Linde setzt auf Roboter: Pilotprojekt eröffnet
Mit Automatisierung und Digitalisierung macht Linde die Produktion von Spezialgasen schneller, präziser und effektiver. Am Mittwoch hat der Konzern sein automatisiertes Werk in Unterschleißheim eröffnet.
Unterschleißheim – Langsam fährt ein zwei Meter langer führerloser Wagen durch die Werkshalle zu einer Gasflasche. Ein Greifer packt das schwere Gefäß und legt es vorsichtig auf eine schlittenähnliche Ladefläche. Dann biegt der Automat im großen Bogen ab und transportiert die Flasche zum nächsten Produktionsstandort. Sieben dieser Roboter rollen durch das Werk an der Carl-von-Linde-Straße.
500 Mitarbeiter stellen Spezialgase her in Gemischen aus Hunderten Komponenten in unzähligen Variationen
Seit 1959 ist Linde in Unterschleißheim ansässig – und das Unternehmen ist immer weitergewachsen. 500 Mitarbeiter stellen Spezialgase her in Gemischen aus Hunderten Komponenten in unzähligen Variationen. Kunden wie Osram, Intel, BMW, die Carl-Zeiss AG, die Fraunhofergesellschaft oder die TU München sind nur ein paar der Auftraggeber, an die Linde in 40 Länder weltweit liefert.
Zwei Jahre an Automatisierung des Werks gearbeitet
Zwei Jahre hat Linde an der Automatisierung des Werks gearbeitet und mit dem „Smaragd“, wie die Mitarbeiter das Projekt in Anlehnung an den grünen Edelstein nannten, das erhoffte Ziel erreicht: „Die Arbeitsprozesse werden schneller, präziser und effektiver, Liefertermine besser kalkulierbar und die Zufriedenheit der Kunden wird weiter erhöht“, sagt Projektleiterin Tina Olbrich: „Ein solches automatisiertes System, speziell auf Spezialgase zugeschnitten, ist einzig auf der Welt. 20 Millionen Euro hat Linde investiert, um die Voraussetzungen für Wachstum zu schaffen.“

Im Zentrum steht ein Softwaresystem, das wie der Dirigent eines Orchesters alle Teilprozesse koordiniert und auf Bildschirmen sichtbar macht: von der Entleerung der Gasflaschen, über Reinigung, Befüllung und Lagerung bis zur Übergabe an den Kunden.
Gase für Chemie-, Lebensmittel-, Medizin- oder Elektronikindustrie
Das Spezialgase-Werk, zu dem auf dem weitläufigen Gelände mehrere Hallen gehören, sei weniger eine Fabrik als vielmehr eine Manufaktur, erklärt Tina Olbrich: „Wir produzieren kundenindividuell. Jeder Auftrag ist anders.“ Maximale bis minimale Mengen von Spezialgasen, wie beispielsweise Neon, Krypton oder Xenon, werden gemessen und abgefüllt. Linde beliefert mit seinen Spezialgasen Märkte wie die Chemie-, Lebensmittel-, Medizin- oder Elektronikindustrie.
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„Gentry“-Automat erkennt Barcode an jeder einzelnen Gasflasche
Beim Rundgang über das Gelände erleben die Gäste dann in einer Lagerhalle die dritte Säule der Automatisierung: Ein langer Bügel fährt surrend an der Decke entlang und organisiert völlig autark das Ein- und Ausladen von Gasflaschen, von denen über 4000 Stück eng nebeneinander stehen. Der „Gentry“-Automat erkennt den Barcode an jeder einzelnen Gasflasche, hebt sie auf und versetzt sie, je nach Inhalt und Auftrag. So wird Lagerkapazität optimal genutzt.
Ohne Linde gibt es keine Energiewende
Wo sonst in der Anlieferzone des Werks geschäftiges Treiben herrscht, betont bei der Eröffnungsfeier Stefano Innocenzi, Business-Präsident für West-Europa, die Bedeutung des Standorts – „ohne Unterschleißheim gibt es keine Halbleiter“ – aber auch die Bedeutung der Produktion von grünem und blauen Wasserstoff am Linde-Standort in Pullach mit über 1000 Mitarbeitern: „Ohne Linde gibt es keine Energiewende.“

Automatisierung und Digitalisierung in Unterschleißheim unter laufendem Betrieb realisiert
Dankbar ist er für das Know-How der Beschäftigten und stolz besonders darauf, dass die Automatisierung und Digitalisierung in Unterschleißheim unter laufendem Betrieb realisiert wurde, „wie eine Operation am offenen Herzen“, während gleichzeitig Kunden in ganz Europa auf die Produkte gewartet hätten. Von Durststrecken war gestern keine Rede mehr. Zwischenzeitlich hatte Linde aufgrund der Sanktionen gegen Russland gelitten: Aufträge brachen weg, Personal wurde abgebaut. Das Tal sei durchschritten. „Wir suchen händeringend Fachkräfte“, sagt Tina Olbrich.
Staatsminister Herrmann: „Geben Sie weiter Gas, von Spezialgas bis Vollgas.“
Als Vertreter der bayerischen Staatsregierung lobt Florian Herrmann (CSU) die Investition von 20 Millionen Euro als „klares Bekenntnis zum Standort Bayern“. Er dankte dem Konzern für seine Innovation: „Linde ist ein zentraler Player. Geben Sie weiter Gas, von Spezialgas bis Vollgas.“