Wie soll sich die Gemeinde Peiting in den nächsten Jahren entwickeln? Wo besteht Handlungsbedarf? Antworten auf diese und weitere Fragen soll das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept liefern. Im Gemeinderat wurde nun der aktuelle Stand vorgestellt.
Peiting – Vor über einem Jahr war der Startschuss für die Fortschreibung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) gefallen. Seitdem sei man einen großen Schritt weitergekommen, sagte Vanessa Dörges von der Städtebaumanufaktur, die mit BHSF Architekten GmbH den Auftrag bekommen hatte.
Tatsächlich ist in den vergangenen Monaten viel passiert. Auf eine Bestandsaufnahme und Analyse der Ist-Situation folgten mehrere Aktionen, bei denen sich die Bürger einbringen konnten. Dörges erinnerte an die Mitmach-Ausstellung samt Postkarten-Aktion, den Info-Stand und den Bürgerspaziergang. Zuletzt fühlte man bei einem Jugend-Workshop der jungen Generation auf den Zahn. All die gesammelten Erkenntnisse nutzten die Planer, um daraus Entwicklungsziele für die Marktgemeinde zu formulieren, die Dörges nun dem Gemeinderat vorstellte.
Vor allem entlang der Peitnach gibt es nach Ansicht der Experten viel Potenzial. Dort ließe sich die vorhandene Qualität stärken, indem ein vielfältiges, erlebbares Landschaftsband mit „grünen Lupenräumen“ entwickelt werde, das neben verbesserten Aufenthaltsqualitäten auch einen wichtigen klimatischen Beitrag sowie eine Verbesserung der Biodiversität leisten könne. Gleichzeitig müssten die hochwertigen Waldlandschaften gesichert und die Vernetzung mit dem Kernort verbessert werden. Die Agrarkorridore, also jene Flächen, auf denen Landwirtschaft betrieben wird, sollen dabei erhalten bleiben, um den ländlichen Charakter zu wahren.
Ohne Neuversiegelung werde es auch in Zukunft nicht gehen, sagte Dörges. Wo nachverdichtet werde, müssten jedoch auch Grün- und Freiflächen gleichwertig mitberücksichtigt werden. Ein sparsamer Umgang mit Grund und Boden sei bei neu ausgewiesenen Wohnbauflächen wichtig. Gleichzeitig sollen auch bestehende Gewerbestandorte weiterentwickelt werden – immer unter der Prämisse, dass auf eine ortsbildverträgliche und nachhaltige Gestaltung geachtet wird.
Ein zentrales Ziel müsse es sein, das Ortszentrum deutlich zu stärken, sagte Dörges. Dort seien noch kleine Läden vorhanden – ein großer Pluspunkt für die Gemeinde.
Dringenden Nachholbedarf in Sachen Versorgung gibt es dagegen im Bereich des Bahnhofs Ost. Dies müsse bei der Entwicklung des Bahnhofsumfelds berücksichtigt werden, so die Planerin. Ein „Dienstleistungs- und Versorgungskorridor“ entlang der Bahnhofstraße soll beide Räume verbinden und so langfristig das Zentrum stärken.
Das Thema Verkehr sorgt auch in Peiting immer wieder für Diskussionen. Wenig überraschend ist die Erkenntnis, dass das Fuß- und Radwegenetz ausgebaut werden muss. Gleichzeitig müsse man das Verkehrsnetz aber für alle Teilnehmer stärken, betonte Dörges. Knotenpunkte wie die Bahnhöfe gelte es ebenso weiterzuentwickeln wie das ÖPNV-Angebot, wobei die Gemeinde mit dem Peitingmobil und Carsharing bereits richtige Ansätze verfolge.
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Auch für das künftige Sanierungsgebiet, das sich über das Ortszentrum bis nach Peiting-Ost erstreckt, seien konkrete Ziele wichtig, um Fördergelder zu sichern und Privatbesitzer zu unterstützen, betonte Dörges.
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Als Beispiele nannte sie unter anderen die Sicherung des historischen Ortskerns, die Aufwertung zentraler Grünflächen und öffentlicher Räume ebenso wie die energetische Sanierung oder die Aufwertung der zentralen Gewässer im Ort.
Letzteres rief Michael Deibler (CSU) auf den Plan. Ob es hier bereits Überlegungen für konkrete Projekte für die Peitnach gebe, wollte er wissen. Dies sei der nächste Schritt, sagte Dörges. Im September werde man mit dem Gemeinderat erarbeiten, wie sich die formulierten Ziele in konkreten Maßnahmen und Projekten umsetzen ließen, blickte sie voraus.
Leerstände im Ort erfassen
Aus dem Gremium gab es viel Lob für die Vorstellung der Planerin. „Es ist ein komplexes Thema, aber wir sind auf einem guten Weg“, sagte Alfred Jocher (Unabhängige), der sich wünschte, dass im Zuge des weiteren Verfahrens auch die Leerstände im Ort erfasst werden. „Die werden leider eher mehr als weniger“, so Jocher. Als konkrete Beispiele nannte er etwa das Kino, den Weilheimer Hof und das Schaumberger-Areal.
„Leider sind die Eigentümer nicht drauf aus, dass hier was passiert“, sagt Bürgermeister Peter Ostenrieder. Als Gemeinde habe man nur wenig Hebel. Um zu verhindern, dass weitere Geschäfte verschwinden, seien auch die Bürger gefordert, betonte Herbert Salzmann (SPD). Nur wenn die Bevölkerung auch im Ort einkaufe, hätten die Läden eine Zukunft. „Sonst werden sie nicht bleiben.“ Dem pflichtete auch Nobert Merk (CSU) bei. Hier sei ein Wandel in der Gesellschaft notwendig.
Einstimmig segnete der Peitinger Gemeinderat die vorgestellten Entwicklungsziele am Ende der Sitzung ab.