Flüchtlingshilfe in Wertach: Von anfänglich 50 Helfern sind vier geblieben
So sieht es derzeit in der Wertacher Flüchtlingshilfe aus: Ein festes Team aus vier Leuten kümmert sich um die rund 70 Migranten im Ort. Früher waren es 50 Helfer.
Wertach – Seit 2015 engagieren sich vier Ruheständler in Wertach in der Flüchtlingshilfe. Sie betreuen zur Zeit etwa 70 Flüchtlinge, die in zwei Unterkünften leben, teils seit etlichen Jahren, teils vorübergehend. Es sind Familien und Einzelpersonen aus Afghanistan, Iran, Irak sowie verschiedenen afrikanischen Ländern.
Wie in anderen Orten auch, war die Hilfsbereitschaft in der ersten Zeit nach 2015 groß. Etwa 50 Wertacher unterstützten die Ankömmlinge in vielen Belangen. Mit der Zeit ließ dieses Engagement aus vielfältigen Gründen bei den meisten aber nach.
Gottfried Metzger, einer der vier Macher der Wertacher Flüchtlingshilfe, sieht das jedoch nicht unbedingt als Problem an. In ihrem kleinen Helferteam sei die Abstimmung untereinander einfacher als in einer großen Helfergruppe, erklärt er. Jeder der vier hat sein eigenes Aufgabengebiet: Unterstützung bei schulischen Angelegenheiten, im Umgang mit Behörden, und bei der Suche nach Arbeit oder Hilfestellung bei medizinischen Belangen.
Regelmäßige Teamtreffen zur Koordination und zur Besprechung von besonderen Problemfällen sowie die Nutzung moderner Medien stellen zudem ein effizientes und koordiniertes Arbeiten sicher und halten als Nebeneffekt die Pensionäre medientechnisch fit.
Hohe Akzeptanz
Der enge persönliche Kontakt zu den Flüchtlingen, so Metzger, sei ein weiterer wichtiger Faktor. Dieser helfe auch, viele Probleme frühzeitig zu erkennen und anzugehen, bevor diese in der Wohngemeinde zu Unmut oder Problemen führen könnten. In Wertach sei deshalb die Akzeptanz der Flüchtlinge hoch.
Immer wieder gelingt es den Helfern auch, Flüchtlingen Arbeitsstellen zu vermitteln. So arbeiten zwei erwachsene Töchter einer Familie, die seit acht Jahren im Ort sind und mit fünf Erwachsenen in zwei Zimmern wohnen, bei Feneberg und die Tochter einer anderen Familie bei Netto. Eine Arbeitsstelle am Wohnort sei für die Menschen optimal, da der Transport zu Arbeitsstellen in anderen Gemeinden wegen des dünnen ÖPNV ein großes praktisches Problem darstelle.
Einige Gastronomen in Oberjoch suchen händeringend Personal, weswegen bereits diskutiert wurde, ob die potentiellen Arbeitgeber nicht eigene Transporte für Mitarbeiter organisieren können. Insgesamt seien viele heimische Arbeitgeber willens, Flüchtlinge zu beschäftigen. Insbesondere in Handel und Gastronomie funktioniere das gut, berichtet Metzger.
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Zu viel Bürokratie
Weniger gut verliefen die bisherigen Versuche, die Migranten in Handwerksbetrieben unterzubringen. Dort seien die Anforderungen an die neuen Mitarbeiter gerade in der Anfangsphase oft zu hoch.
Neben dem öffentlichen Nahverkehr sei vor allem die Bürokratie eine große Herausforderung – nicht nur für die Flüchtlinge, sondern auch für die Helfer. Umständliche Prozesse, komplizierte Amtsschreiben oder genervte Mitarbeiter von Behörden machten die Arbeit oft aufwendiger als nötig, so Metzger.
Persönliche Kontakte zu Behördenmitarbeitern, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben, seien wichtig, um die bürokratischen Hürden zu nehmen. Im Laufe der Jahre haben sich alle Mitglieder der Flüchtlingshilfe viel Wissen über die behördlichen Prozesse angeeignet. Dennoch stünden auch sie immer wieder vor großen Herausforderungen.
Kommen neue Migranten in die Gemeinde, schaltet die Verwaltung die Flüchtlingshilfe ein. Die von den Helfern geleistete Unterstützung könnte von den Mitarbeitern der Gemeinde gar nicht geleistet werden, sagt Gottfried Metzger. Zumal die Kommunen durch den permanenten Zuzug an ihre Grenzen stoßen. Es werde immer schwieriger Wohnraum, Schul- und Kindergartenplätze und vieles mehr zu organisieren.
Da viele einheimische Bürger die gleichen Probleme haben, lasse auch die Solidarität mit Flüchtlingen in der Bevölkerung nach. Aufgeben wollen die Helfer aber nicht, auch wenn Metzger eine Begrenzung der Migration nach Deutschland für erforderlich hält. „Man kann nicht aufhören zu helfen, man kann die Leute nicht alleine lassen.“