Endress + Hauser: Umsatzrekord in schwierigen Zeiten
Trotz eines Rekordumsatzes blickt Endress + Hauser mit Sorgen in die Zukunft. Wo der Schuh drückt, darüber informierte sich der Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke.
Nesselwang – Mit einem Umsatzplus von 20 Prozent war 2023 das bislang erfolgreichste Jahr für den Geschäftsbereich Temperatur und Systemprodukte bei Endress + Hauser. Das berichteten jetzt Geschäftsführer Harald Hertweck und Ralph Uphaus, Mitglied der Geschäftsleitung für die Bereiche Personalwesen und Finanzen/Controlling, dem Allgäuer CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke bei dessen Firmenbesuch in Nesselwang. Neben der aktuellen Geschäftsentwicklung des Unternehmens drehte sich das Gespräch vor allem um die Themen wie der Fachkräftemangel, Standortsicherung, globales Handeln sowie der aktuell entstehende Neubau am Standort Nesselwang. Hier soll, wie bereits mehrfach im Kreisboten berichtet, ab Herbst das neue Produkt- und Innovationszentrum seinen Betrieb aufnehmen.
Endress + Hauser Temperature + System Products ist ein weltweit führender Hersteller von Temperaturmessgeräten und Systemprodukten. Mit über 760 Mitarbeitern weltweit, darunter mehr als 470 am Stammsitz in Nesselwang, bietet das Unternehmen lokalisierte Produktion und Dienstleistungen durch Divisionen in Pessano (Italien), Greenwood (USA), Suzhou (China) und Aurangabad (Indien) an.
Wertschöpfung vor Ort
Wie Hertweck und Uphaus berichteten, war das vergangene Jahr das bislang beste Jahr für den Geschäftsbereich Temperatur und Systemprodukte mit einer Umsatzsteigerung von nahezu 20 Prozent. Insgesamt sei die Endress+Hauser Unternehmensgruppe sehr breit aufgestellt und bediene eine ganze Reihe von Branchen, darunter Chemie, Energie und Kraftwerke, Grundstoffe, Metalle & Bergbau, Lebensmittel, Life Sciences, Öl und Gas sowie Wasser und Abwasser. Darin sei auch der Umsatzrekord des vergangenen Jahres begründet. Insgesamt sei festzustellen, dass sich der Weltmarkt immer mehr schließe. Es werden mehr Handelszölle erhoben und es müssten immer mehr lokale Bedingungen erfüllt werden, um die eigenen Produkte und Dienstleistungen in anderen Ländern zu produzieren oder auch importieren zu können. „Nur wenn wir global agieren, können wir auch den Standort in Nesselwang weiter sichern und ausbauen“, stellte Hertweck klar.
Gleichzeitig müsse das Unternehmen an den Hauptmärkten rund um den Globus präsent sein. So habe man vor zwölf Jahren auch einen Standort in Indien gegründet. „80 bis 90 Prozent der Produkte, die wir dort verkaufen, produzieren wir lokal“, berichtete der Geschäftsführer. Gleiches gelte für die USA, China und zukünftig auch für die Middle East Region. Vor rund fünf Jahren habe sich die Situation dahingehend verschoben, dass die Länder großen Wert darauf legen, dass Know-How im Land entsteht und die Wertschöpfung vor Ort bleibe. Dem habe die Unternehmensgruppe Rechnung getragen.
Immer ein Stück weiter
Der Standort in Nesselwang lebe von den globalen Strategien der Gruppe. Hier habe man Kernkompetenzen definiert, vor allem im Bereich der Elektronik und der Sensortechnologie. In Sachen Innovation sei man hier immer ein Stück weiter als vergleichbare Unternehmen in China oder den USA. Dies führe zu einer Sogwirkung in Richtung ausländischer Märkte, die einen Teil des Erfolgs der Unternehmensgruppe ausmachten.
Eine der größten aktuellen Herausforderungen bleibe der Fachkräftemangel. Hier sei auch die Politik in den nächsten Jahren extrem gefordert. Schulabgänger ohne Abschluss beispielsweise stellten ein „großes Potential dar, das brach liegt. Wenn es der Landespolitik gelingt, hier mit entsprechenden Programmen gegenzusteuern, wäre es wieder einfacher junge Leute in Ausbildung und in geregelte Arbeit zu bekommen“, waren sich die Gesprächspartner einig. Insgesamt habe man bei den Arbeitnehmern im Unternehmen quer durch alle Ebenen festgestellt, dass das Thema Freizeit sehr an Bedeutung gewinne. Weniger Wochenstunden, mehr Homeoffice stünden bei Einstellungsgesprächen ganz oben auf der Wunschliste.
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Der Neubau des Produkt- und Innovationszentrum sei aktuell komplett im Zeitplan, teilten Hertweck und Uphaus mit. Das Unternehmen investiert rund 16,6 Millionen Euro in dieses neue Gebäude, das heuer im vierten Quartal bezugsfertig sein wird und in dem 150 neue Arbeitsplätze entstehen sollen. Großer Wert werde beim Bau das innovative Energiekonzept gelegt, das mit 40 Energiesonden und einer Photovoltaik-Anlage die CO²-Neutralität des Gebäudes gewährleistet. Neben Büroräumen wird hier auch ein neues Betriebsrestaurant mit Terrasse und unverbaubarem Blick auf das Bergpanorama Platz finden.