ermöglichen. Eines der größten Probleme an spanischen Urlaubsorten sei inzwischen mangelnder Wohnraum, aber auch hohe Lebensunterhaltskosten sowie überfüllte Städte und Strände werden beklagt.

Um die wachsende Wut deutlich zu machen, gehen in Barcelona viele Demonstranten inzwischen über den verbalen Protest hinaus. Auf einem im Mai abgehaltenen Gipfeltreffen in der Stadt gab die Demonstrantin Elena Boschi den anwesenden Medienvertretern eine scharfe Erklärung ab. „Wir wollen, dass die Touristen ein gewisses Maß an Angst vor der Situation haben: keine Angst, keine Veränderung“, wurde die Aktivistin unter anderem von Euronews zitiert.

Ein Demonstrant hält während einer Demonstration gegen Massentourismus in Barcelona eine Wasserpistole in der Hand und zielt.
Neben Wasserpistolen kamen in Barcelona auch Rauchfackeln zum Einsatz. © IMAGO/Davide Bonaldo / SOPA Images

Spanien ächzt unter zunehmendem Massentourismus: Aktivisten werden immer radikaler

Erst im Mai hatte eine Gruppe Aktivisten einen Touristenbus in der Stadt umzingelt und die Weiterfahrt blockiert. Ein riesiges Plakat auf der Windschutzscheibe sollte auf den anstehenden Protest am 15. Juni aufmerksam machen. Als die Demonstration am Wochenende stattfand, wurden Wasserpistolen an die Teilnehmer verteilt. Laut spanischen Medienberichten bespritzten sie damit unter anderem unerwünschte Urlauber und teure Geschäfte. Auf Fotos der Demonstrationen waren zudem Rauchfackeln in der Innenstadt zu sehen.

Neben Barcelona kam es am Wochenende auch in zahlreichen anderen spanischen Urlaubsorten zu Protesten, unter anderem auf der beliebten Insel Mallorca. Dort sollen nach Polizeischätzungen rund 8000 Menschen auf die Straße gegangen sein. In Barcelona sprach die Polizei von schätzungsweise 600 Teilnehmern, laut den Veranstaltern seien es sogar mehr als 1000 Demonstrierende gewesen. (no/dpa)

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