Böse Folgen nach Pleite - Görtz-Insolvenz! Jetzt sind die Gehälter der Mitarbeiter in Gefahr

Nach der neuerlichen Insolvenz des Hamburger Schuhhändlers Görtz sind jetzt die Löhne der Beschäftigten in akuter Gefahr. 

„Unsere Feststellung nach vier Tagen intensiver Prüfung ist eindeutig: Die Lage ist kritisch“, sagte Insolvenzverwalter Gideon Böhm im Anschluss an eine Betriebsversammlung der rund 400 Beschäftigten der Görtz Retail GmbH. Anwesende Mitarbeiter bestätigen auf Anfrage von FOCUS online ein „sehr angespanntes Treffen“. 

Das Amtsgericht Hamburg hatte das zweite Insolvenzverfahren in Folge eingeleitet. 

Sanierungskonzept in der Kritik

Das im Zuge der ersten Insolvenz im Jahr 2023 entwickelte Sanierungskonzept scheint nicht wie geplant umgesetzt worden zu sein. Nach Angaben des Insolvenzverwalters Gideon Böhm von der Hamburger Kanzlei Münzel & Böhm hat die österreichische Investorin CK Technology Solutions GmbH lediglich 500.000 Euro der zugesagten 1,8 Millionen Euro gezahlt.

Der restliche Betrag von 1,3 Millionen Euro wurde stattdessen mit angeblichen Gegenforderungen verrechnet. Diese umstrittene Verrechnung ist bereits seit Mai 2024 Gegenstand eines Verfahrens vor dem Landgericht Hamburg.

Brisant: Beschäftigten droht finanzielle Notlage

Ein besonders bitteres Szenario droht den Mitarbeitenden: Sollte die Bundesagentur für Arbeit bei ihrer Einschätzung bleiben, dass die erste Insolvenz nie vollständig abgeschlossen wurde, könnte kein weiteres Insolvenzgeld gezahlt werden

Das würde bedeuten, dass die Beschäftigten vorerst auf ihre Gehälter verzichten müssten. Insolvenzverwalter Böhm betonte jedoch, dass diese Auffassung derzeit von Arbeitsrechtlern geprüft werde und gegebenenfalls juristisch angefochten werden könnte. Für die Beschäftigten bahnen sich nun Wochen der Unsicherheit an. 

Görtz: Schrumpfkurs seit der ersten Insolvenz

Im Zuge der ersten Insolvenz 2022 hatte Görtz bereits drastische Einschnitte vorgenommen. Damals zählte das Unternehmen noch 1.800 Mitarbeitende und betrieb rund 160 Filialen in Deutschland und Österreich.  Nach zahlreichen Schließungen sind derzeit nur noch rund 30 Filialen in Betrieb. Aufgrund von Mietrückständen kam es an vielen Standorten zu Räumungsklagen. 

Vier dieser Klagen sollen nun zur erneuten Einleitung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens geführt haben, was die ohnehin schwierige Ausgangslage weiter verschärft hat.

„Wir müssen bis zur endgültigen Klärung einer möglichen Gewährung von Insolvenzgeld versuchen, aus eigener Kraft so viel Liquidität wie möglich zu generieren, um die Gehälter der Mitarbeitenden zahlen zu können.“

Görtz könnte verkauft werden 

Inzwischen hätten sich bereits mehrere namhafte Kaufinteressenten von sich aus bei Böhm gemeldet. Gespräche liefen bereits. „Oberstes Ziel ist es jedoch, die Gehaltszahlungen für alle Mitarbeitenden zu ermöglichen.“

Gleichzeitig werde alles daran gesetzt, das 1875 gegründete Hamburger Traditionsunternehmen zu erhalten. „Die Lösung dafür liegt allerdings nicht in unserer Hand“», sagte Böhm. Denn die Görtz-Markenrechte gehörten nicht der Görtz Retail GmbH, sondern einer österreichischen Gesellschaft.